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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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auf die Nerven. Nach der Sache mit Larry Mann und dem Vorfall gestern, bei dem sie mich den Demonstranten quasi ausgeliefert hatten, bekam ich immer mehr den Verdacht, dass sie eher ein Sicherheitsrisiko für mich waren und keineswegs ein Schutz.
    »Das ist wohl einer der Gründe. Sie sind Paul Trainers Sturmtruppen. Ihre Aufgabe besteht nicht darin, mich zu beschützen. Sie sollen mich ausspionieren und dafür sorgen, dass ich das tue, was Trainer für mich geplant hat.«
    »Und das ist Ihnen jetzt erst klar geworden?«
    Sie schlug ein Bein unter und lehnte sich an die Tür des Wagens. Ich versuchte zu ignorieren, wie hübsch sie aussah in dem kurzen grünen Rock und der sandfarbenen Bluse, die aus irgendeinem Grund die früher von ihr bevorzugten Kartoffelsäcke abgelöst hatten. Ich wollte weiterhin wütend auf sie sein und mein Misstrauen ihr gegenüber pflegen.
    Ich war davon ausgegangen, dass sie ablehnen würde, als ich sie gebeten hatte, mich auf diese völlig sinnlose Reise zu begleiten, aber sie hatte mich überrascht und war einverstanden gewesen. Warum ich sie überhaupt gefragt hatte? Ehrlich gesagt, weil ich noch nicht so weit war, sie mit allen anderen in einen Topf zu werfen. Weil ich – mehr als alles andere – den Beweis dafür haben wollte, dass sie nicht zu meinen Feinden gehörte, die nur auf den Moment warteten, in dem ich ihnen den Rücken zukehrte.
    »Und die anderen Gründe?«, wollte Anne wissen. »Ärgern Sie sich darüber, dass Ihr Vater wütend auf Sie ist, weil Sie ihm widersprochen haben?«
    Ich hatte ihr von der Besprechung erzählt. Eigentlich hatte ich ihr viel zu viel erzählt.
    »Das ist mir egal.«
    Mit jedem Tag schien ihr Blick auf mich durchdringender zu werden. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Ich war mir nicht sicher.
    »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, auf welcher Seite Sie eigentlich stehen?«
    Ich zuckte mit den Achseln und überholte einen Traktor, der fast die gesamte Breite der Straße einnahm. »Ich stehe auf keiner Seite.«
    »Finden Sie nicht, dass es langsam Zeit wird, sich ein Team auszusuchen?« Ihre Stimme klang ein wenig zögernd, als würde sie jedes Wort abwägen, bevor sie es aussprach. »Sie können es nicht Ihrem Vater und Trainer recht machen.«
    »Anne, Trainer und mein Vater wollen beide das Gleiche – ein starkes, gewinnbringendes Unternehmen.«
    Sie lächelte mich an, als wäre ich ein Kind, das noch an den Osterhasen glaubte.
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Was?«, fragte ich noch einmal.
    »Es geht mich ja eigentlich gar nichts an.«
    »Großer Gott! Was?«
    Sie holte tief Luft und rückte mit der Sprache heraus. »Trevor … haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn Trainer gewinnt? Wenn er tatsächlich erreicht, dass keine Prozesse mehr gegen die Tabakindustrie geführt werden dürfen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Terracorp wird erheblich mehr Gewinn machen.«
    »Weil mehr Zigaretten verkauft werden?«
    »Nein. Weil wir nicht mehr Milliarden Dollar im Jahr für Rechtsanwälte und Prozesse ausgeben müssen.«
    »Soll das heißen, dass Rechtsanwälte in diesem Fall für die Tabakindustrie mehr oder weniger überflüssig werden – sie wären nicht wichtiger als sie es zum Beispiel in einer Firma sind, die Tennisschuhe herstellt?«
    »Ja, vermutlich schon.«
    »Und was passiert dann mit Ihrem Vater? Er ist einer der mächtigsten Männer in der Firma. Wird er dann seine Macht verlieren?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass mein Vater seine Stellung über die Interessen der Firma stellt?« Meine Stimme war etwas zu laut für das Wageninnere. »Sie vergessen dabei, dass sein Trust erheblich größer ist als meiner. Er wird ein Vermögen machen, wenn die Tabakaktien in die Höhe schießen. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht?«
    Sie setzte sich wieder gerade hin und sah durch die Windschutzscheibe auf die endlos weite, bäuerliche Landschaft.
    »Sie dürften ihn besser kennen als ich.«
     
    Die Talkshow fand in der Sporthalle einer Highschool statt, allerdings hatte man die Studiokulisse von Hardball exakt nachgebaut, und nicht einmal der größte Fan würde bemerken, dass wir nicht im normalen Studio waren. Mein Gegner war C. William Ivers, der Anwalt des Hauptklägers im Prozess von Montana und aus dem Blickwinkel der Tabakindustrie gesehen der gefährlichste Mann der Welt.
    »Es liegt auf der Hand, dass die Zigarettenindustrie mit dieser Sache die Regierung zwingen will, sie vor

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