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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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fiel auf, dass die Situation nicht ohne eine gewisse Ironie war. Stan machte mit Vorliebe abfällige Bemerkungen über die Leute, die die Tabakindustrie verklagten, und argumentierte (ständig), dass sie die Risiken kannten und nur nach jemandem suchten, dem sie die Schuld zuschieben konnten. So, wie ich das sah, passierte jetzt genau das Gleiche: Egal, was im Fernsehen über mich behauptet wurde, Stan wusste ganz genau, dass ich mich nicht innerhalb von eineinhalb Wochen vom Aktenschieber zu Terras Einpeitscher gewandelt hatte. Er brauchte nur jemanden, dem er die Schuld zuschieben konnte, und hatte nicht den Mut, Paul Trainer anzubrüllen.
    Es entging mir auch nicht, dass ich – wie die Branche, die meine Vorfahren gegründet hatten – keinen einzigen Freund mehr auf der Welt hatte: nicht meine Eltern, nicht Darius, nicht Stan. Und Anne auch nicht. Zweiunddreißig Jahre lang hatte ich panische Angst davor gehabt, jemanden vor den Kopf zu stoßen oder zu verärgern, aber gebracht hatte es mir nichts. Im Ernst. Null. Nada.
    Jedenfalls hatte ich jetzt die Nase voll davon, mich immer so zu verhalten, dass niemand auf die Idee kam, mich zu hassen. Wenn man mich schon so hasste, dass ich Leibwächter brauchte, konnte ich ja auch gleich als der Fiesling auftreten, für den man mich hielt.
    »Weißt du, was du und deine Familie können, Trevor? Ihr könnt dorthin gehen, wo …«
    »Sei vorsichtig«, unterbrach ich ihn mitten im Satz. »Irgendwann ist die ganze Sache hier zu Ende, und wenn es so weit ist, bin ich vielleicht derjenige, der entscheidet, ob du zu den Leuten gehörst, die wieder eingestellt werden, oder nicht.« Ich sah die anderen an, die ich alle schon seit Jahren kannte. »Und für euch gilt das auch.«
    Ich glaube, ich habe seit meiner Zeit in der Junior-Highschool, als ich immer Darius verteidigt hatte, keine ernst gemeinte Drohung mehr ausgestoßen, und ehrlich gesagt fühlte ich mich auch gar nicht so toll dabei. Aber ich musste recht überzeugend gewesen sein, denn Stan hielt den Mund.
    »Würdet ihr mir jetzt gefälligst aus dem Weg gehen?«, sagte ich.
    Plötzlich beeilten sich alle, so weit wie möglich von mir wegzukommen.
     
    Auf dem Weg zu meinem Büro sah ich, dass Anne und die anderen Assistentinnen der Führungskräfte an der Cappuccino-Maschine standen und miteinander flüsterten. Als ich an ihnen vorbeiging, verstummten sie schlagartig. Anne versuchte zweifellos, ihnen Informationen aus der Nase zu ziehen, die gegen Terra und vermutlich auch gegen mich verwendet werden konnten, aber es war mir egal. Wirklich.
    Ich ging direkt zu meinem Schreibtisch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Ich hatte vor, mich kopfüber in die Arbeit zu stürzen, um alles andere aus meinem Kopf zu verdrängen. Das Problem dabei war, dass ich immer noch nicht so genau wusste, was ich zu tun hatte. Mein Schreibtisch war nach wie vor aufgeräumt, so gut wie leer und völlig staubfrei.
    »Ich habe Sie gestern im Fernsehen gesehen«, sagte Anne, die durch mein Büro ging und sich auf einen Stuhl setzte. »Sie schaffen sich ja alle möglichen Freunde.«
    Es war nicht das, was ich hören wollte, und ich runzelte die Stirn. Zum ersten Mal tat es mir leid, sie eingestellt zu haben. Ich fragte mich allen Ernstes, wie ich Miss Davenport aus der Buchhaltung zurücklocken konnte.
    »Es sieht ganz danach aus, als würden sie das Gebäude räumen«, fuhr sie fort. »Bis auf das unbedingt notwendige Personal. Ich schätze, das sind wir.«
    »Ich auch.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Trevor? Sie sehen irgendwie bedrückt aus.«
    »Mir geht es gut.«
    Sie nickte, aber es war ihr anzumerken, dass sie mir nicht glaubte. »Paul Trainer möchte mit Ihnen sprechen. In seinem Büro.«
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Sie auch nicht.
    »Haben Sie schon entschieden, wo das für Sie hinführen soll, Trevor?«
    »Wo immer der Wind mich hinträgt.«
    »Orkan«, sagte sie. »Wo immer der Orkan Sie hinträgt.«
     
    »Ausgezeichnete Arbeit, Trevor!«, sagte Trainer, als ich durch die Tür kam, die unsere Büros miteinander verband. »Ganz ausgezeichnet. Das war der erste Schritt, und noch dazu ein großer. Haben Sie die Berichte in der Presse gelesen? Fantastisch. Und erst der Artikel in der New York Times – haben Sie wirklich gesagt, dass Godfrey Sie mal kreuzweise könne?«
    Ich nickte, und Trainer schlug mir auf den Rücken. »So gefallen Sie mir!«
    Mein Vater saß auf einem an die Wand gerückten

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