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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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bekommt der Kläger nicht einen Cent Entschädigung. Wenn dieses juristische Gezerre also niemandem etwas Gutes tut – außer den Anwälten natürlich –, warum hören wir dann nicht einfach damit auf und erlassen stattdessen eindeutig formulierte Gesetze, die tatsächlich etwas Gutes tun?«
    »Da muss ich Ihnen widersprechen, Mr Barnett. Der Vergleich mit den Bundesstaaten hat den Zigarettenpreis steigen lassen und dazu beigetragen, eine Reihe von Richtlinien einzuführen, die es der Tabakbranche verbieten, Zigaretten an Kinder zu vermarkten. Und ich verstehe immer noch nicht, wem außer Ihnen es nützen soll, wenn man verhindert, dass die Tabakindustrie haftbar gemacht werden kann.«
    Ich überlegte kurz. »Ich stimme Ihnen in dem Punkt zu, dass der Vergleich zu einigen Änderungen bei den Kosten und dem Marketing von Zigaretten geführt hat, obwohl ich behaupten würde, dass diese Änderungen nichts dazu beigetragen haben, die Raucherquote zu senken. Um Ihre Frage zu beantworten, wer davon profitiert, wenn die Tabakindustrie nicht mehr haftbar gemacht werden kann: Vielleicht werden es sich die Leute zweimal überlegen, ob sie rauchen, wenn sie die Verantwortung dafür allein übernehmen müssen. Aber vielleicht entscheidet sich das amerikanische Volk auch anders. Vielleicht entscheidet es, dass Zigaretten für illegal erklärt werden sollen. Oder wie ein Medikament reglementiert werden sollen. Vielleicht werden Leute, die Zigaretten kaufen, vorher ein Dokument unterzeichnen müssen, in dem sie versichern, dass ihnen die gesundheitlichen Risiken bekannt sind und sie diese Risiken für tragbar halten. Egal, wie Sie es auch wenden, es wird eine erstaunliche Entwicklung sein.«
    »Aber Sie rechnen nicht damit, dass Zigaretten für illegal erklärt oder reglementiert werden, nicht wahr? Sie wollen die Abhängigkeit der Raucher vom Nikotin und die Abhängigkeit der Regierung vom Geld der Tabakindustrie nutzen, um dieses Land zum Nachgeben zu zwingen, damit Sie das bekommen, was Sie haben wollen.«
    Es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, aber mir wurde plötzlich klar, dass das hier nicht meine Welt war. Und obwohl eine landesweit ausgestrahlte Talkshow nicht gerade der ideale Ort dafür war, bildete sich in meinem Hinterkopf allmählich die Antwort auf Annes Frage, auf wessen Seite ich war.
    »Wir versuchen doch gar nicht, unsere Position dazu zu nutzen, um jemanden in Zugzwang zu bringen«, erwiderte ich, obwohl ich wusste, dass Paul Trainers Plan genau das vorsah. »Und es war auch nie die Rede davon, die Tabakindustrie durch eine einseitige Gesetzgebung in Schutz zu nehmen. Wir müssen uns eine umfassende Strategie überlegen, die das Produkt eines Dialogs zwischen allen beteiligten Parteien ist: zwischen uns, den Rauchern, der Anti-Tabak-Lobby und der Regierung.«
    »Dann wollen Sie mir weismachen, dass eine Branche, die noch nie irgendetwas Positives getan hat, ohne dass man sie dazu gezwungen hat, solche Zugeständnisse aus reiner Gutherzigkeit machen wird? Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
    »Mr Ivers«, sagte ich, »es gibt Untersuchungen, nach denen fünfundsiebzig Prozent aller Raucher mit dem Rauchen aufhören wollen. Das sollte Ihnen zweierlei sagen: Rauchen ist keine erstrebenswerte Gewohnheit, und es ist eine Sucht. Wir verkaufen Zigaretten nicht, weil sie gesund für die Leute sind, und wenn jemand so etwas glaubt, ist er ganz einfach ein Idiot, wir verkaufen Zigaretten, weil die Leute sie haben wollen und weil wir Geld damit verdienen wollen. Das ist alles.«
    »Es gibt eine Menge anderer Firmen in diesem Land, die Geld verdienen wollen, aber sie bringen dazu keine Leute um. Die Tatsache, dass Sie so wortgewandt über dieses Produkt sprechen können, lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass Sie noch nie mit angesehen haben, wie qualvoll jemand daran gestorben ist – dass Sie sich nur mit Berichten und Zahlen beschäftigen, die menschliche Realität aber vernachlässigen. Vor Ihrem nächsten Fernsehauftritt sollten Sie in ein Krankenhaus gehen und zusehen, wie jemand erstickt.«
    »Damit eines klar ist – ich habe nie davon gesprochen, dass die Leute anfangen sollen zu rauchen. Und deshalb möchte ich jetzt allen Zuschauern, die überlegen, mit dem Rauchen anzufangen, eines sagen – tun Sie es nicht. Mr Ivers hat recht: Es kann Sie umbringen, und Ihr Tod wird vermutlich nicht sehr angenehm sein.«
    Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob Paul Trainer inzwischen schon Brustschmerzen

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