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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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breitbeinig über mir stand und aus meiner Perspektive sonderbar weit entfernt am anderen Ende eines Gewehrlaufs wirkte, steckte von Kopf bis Fuß in einem Tarnanzug und hatte sich ein Taschentuch vor die untere Gesichtshälfte gebunden, wie ein Bandit aus dem Wilden Westen.
    Ich hörte, wie Anne zu schreien begann, und versuchte mich aufzurichten, doch der Mann rammte mir den Gewehrlauf so fest auf die Brust, dass mir die Luft wegblieb. Er brüllte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber mir war trotzdem klar, was er meinte: Wenn ich mich noch einmal bewegte, war ich tot.
    »Trevor!«
    Es war Annes Stimme. Der Nebel vor meinen Augen hatte sich so weit gelichtet, dass ich erkennen konnte, wie sie sich gegen einen ähnlich gekleideten Mann wehrte, der in der einen Hand eine Pistole und in der anderen ihre Haare hatte. Wut und Angst stiegen in mir hoch, doch der Mann über mir hatte mit dieser Reaktion gerechnet und presste mir den Lauf seiner Waffe genau zwischen die Augen.
    »Sie hat nichts damit zu tun«, brüllte ich. »Sie ist nur meine Sekretärin! Lassen Sie sie gehen!«
    Die beiden ignorierten mich natürlich.
    Der Mann über mir schwenkte sein Gewehr zur Seite und zerrte mich hoch. Ich war etwa fünfzehn Zentimeter größer als er. Er sah sich vor und trat einen Schritt zurück, während er auf den Pick-up deutete.
    Anne, die etwa sieben Meter von mir entfernt war, krümmte sich zusammen und versuchte vergeblich, ihre Haare aus der Hand des Mannes zu befreien.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.
    Der Mann, der mich in der Gewalt hatte, fuchtelte wieder mit dem Lauf seines Gewehrs herum und versuchte, mich zum Pick-up zu dirigieren.
    Dann geschah etwas sehr Seltsames. Es gab einen tiefen, dumpfen Knall, der mich an die Bässe aus einer dieser wattstarken Stereoanlagen erinnerte, die sich manche Leute in ihr Auto einbauen ließen. Als mein Blick wieder auf Anne fiel, und ich überall auf ihrem Körper Blutspritzer sah, hätten um ein Haar meine Beine unter mir nachgegeben.
    »Anne! O mein Gott …«
    Aber mit ihr war alles in Ordnung. Mir fiel plötzlich auf, dass die Jacke des Mannes, von dem sie festgehalten wurde, an einer Stelle aufgerissen war und Blut aus seinem Brustkorb quoll. Er stürzte langsam zu Boden, ließ Annes Haare aber nicht los. Es gelang ihr stehen zu bleiben, und mit einem kräftigen Ruck riss sie ihre Haare los.
    Ich weiß nicht, wie lange das alles gedauert hatte, aber etwa in dem Moment, in dem Anne rückwärts von dem Toten wegtaumelte, hörte ich das Echo eines Gewehrschusses, der aus weiter Entfernung zu kommen schien.
    Drei der vier Angreifer waren noch am Leben, aber mich schienen sie völlig vergessen zu haben. Sie brüllten und gestikulierten wild durcheinander und schossen an mir vorbei in Richtung der Straße, die völlig leer aussah.
    Wahrscheinlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür gewesen, wegzulaufen oder hinter dem Wagen in Deckung zu gehen, aber ich rührte mich nicht vom Fleck. Ich stand einfach nur da, blinzelte in die Strahlen der untergehenden Sonne und versuchte zu erkennen, auf was die Männer schossen. Dann sah ich tatsächlich etwas … Einen Wagen. Allerdings nicht den, den der Blonde und der Brünette gefahren hatten. Dieser hier war kleiner. Und blau. Oder vielleicht grau. Jedenfalls parkte er etwa achthundert Meter von mir entfernt mitten auf der Straße.
    Ich hörte wieder diesen dumpfen Knall, und aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie der Mann, der mich aus dem Wagen gezerrt hatte, förmlich explodierte. Es war nicht so wie im Kino, wo sich das Opfer immer an die Brust greift, ein paar Schritte weitertaumelt und dann dramatisch zu Boden sinkt. Stattdessen löste sich der Brustkorb des Mannes zum größten Teil einfach auf und spritzte durch das, was von seinem Rücken noch übrig war. Es hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert, um einen Klumpen Hackfleisch aus ihm zu machen.
    Ich spürte, wie zwei Hände meinen Arm packten, dann ein verhältnismäßig schwaches Ziehen.
    »Trevor! Laufen Sie!«, rief Anne über das Grollen, das dem Schuss folgte.
    Ich blinzelte sie nur verständnislos an und ließ mich von ihr auf die andere Seite des Mietwagens zerren, wo wir uns hinter einem Reifen duckten. Sie schlang die Arme um mich, und ich zog sie an mich und fragte mich dabei, ob sie oder ich zitterte.
    »Wir müssen hier weg«, sagte ich, als mein Gehirn langsam wieder anfing, Informationen zu verarbeiten. Ich gebe gern

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