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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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hätte: Nikotin warf sich mit gefletschten Zähnen und aufgestellten Rückenhaaren zwischen uns. Aus ihrer Kehle kam ein tiefes Knurren, und der Blonde gefror zur Salzsäule, während er die annähernd siebzig Kilo Muskeln, Fell und Zähne vor sich anstarrte.
    »Hallo?«, hörte ich Anne sagen. Ich warf einen Blick über die Schulter und sah, dass sie in ihr Mobiltelefon sprach. »Ist dort die Polizei? Hier wird gerade jemand entführt.«
    Der Intelligenzquotienten des Blonden reichte, um ihm klar werden zu lassen, dass er verloren hatte. Er half seinem Partner auf die Beine und ging mit ihm zu ihrem Wagen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, sagte Anne, während sie das Gespräch beendete. Sie nahm meine Hand und sah sich meine blutigen Fingerknöchel an. »Großer Gott, Trevor. Was ist denn in dich gefahren?«
    Nikotin knurrte immer noch. Ich fuhr ihr mit der anderen Hand beruhigend über den Rücken.
    »Hast du was zu essen im Kühlschrank? Ich bin am Verhungern.«

VIERUNDVIERZIG
    In jener Nacht schlief ich so, wie ich als Kind immer geschlafen hatte – eine traumlose, sorglose Vorschau des Todes. Die Kündigung durch meinen Vater und mein Triumph über die Pferdeschwanzbrüder hatten es fertiggebracht, mich von dem größten Teil des Ballasts zu befreien, den ich seit meiner Kindheit mit mir herumgetragen hatte. Zugegeben, meine Zukunftsaussichten waren nicht gerade rosig, aber hoffnungslos war meine Lage nicht. Wissen Sie, an was ich gedacht hatte, als ich eingeschlafen war? Ich meine, außer an Anne natürlich. Ich hatte mir vorgestellt, Koch zu sein. Im Ernst. Koch. Früher hatte ich es mir nie erlaubt, darüber nachzudenken. Ich kam zu dem Schluss, dass Abwechslung mir guttun würde.
    Ein klingelndes Telefon reichte nicht aus, um den neuen Trevor Barnett, der vorübergehend mit sich im Reinen war, zu wecken. Doch Annes Ellbogen in meinen Rippen schaffte es. Ich hob den Kopf vom Kissen und blinzelte sie an. Das Grau der Morgendämmerung drang durch das Fenster und erhellte den Raum gerade so weit, dass ich einen Teil ihrer Haare unter der Bettdecke sehen konnte.
    »Mich ruft so früh niemand an«, hörte ich ihre Stimme durch die Decke. »Das ist für dich.«
    Wir waren beide viel zu fertig, um uns Gedanken darüber zu machen, wer uns aufgespürt haben könnte. Ich streckte den Arm aus und griff nach dem Telefon hinter ihr.
    »Hallo?«
    »Guten Morgen, Trevor! Was für ein schöner Tag, finden Sie nicht auch?«
    Ich brauchte einen Moment, bis mir klar war, wen ich am anderen Ende hatte. Lawrence Mann.
    »Es ist noch nicht Tag.«
    Anne rollte sich herum und legte sich ihr Kissen auf den Kopf. Sie sah zum Anbeißen aus.
    »Sie sind ziemlich schwer zu finden, Trevor. Ich habe bei Ihnen zu Hause angerufen, aber …«
    »Die Presse ist immer noch dabei, meinen Rasen zu zertrampeln. Dafür darf ich mich wahrscheinlich bei Ihnen bedanken.« Ich setzte mich auf und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Das Gehalt, das Anne bei Smokeless Youth bekommen hatte, hatte wohl nicht für den Kauf eines Kopfteils für das Bett gereicht. »Und auch noch vielen Dank für die Vorwarnung.«
    »Trevor, hören Sie eigentlich jemals Ihren Anrufbeantworter ab?«
    »In letzter Zeit nicht mehr«, gab ich zu. »Es waren immer so viele schlechte Nachrichten dabei.«
    »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, konnte ich Ihnen nichts sagen, weil die endgültige Entscheidung noch ausstand. Zur Fahndung habe ich Sie nicht ausschreiben lassen, aber abgesehen davon habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um mit Ihnen zu sprechen, bevor ich an die Presse gegangen bin.«
    »In Ordnung. Aber warum, Larry? Warum tun Sie das? Sie hatten Ihre Jobs doch wieder.«
    Anne zog das Kissen von ihrem Kopf, machte die Augen auf und hörte meiner Seite des Gesprächs zu.
    »Das Schwierigste dabei war, die Sache in Gang zu bringen. Ich hatte alle Hände voll zu tun, bis ich meine Leute aus ihrer Trägheit gerissen und sie dazu gebracht hatte, weiter als bis zu ihrer Nasenspitze zu sehen. Sie und Paul haben uns dazu gezwungen. Aber am Ende waren alle fest entschlossen. Der allgemeine Tenor ist, dass wir schon weit gekommen sind und …«
    »Larry, Sie gehen ein großes Risiko ein. Sind Sie sicher, dass es das wert ist?«
    »Aber sicher. Wenn alles schiefläuft, können wir immer noch an unsere Arbeitsplätze zurückkehren. Ich habe lange darüber nachgedacht. Meine Aufgabe betrifft nicht nur das Hier und Jetzt, ich muss mich auch um die Zukunft

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