Das Abkommen
die Tabakindustrie verschwinden zu lassen«, sagte jemand. Ich sah, wie Anne aus dem Wagen stieg und ins Haus schlich. Außer mir bemerkte es niemand.
»Das mag sein«, sagte ich. »Aber das hätten das amerikanische Volk und seine Repräsentanten entscheiden müssen.«
Ich war der Meinung, dass ich jetzt auch den Punkt »durch nichts aus der Ruhe zu bringen« abhaken konnte.
»Aber ist es nicht eher so, dass Ihr eigentliches Ziel darin bestand, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Tabakfirmen ein gefährliches Produkt verkaufen konnten, ohne Klagen auf Schadensersatz befürchten zu müssen?«
»Mit einem Wort – ja. Es ist richtig, dass wir ein gefährliches Produkt herstellen. Wenn Sie rauchen, besteht eine relativ hohe Chance, dass es Sie eines Tages umbringen wird. Und wenn Sie sich deshalb Sorgen machen – wenn Sie glauben, dass es das nicht wert ist –, sollten Sie erst gar nicht damit anfangen. Wenn Sie allerdings der Meinung sind, Rauchen verbessere die Qualität Ihres Lebens so erheblich, dass es Ihnen nichts ausmacht, wenn es vielleicht etwas kürzer ausfällt, können Sie sich von mir aus gern eine anzünden. Aber wir haben nicht versucht, etwas umsonst zu bekommen. Wir waren bereit, die Anti-Tabak-Lobby und das Gesundheitswesen mit ins Boot zu holen, um einen Kompromiss zu erarbeiten, der das Thema der öffentlichen Gesundheit aus den Gerichten heraushält und es wieder dahin bringt, wo es hingehört, nämlich auf die legislative Seite der Regierung.«
Diese Äußerung konnte von niemandem widerlegt werden, obwohl ich natürlich wusste, dass Paul Trainer sich einen Dreck um die Anti-Tabak-Lobby geschert hätte. Aber es klang intelligent. Ich konnte schon fast spüren, wie die Jobangebote auf meinem Anrufbeantworter eintrudelten.
»Und was halten Sie von dem Streik?«, fragte die Blondine, auf die Darius so scharf war.
»Entschuldigung?«
»Der Streik?«, wiederholte sie, dieses Mal um eine deutlichere Aussprache bemüht.
»Was für ein Streik?«
Die Reporter sahen sich an. »Wissen Sie denn nicht, dass Lawrence Mann einen Streik der Tabakarbeiter ausgerufen hat? Vor etwa einer halben Stunde sind Streikposten vor den Produktions- und Vertriebsanlagen aufgestellt worden.«
Das mit dem Durch-nichts-aus-der-Ruhe-zu-bringen-Teil meiner Fassade klappte jetzt nicht mehr so gut, da mein Gehirn gerade vollauf damit beschäftigt war, diese Information zu verarbeiten. Ich räusperte mich, doch die Blondine vor mir witterte meine Schwäche. Sie kam auf mich zu, das Mikrofon wie eine Waffe vor sich ausgestreckt. »Offenbar gilt der Streik auch für den Lebensmittelbereich des Tabakkonzerns.«
»Meine Äußerungen zu den Doughnuts müssen ihnen Angst gemacht haben«, brachte ich gerade noch so heraus. Alle lachten.
»Offenbar ist es Ihnen auch gelungen, der Transportbranche Angst zu machen, denn die Gewerkschaftsmitglieder der Speditionen haben sich mit der Tabakgewerkschaft solidarisch erklärt und weigern sich, Tabakprodukte auszuliefern.«
»Ich, ähm … ich habe Ihnen gesagt, dass ich alle Fragen beantworte, aber jetzt fehlen mir sozusagen die Worte. Ich habe von diesem Streik gar nichts gewusst.«
Die Blondine deutete auf einen Übertragungswagen, und wir folgten wir. Die hintere Tür stand offen. Sie beugte sich vor und sprach mit dem Mann, der in dem Transporter saß. »Bobby, kannst du das Band mit Lawrence Manns Presseerklärung abspielen?«
Einen Augenblick später erschien Manns Gesicht auf einem winzigen, nur zehn Zentimeter großen Bildschirm. Ich sah es mir an, während die Reporter mich gespannt dabei beobachteten.
»Wir haben Paul Trainer und Trevor Barnett von Anfang an bei dieser Sache unterstützt, und wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, das, was wir begonnen haben, zu Ende zu führen. Die Tabakindustrie – unsere Lebensart – wird langsam zerstört, aber mit keinem echten Ziel bis auf das, eine Horde von Anwälten zu Millionären zu machen. Wir arbeiten hier sehr hart, und wir sind ganz sicher nicht reich. Aber wir haben Familien und müssen uns um ihre Zukunft Gedanken machen. Wenn Amerika will, dass Zigaretten als Droge bezeichnet und für illegal erklärt werden sollen, wird es Zeit aufzustehen und das zu sagen. Und wenn es weiterhin Freiheit und das Recht auf Selbstbestimmung geben soll, müssen wir das auch sagen. Aber es wird auch Zeit, den Leuten im Süden Gewissheit darüber zu verschaffen, ob sie ihre Kinder auch in Zukunft ernähren können und im Alter noch
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