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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ihr Gesicht. Er stellte seine Tasche ab, ging zu ihr, drückte ihr einen Kuß auf die Wange, kniete sich auf den Boden. Er nahm ihre Hände in seine, sah sie an.
    »Schatz«, sagte er, »wir müssen nachher noch einmal zu Professor Meininger fahren. Er will sehen, wie es dir geht. Du bist doch damit einverstanden?«
    »Ja. Wann fahren wir?« fragte sie leise.
    »So, daß wir um neun bei ihm sind. Wir haben also noch alle Zeit der Welt, in Ruhe zu Abend zu essen und uns frisch zu machen. Ich liebe dich, ich habe nie eine andere Frau angesehen, seit ich dich kenne. Und daran wird sich auch nie etwas ändern.«
    Erneut lächelte sie, sah ihn für einen Moment aus ihren traurigen Augen an, die schon so lange so traurig blickten. Er erhob sich wieder, ging an das Barfach, schenkte sicheinen Cognac ein. Während er trank, sah er sie unentwegt an, diese so schöne Frau, deren Schönheit ihr nicht einmal genommen werden konnte durch den Verlust, den sie erlitten hatte. Nachdem er ausgetrunken hatte, stellte er das Glas auf den Tisch, lockerte den Krawattenknoten und ging nach oben. Auf der Treppe begegnete er Anna.
    »Wie geht es ihr heute?« fragte er, so wie er jeden Tag dieselbe Frage stellte.
    »Es geht ihr heute relativ gut. Wir haben uns sogar ein bißchen unterhalten können. Vielleicht helfen ja die neuen Tabletten. Ich würde es ihr und Ihnen so wünschen.«
    Er lächelte, weil er wußte, daß Anna diese Worte ernst meinte. Er nickte, sagte: »Das freut mich« und setzte seinen Weg fort. Im Schlafzimmer entkleidete er sich bis auf die Unterwäsche, begab sich ins Bad, duschte, wusch sich die Haare, rasierte sich. Er zog frische Unterwäsche an, darüber Jeans und ein Sweatshirt. Anna war gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten, er hörte sie in der Küche hantieren. Er setzte sich zu seiner Frau, hielt wieder ihre Hand und wünschte sich, sie würde einmal seine Hand halten. Aber er wußte, dieser Wunsch würde wahrscheinlich nie in Erfüllung gehen.

Mittwoch, 17.15 Uhr
     
    Das Telefon klingelte, Berger nahm ab.
    »Berger«, meldete er sich. Es war einer der Kollegen vom Zoll. Er berichtete von dem Mißerfolg. Nach wenigen Worten legte Berger wieder auf. Er sah Julia Durant an, die vor dem Computer saß und einige Daten eintippte.
    »Das war der Zoll«, sagte er. »Was immer Ihr Informantauch gesagt haben mag, Heroin war nicht in dem Flugzeug. Nur Computer und Fernsehapparate. Sie haben jedes Gerät auseinandergenommen, doch es war nicht ein Gramm Heroin zu finden.«
    Julia Durant blickte auf. »Verdammte Scheiße«, sagte sie nur. »Ich bin wohl doch verarscht worden.«
    »Sieht so aus«, sagte Berger schulterzuckend, stand auf und stellte sich ans Fenster, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er sah hinunter auf die Mainzer Landstraße, auf die Staus, die sich jetzt um diese Zeit vor den Ampeln am Platz der Republik gebildet hatten. Es regnete seit einigen Minuten wieder. Mit dem Rücken zu der Kommissarin stehend, fuhr er fort: »Wir haben höchstens die Pferde scheu gemacht. Ich bin gespannt, ob Ihr Anrufer sich noch einmal bei Ihnen melden wird.«
    »Und wenn er es tut, werde ich ihm meine Meinung sehr deutlich sagen. Darauf können Sie sich verlassen. Ich bin gleich fertig mit meiner Aufstellung und werde danach nach Hause fahren. Mir fehlt einiges an Schlaf. Ich kann nur hoffen und beten, daß nicht ausgerechnet heute nacht etwas passiert.«
    Um halb sechs schaltete sie den Computer aus, nahm ihre Tasche und verabschiedete sich von Berger und Hellmer.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte sie im Hinausgehen. Auf der Heimfahrt hielt sie an einem Penny-Markt, kaufte ein Päckchen Brot, ein paar Tomaten, ein Glas saure Gurken, ein Stück Butter, Salami und Teewurst und sechs Dosen Bier. Zu Hause angelangt, holte sie die Post aus dem Briefkasten, einen Brief von Susanne Tomlin, die vierteljährliche Zeitungsrechnung und einen Brief ohne Absender. Sie ging nach oben, betrat ihre Wohnung, stellte die Einkaufstasche ab und öffnete den Brief von Susanne Tomlin. Es ging ihr gut, sie hatte sich in ihrem Domizil in Südfrankreich nachjetzt über zwei Jahren gut eingelebt, die Kinder hatten schneller Französisch gelernt als sie selbst. Und sie wiederholte noch einmal die Einladung, die Sommerferien bei ihr zu verbringen. Dies wäre dann schon das dritte Mal, daß sie die Ferien zusammen verbrachten. Sie würde es sich überlegen, aber ihr Herz sagte bereits jetzt ja. Danach riß sie den Brief ohne Absender auf,

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