Das achte Opfer
Sinn.«
»Ja, natürlich. Ist sie legal hier?«
»Wahrscheinlich nicht, aber irgendwer hat ihr wohl legale Papiere verschafft. Die allerdings liegen sicher in einem Safe, wie sie selber sagt. Allein hat sie keine Chance, dort wegzukommen.«
»Und die Beerdigung von Neuhaus? Bekannte Gesichter?«
»Ein paar, aber mit denen werden wir wenig anfangen können. Wir müssen die Beerdigungen der anderen drei abwarten und dann die Fotos auswerten.«
Berger atmete tief ein und stieß die Luft hörbar aus. »Unsere Oberstaatsanwältin hat vorhin mal wieder angerufen und mich nach dem Stand der Ermittlungen gefragt. Sie ist ziemlich ungehalten, daß wir noch immer auf der Stelle treten. Ich konnte ihr nur sagen, daß wir alles in unserer Macht Stehende tun, um den Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Sie hörte sich sogar ein wenig ängstlich an . . .«
»Warum?« fragte Julia Durant, hellhörig geworden.
»Na ja, die Presse macht einen gewaltigen Rummel. Und die Polizei kommt nicht gerade gut dabei weg. Und letztendlich trifft es auch sie. Aber um ehrlich zu sein, die Schweiger kann mich mal kreuzweise. Wir müssen mit der Sache fertig werden und nicht sie. Wie sieht Ihr weiterer Plan für heute aus?«
Julia Durant zuckte mit den Schultern, meinte nur: »Ich werde mich an den Computer setzen und ein paar Fakten zusammenstellen. Vielleicht ergibt sich ja bei dieser Zusammenstellung zur Abwechslung mal ein Hinweis.« Und nach einer Pause sagte sie: »Und unser Killer hat sich nicht wieder gemeldet?«
»Bis jetzt nicht. Aber er wird es schon noch tun, da bin ich ganz sicher. Ach ja, bevor ich’s vergesse, Richter Degen und Staatsanwalt Anders sind weiter überprüft worden. Interessant ist vielleicht zu wissen, daß Degen vor einigen Jahrenseine Tochter auf recht mysteriöse Weise verloren hat. Angeblich hat sie Selbstmord begangen, obgleich es keinerlei Hinweise im Vorfeld dafür gab. Es heißt, sie galt als lebenslustig, stand kurz vor ihrem Abitur, war eine ausgezeichnete Schülerin und hatte vor, nach dem Abi, genau wie ihr Vater, Jura zu studieren. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, es gab keine Verhaltensauffälligkeiten vor ihrem Tod und . . .«
»Wie ist sie gestorben?«
»Sie hat sich erschossen.«
»Eine Todesart, die von Frauen nur sehr selten angewandt wird. Wo hat sie sich erschossen?«
»In einem kleinen Waldstück in Hattersheim. Spaziergänger haben sie gefunden. Na ja, und die Mutter – der Schock war für die gute Frau so groß, daß sie einen Nervenzusammenbruch erlitt und danach einige Zeit in einer Klinik zubringen mußte.«
»Könnte bei dem Tod des Mädchens jemand nachgeholfen haben?«
»Das läßt sich jetzt nicht mehr sagen, die Sache liegt immerhin schon drei Jahre zurück. Aber der Richter hat damals steif und fest behauptet, seine Tochter wäre niemals freiwillig aus dem Leben geschieden.«
»Hat er das irgendwie begründet?«
»Wie ich schon sagte, sie steckte voller Leben und Energie …«
»Ich würde mich gern einmal mit ihm unterhalten«, sagte die Kommissarin, während sie sich eine Zigarette ansteckte. »Vielleicht ist er unter Druck gesetzt worden, und als er diesem Druck nicht nachgab, mußte seine Tochter dran glauben.«
»Und an was für einen Druck denken Sie da?«
»Was weiß ich, aber Degen ist seit Jahren bekannt dafür, daßer eine harte, aber gerechte Linie fährt. Wenn wir den Faden jetzt ein wenig weiterspinnen, dann könnte man vermuten, daß die ominöse Organisation dahintersteckt, daß der Richter vielleicht zu dem Zeitpunkt gerade einen Fall hatte, bei dem es darum ging, eine bestimmte, wahrscheinlich hochrangige Person hinter Gitter zu bringen, und man ihm deutlich zu verstehen gab, sollte er dies tun, würde dies nicht ungestraft geschehen. Wahrscheinlich hat man ihm vorher Geld geboten, das er aber ablehnte, dann wurden eben andere Druckmittel eingesetzt. Aber wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Wir müßten einfach wissen, welche Fälle er vor dem Tod seiner Tochter bearbeitet hat.«
»Das wird schwierig sein. Außerdem gibt es da eine Ungereimtheit: Wäre die Organisation für den Tod von Degens Tochter verantwortlich, dann glaube ich kaum, daß er jetzt Mitglied wäre. Schon gar nicht in einer Position, in der man ihm einen Decknamen gibt.«
»Trotzdem sollten die Kollegen weiterforschen und herauszufinden versuchen, welche Fälle er vor drei Jahren bearbeitet hat«, sagte Hellmer. »Denn eines würde zusammenpassen: Degen ist
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