Das achte Opfer
Rechner.«
»Okay«, sagte Julia Durant, »lassen wir die Zahlen mal außen vor. Was ist mit den Schlüsselwörtern? Winter, Eis, Schnee – da fällt mir vor allem bei Schnee Rauschgift ein. Und Kinder – Kinderhandel, Menschenhandel, Pädophile, Päderasten. Wir haben bis jetzt eindeutige Beweise, daß zumindest Winzlow und Meininger Päderasten waren. Domberger war, laut Aussage einer Zeugin, die ich hier nicht nennen möchte, die aber inzwischen in Sicherheit ist, ebenso auf Jungs fixiert. Inwieweit das auf Matthäus, Neuhaus und Mondrian zutrifft, vermag ich nicht zu sagen. Dennoch möchte ich behaupten, daß sie, wenn auch nicht unbedingt päderastisch, so doch aller Wahrscheinlichkeit nach pädophil veranlagt waren. Dann haben wir Kinder, Schlaf und Tod.« Sie machte eine Pause, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, zündete sich betont ruhig eine Zigarette an, inhalierte und fuhr fort: »Wie wir inzwischen wissen, wurden in bestimmten Kreisen Partys abgehalten, auf denen Kinder anwesend waren. Sie wurden dort mit Drogen ruhiggestellt, was unter Umständen mit dem Begriff Schlaf gemeint sein könnte. Nur der Tod macht mir Sorgen.« Sie wirkte auf einmal nervös und fahrig, sah Hellmer fragend an.
»Du denkst doch wohl nicht«, sagte er, »daß alle Kinder . . . mein Gott, das wäre furchtbar.«
»Ja, das wäre es. Erinnerst du dich, wie ich dir von den beiden Lettinnen erzählte, die mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen sind und hier von ihren Kindern getrennt wurden? Was ist wohl mit den Kindern geschehen? Wo hat man sie hingebracht? Leben sie noch, oder sind sie inzwischen tot? Sind sie noch in Deutschland, oder hatman sie ins Ausland verschleppt, in irgend so ein Kinderbordell?«
»Moment«, warf Kullmer ein. »Kinderbordelle gibt es auch hier. Aber nur eingeweihte, absolut vertrauenswürdige Personen wissen, wo diese Bordelle sich befinden. Soweit ich informiert bin, ist bis jetzt keines entdeckt worden.«
»Und woher wollen Sie dann wissen, daß es solche Kinderbordelle auch bei uns gibt?« fragte Berger.
»Es sind sehr viele Gerüchte im Umlauf, und ein Körnchen Wahrheit steckt in jedem dieser Gerüchte.«
»Wie viele Kinder verschwinden jedes Jahr in Deutschland spurlos?« fragte Hellmer.
»Darüber gibt es sicherlich statistische Erhebungen, doch die hat das BKA. Wobei diese Zahlen letztendlich keinen wirklichen Aussagewert haben, da Kinder und Jugendliche häufig nur für ein paar Tage verschwinden, aber trotzdem in der Liste auftauchen«, sagte Berger und zündete sich eine Marlboro an.
»Aber nehmen wir an, die meisten Kinder kommen aus osteuropäischen Staaten wie Polen, Tschechien, Rumänien, Rußland . . . Sie würden in keiner dieser Listen auftauchen, weil keiner sie als vermißt melden würde«, sagte Julia Durant. Sie nahm einen langen Zug an ihrer Gauloise, bevor sie fortfuhr: »Allerdings kann ich mit den Begriffen fröhlich, Reisen, Macht und Welt relativ wenig anfangen.«
»Macht und Welt«, sagte Hellmer, »könnte für das globale Netz des organisierten Verbrechens stehen. Wie unser anonymer Informant sagte, arbeiten die großen Organisationen nicht mehr gegeneinander, sondern sie kooperieren. Kleinere Machtkämpfe gibt es nur noch auf unterer Ebene, die aber für uns nicht wesentlich ist. Die großen Bosse gilt es zu kriegen, und wie es scheint, gibt es jemanden, der zumindest einige dieser großen Bosse erlegt hat. Er hat unsquasi die Arbeit abgenommen, wenn auch auf recht drastische Weise . . .«
»Reisen«, sagte Kullmer, »was bedeutet Reisen? Was verbinden wir mit diesem Wort? In Urlaub fahren? Im Zug sitzen oder im Flugzeug? Autofahren? Was, wenn wir das Wort ein wenig mehr auseinandernehmen – wie etwa Schmuggel. Bestimmte Güter gehen auf Reisen, wie Drogen, Waffen, Menschen. Und dann Macht und waschen – was ist der Grundstock der Macht? Geld! Und was wird mit Geld gemacht, das nicht sauber ist? Es wird gewaschen. Und dann beherrscht es die Welt. Für mich zumindest eine logische Erklärung.«
»Hmh«, murmelte Julia Durant nachdenklich, »das mit der Geldwäsche hat mein anonymer Informant in Zusammenhang mit Matthäus erwähnt. Er sagte, wer wäre geeigneter dafür, als der Direktor einer großen Bank.«
»Liebe Kollegen«, sagte Berger mit in Falten gezogener Stirn, »es ist zwar ganz gut und schön, daß Sie sich Gedanken machen, was die einzelnen Wörter zu bedeuten haben, doch eigentlich bringt uns das jetzt im Moment nicht viel weiter. Ich
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