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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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glaube, ich werde jetzt einen kleinen Spaziergang machen und ein bißchen nachdenken. Vielen Dank für Ihre Mühe und Ihre Hilfe.«
    »Keine Ursache, als Anwalt gehört dies zu meinen Aufgaben, auch wenn ich eigentlich Strafverteidiger bin. Aber Ihr Mann hat mich inständigst gebeten, seine Vermögensverwaltung zu übernehmen, und er ist auch der einzige, bei dem ich diese Ausnahme gemacht habe.« Dreekmann klappte seinen Aktenkoffer zu und erhob sich. Er reichte ihr die Hand, sah sie mit einem unergründlichen Lächeln an und sagte: »Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Frau Neuhaus. Ich wünsche Ihnen viel Glück auf Ihrem weiteren Lebensweg. Sie haben es verdient. Aber denken Sie daran, Geld allein macht nicht glücklich. Eine Binsenweisheit, ich weiß, aber sie stimmt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Leben Sie wohl.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Nadine und begleitete Dreekmann zur Tür. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er durch das Tor zu seinem Wagen und stieg ein. Nadine ging zurück ins Haus und ließ sich auf die Ledercouch fallen. Sie legte den Kopf in den Nacken, schloß die Augen. Sie dachte an die letzten, sie irritierenden Worte von Dreekmann. Umkurz nach halb fünf klingelte das Telefon. Sie nahm den Hörer ab, meldete sich.
    »Hallo, hier ist Frank. Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht.«
    »Das ist schön, daß du anrufst. Kannst du kommen?«
    »Ist irgend etwas passiert?« fragte er. »Deine Stimme klingt so merkwürdig.«
    »Ja und auch wieder nicht. Der Rechtsanwalt meines Mannes war eben da und . . . Bitte komm heute abend, und laß uns über alles reden. Ich brauch dich hier.«
    »Ich weiß nicht genau, wann ich aus dem Präsidium rauskomme, aber ich denke, ich kann so gegen sechs oder halb sieben bei dir sein. Ist das in Ordnung?«
    »Ja, aber bitte komm . . . Frank, ich wollte dir nur noch schnell sagen, daß ich dich liebe. Bis nachher.«
    »Bis nachher.«

Donnerstag, 15.30 Uhr
     
    Präsidiumssitzung. Berger und sieben Kollegen der Sonderkommission hatten sich in einem geräumigen Nebenzimmer versammelt, wo sie um einen großen Tisch saßen. Berger saß am Kopf des Tisches, ließ seinen Blick in die Runde gehen. Er hatte einen Notizblock vor sich liegen und einen Kugelschreiber in der Hand.
    »Also«, sagte er, »fangen wir an. Am besten der Reihe nach. Sind Sie mit der Auswertung der Computer weitergekommen?«
    Ein junger Beamter meldete sich zu Wort und sagte: »Wir haben bis jetzt alle Möglichkeiten durchgespielt und können uns auf die Texte noch keinen genauen Reim machen.Allerdings tauchen immer wieder bestimmte Schlüsselwörter auf, wie zum Beispiel Winter, Eis, Schnee, Kinder, Schlaf, Tod, Leben, fröhlich, Reisen, Macht, waschen und Welt, sowie Zahlenkombinationen, von denen wir bis jetzt nicht wissen, was sie im einzelnen zu bedeuten haben. Ein Beispiel kann ich Ihnen nennen –
Im Winter liegt Eis, der Schnee taucht die Landschaft in ein weißes Kleid. Es ist eine Macht, und diese Macht wird gewaschen und dann der Welt den Weg weisen. Es wird viel gereist, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent, immer schneller und immer weiter.«
    Berger hatte sich einige Notizen gemacht, sah den jungen Beamten an und fragte: »Tauchen diese Schlüsselwörter und Zahlenkombinationen in jedem Text auf?«
    »Die von mir genannten Schlüsselwörter, zumindest einige von ihnen, ja. Die Zahlenkombinationen nur in ein paar ausgewählten Texten, die in der Regel auch sehr kurz gehalten sind. Es könnte sich um Datumsangaben, aber auch, wie wir schon vermuten, chiffrierte Botschaften handeln. Wir haben in den vergangenen Tagen alle Möglichkeiten durchgespielt, waren aber noch nicht in der Lage, weder das eine noch das andere zu bestätigen bzw. zu entschlüsseln.«
    »Was ist«, fragte Kullmer, der lässig in seinem Sessel saß, die Beine unter den Tisch gestreckt, die Arme über dem Bauch verschränkt, »wenn die Zahlenkombinationen stellvertretend für Buchstaben stehen und diesen Zahlen in regelmäßigen Abständen andere Buchstaben zugeordnet werden? Zum Beispiel steht heute die eins für den Buchstaben N und morgen für S.«
    »Auch diese Möglichkeit haben wir in Betracht gezogen, doch einen derartigen Code zu knacken erscheint beinahe unmöglich. Dazu müßten wir, um ganz schnell zu Ergebnissen zu gelangen, einen superschnellen Hochleistungsrechnerspeisen, der alle möglichen Kombinationen in kürzester Zeit durchspielt. Aber wir haben keinen solchen

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