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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Bett verbracht. Sie überwand sich, stieg aus dem Bett, ging ins Bad, erledigte ihre Morgentoilette, wusch sich Hände und Gesicht, bürstete das dunkle, volle Haar, legte etwas Lippenstift auf und eine Winzigkeit Wangenrouge, zog die Augenbrauen und den Lidschatten nach und fand sichschließlich einigermaßen ansehnlich, auch wenn die Ränder unter ihren Augen den mangelnden Schlaf der vergangenen Tage verrieten. Noch immer barfuß, betrat sie die Küche, holte eine kleine Schüssel aus dem Schrank, gab Cornflakes, etwas Zucker und Milch hinein und begann zu essen. Die Übelkeit ließ nach. Nach dem Frühstück brühte sie sich einen Kaffee auf, rauchte eine Zigarette. Sie zog sich eine gelbe Bluse, Jeans und Tennisschuhe an, nahm das Handy von der Ladestation, steckte es in die Handtasche und verließ das Haus. Aus dem Briefkasten holte sie die
Frankfurter Rundschau
und ging zum Auto. Um halb acht fuhr sie auf den Präsidiumshof. Die Wagen von Berger und Hellmer standen schon auf dem Parkplatz.
    »Morgen«, sagte sie, als sie das Büro betrat.
    »Morgen«, erwiderte Hellmer, während Berger nur etwas Unverständliches vor sich hin murmelte.
    »Und«, fragte Hellmer, »hast du noch eine Überraschung auf Lager?«
    »Witzbold! Mir reicht schon das von gestern abend.« Sie hängte ihre Tasche über den Kleiderhaken, stellte sich ans Fenster und sah auf die Straße. »Und jetzt warten wir, bis wir einen Anruf bekommen, oder?«
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, klingelte das Telefon.
    »Berger.« Er hörte nur zu, nickte ein paarmal mit dem Kopf, machte sich einige Notizen, legte wieder auf.
    »Das war unser Anruf«, sagte er trocken und lehnte sich zurück. Er holte aus seiner Hemdtasche eine Marlboro, zündete sie an, inhalierte tief und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Jetzt raten Sie mal, wen’s diesmal erwischt hat?«
    »Mir ist heute nicht nach Raten zumute. Sagen Sie’s schon.« Julia Durant hatte sich umgedreht und sah Berger an.
    »Sagt Ihnen der Name Winzlow etwas?«
    »Winzlow?« Sie lachte auf. »Hat es diesen alten Dreckskerl doch noch erwischt!«
    Berger ging auf die letzte Bemerkung nicht ein. »Ihr Informant oder Mörder hat nicht gelogen. Drei Tage, drei Morde.«
    »Wer hat ihn gefunden und wo?« fragte Hellmer.
    »Seine Schwester. Hier ist die Adresse.« Er reichte Julia Durant den Zettel.
    »Königstein, da wo die Reichen und Edlen wohnen. Ist damals eigentlich auch dieses Haus auf Waffen und Drogen durchsucht worden?« fragte sie.
    »Soweit ich weiß, ja«, antwortete Berger. »Aber man hat ja nur in dem einen Haus in der Holzhausenstraße etwas gefunden. Das, in dem er wohnte, war clean.«
    »Okay, fahren wir hin.«
    Auf der Fahrt nach Königstein sprachen Julia Durant und Kommissar Hellmer kaum ein Wort. Es war noch nicht einmal acht Uhr, doch das große Thermometer an der Theodor-Heuss-Allee zeigte bereits jetzt zweiundzwanzig Grad.
    Es war fast das gleiche Bild wie in den beiden anderen Fällen. Die gleiche Todesart, der Geruch von Bittermandeln, der Zettel, die Lilie. Der gerufene Arzt war schon vor den Beamten eingetroffen, wartete aber mit der Untersuchung, bis die Kommissare sich einen ersten Eindruck vom Tatort und von der Leiche machen konnten.
    »Sind Sie der Hausarzt von Doktor Winzlow?« fragte Julia Durant. Er nickte. »Gut, Sie können anfangen«, sagte die Kommissarin zum Arzt, der seine Tasche öffnete, die Handschuhe überstreifte, den Toten befühlte.
    »Wie lange ist er tot?«
    »Kann ich noch nicht genau sagen, aber die Leichenstarre ist vollständig ausgebildet. Warten Sie, ich messe kurz dieTemperatur.« Nach zwei Minuten sagte er: »Nun, ich würde sagen, der Tod ist vor etwa zehn, zwölf Stunden eingetreten. Und wie es hier riecht, könnte Zyankali im Spiel gewesen sein.«
    »Es ist zu neunundneunzig Prozent Zyankali im Spiel gewesen«, meinte Hellmer trocken.
    »Woher wissen Sie das so sicher?« fragte der Arzt erstaunt.
    »Haben Sie von den beiden anderen Morden in Frankfurt gehört?« fragte Julia Durant.
    »Ja, ich habe davon gehört und gelesen. Aber da wurde nichts von Blausäure erwähnt.«
    »Die Öffentlichkeit soll davon auch nichts wissen. Ebensowenig von der Zahl auf der Stirn. Keines dieser Details darf an die Öffentlichkeit gelangen.«
    »Ja, natürlich«, sagte der Arzt pikiert.
    »Ich wollte Sie nur auf Ihre ärztliche Schweigepflicht aufmerksam machen.«
    Eine etwa fünfunddreißigjährige, ausgesprochen hübsche Frau kam ins Zimmer, sie war groß,

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