Das achte Opfer
weißt schon.«
Julia Durant grinste ebenfalls. »Neidisch? Ich hab da mal was von Penisneid gehört.«
»Quatsch!« erwiderte Hellmer mit rotem Kopf und sagte: »Komm, wir fahren wieder zurück.«
»Erst will ich mich noch ein wenig im Haus umsehen. Das gibt es einfach nicht, daß drei Männer auf die gleiche Weise umgebracht werden, es aber keinerlei Hinweise auf Unebenheiten in ihrem Leben geben soll. Irgendwas stinkt hier zum Himmel, ich kann es förmlich riechen. Vielleicht ist es der Gestank der Hölle – oder der des Teufels.«
Freitag, 12.00 Uhr
Als Julia Durant und Kommissar Hellmer ins Präsidium zurückkehrten, war nur Berger anwesend, während Kullmer und die anderen Beamten der Soko sich durch einen Berg von Akten wühlten, die sie bei den Durchsuchungen der Büros von Matthäus und Neuhaus beschlagnahmt hatten. Berger deutete wortlos auf den Schreibtisch, auf dem ein Umschlag und eine weiße Lilie lagen. Julia Durant sagte keinen Ton, nahm den Umschlag und öffnete ihn. Sie las:
Das war Nummer drei. Lesen Sie noch einmal den Zettel, den ich Ihnen gestern morgen zukommen ließ. Vielleicht finden Sie einen Anhaltspunkt. Wenn nicht, dann habe ich mich wohl in Ihnen getäuscht.
PS: Entspannen Sie sich dieses Wochenende, es wird nichts passieren. Der nächste kommt erst am Montag an die Reihe.
Nachdem auch Hellmer und Berger gelesen hatten, sagte sie: »Er wird also weitermachen. Die Frage ist nur, wie viele noch dran glauben müssen, bis wir ihn haben.«
»Ich schlage vor«, sagte Hellmer und zündete sich eine Zigarette an, »daß wir uns so schnell wie möglich mit unserem Psychologen zusammensetzen. Was wir brauchen, ist ein Täterprofil, doch ich bin kein Profiler, ich kann mich nicht in die Seele und die Gedanken anderer hineinversetzen. Das kann wohl keiner von uns.«
»Sie haben recht«, sagte Berger nachdenklich. »Vielleicht kann uns Schneider wirklich weiterhelfen. Ich werde mal sehen, ob ich ihn erreichen kann und ob er uns eventuell noch heute zur Verfügung steht. Ich bin ratlos, und die verdammten Pressefritzen fangen schon jetzt an, uns die Tür einzurennen.« Er beugte sich nach vorn, die Hände gefaltet, wobei er sich mit dem linken Zeigefinger über die Lippen fuhr. »Was ist das für ein Typ? Was, in drei Teufels Namen, treibt ihn zu solchen Taten?« Er griff zum Telefon, wählte die Nummer von Schneider. Er war gerade in einer Besprechung, doch Berger machte es dringend und bat, ihn ans Telefon zu holen. Es dauerte etwa zwei Minuten, bis die schnarrende Stimme Schneiders zu hören war.
»Hier Berger, Mordkommission. Wir bräuchten, wenn möglich, noch heute Ihre Hilfe. Wir haben jetzt innerhalb von drei Tagen drei Morde, die alle auf die gleiche Weise ausgeführt wurden. Vielleicht können Sie uns helfen, ein Täterprofil zu erstellen.«
»Mein Gott, wissen Sie eigentlich, daß heute Freitag ist?! Ich hatte vor, um drei meine geheiligten Räume zu verlassenund mich mental aufs Wochenende vorzubereiten …«
»Das hatten wir auch vor, und trotzdem wäre es sehr freundlich, wenn Sie uns behilflich sein könnten.«
»Also gut, ich werde so gegen zwei bei Ihnen sein. Ich hoffe, ich muß keine Nachtschicht einlegen.«
»Versprochen«, sagte Berger grinsend und legte auf.
Julia Durant rauchte, während Hellmer nach draußen gegangen war, um sich einen Kaffee zu holen.
»Also«, sagte die Kommissarin, »wir haben drei Leichen, Matthäus, Neuhaus und Winzlow. Mit Winzlow war ich noch gestern im Gericht. Aber schon wenige Stunden später ist er tot. Wir haben eine, wenn auch nur vage Verbindung zwischen Matthäus und Neuhaus, nämlich die, daß sie zumindest in letzter Zeit immer in der Nacht von Montag auf Dienstag wahrscheinlich zusammen weg waren, denn sie kamen immer zur gleichen Uhrzeit nach Hause. Das wissen wir von den beiden Frauen. Winzlow«, fuhr sie fort, »was ist mit Winzlow? Wie paßt er in das Bild? War vielleicht auch er in diesen Nächten unterwegs? Vielleicht sogar mit Matthäus und Neuhaus?«
Hellmer kam mit seinem Kaffee zurück, setzte sich neben Julia Durant.
»Wer war gestern alles bei der Anhörung von Winzlow anwesend?« fragte Berger.
»Winzlow, sein Anwalt Dreekmann, Staatsanwalt Anders, Richter Degen, Kollege Schnell vom OK sowie zwei Gerichtsbeamte.«
»Schnell vom OK«, sagte Berger und drehte einen Stift zwischen seinen Fingern. »Ob Winzlow vielleicht doch seine Finger im organisierten Verbrechen hatte? Von wem stammte damals der Tip, daß
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