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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Hellmer mit gekräuselter Stirn.
    »Ich will im Augenblick noch überhaupt nichts ausdrücken. Ich kann nur sagen, daß es sich bei dem Täter um einen intelligenten Menschen handelt, vermutlich einen Mann, doch kann nie ausgeschlossen werden, daß auch eine Frau dahintersteckt, vor allem wenn man bedenkt, daß Gift, und Zyankali ist ja ein hochwirksames Gift, sehr gern von Mörderinnen benutzt wird. Ich persönlich sehe aber in dem Täter weder einen durchgedrehten Psychopathen noch einen religiösen Spinner.« Er machte eine Pause, legte dieAkten und Briefe auf den Schreibtisch, fuhr sich erneut mit einer Hand durchs schüttere Haar.
    »Okay, der Mann ist also normal . . .«
    »Das habe ich nicht gesagt . . .«
    »Setzen wir das ›normal‹ in Anführungsstriche. Was bewegt ihn dann dazu, diese Taten zu begehen?«
    »Schwer zu sagen. Vielleicht ein Verlust, ein persönliches Schicksal, wer weiß? Warum schickt er zwölf weiße Lilien und nach jedem Mord noch einmal jeweils eine? Warum verabreicht er Gift, schneidet die Genitalien ab und sticht die Augen aus? Warum? Die Kastration eines Mannes geschieht in den meisten Fällen durch eine Frau. Und zwar meist dann, wenn der Mann sich als permanent untreu erwiesen hat und die Frau nicht länger will, daß er, wenn er schon keinen oder kaum noch Intimverkehr mehr mit ihr hat, diesen dann noch mit anderen Frauen haben kann. Doch es gibt auch genügend Fälle, in denen Kastrationen von Männern an Männern durchgeführt wurden. Die ausgestochenen Augen – in der Symbolik sieht das Auge, es nimmt Sinneseindrücke auf, doch es gibt auch die Überlieferung vom sogenannten bösen Blick. Das heißt, das Auge nimmt nicht nur auf, es sendet auch aus. Manche Blicke sind gütig, warm, freundlich, klar, andere wieder sind kalt, berechnend, verschlagen, düster . . . Die Liste ließe sich beliebig lang fortsetzen.«
    »Ich habe Neuhaus kurz kennengelernt«, sagte Hellmer. »Und zwar am Nachmittag vor seinem Tod. Er hatte einen kalten, stechenden Blick.«
    »Winzlow hatte auch einen eher düsteren Blick«, sagte Julia Durant.
    »Gut, gehen wir weiter. Gibt es eine Verbindung zwischen den drei Männern?«
    »Es könnte sein, aber es ist bislang nur eine vage Vermutung,die sich auch nur auf Matthäus und Neuhaus erstreckt. Konkretes wissen wir nicht.«
    Schneider veränderte seine Haltung, indem er jetzt das rechte über das linke Bein schlug. »Nun zu der Zahl 666. Die Zahl des Teufels, Satans, verallgemeinert gesagt, das Symbol für das Böse schlechthin. Für den Täter müssen die Opfer einen derart hohen Schlechtigkeitsgrad erreicht haben, daß er ihnen diese Zahl auf die Stirn geschrieben hat. Mit deren eigenem Blut. Nur, worin bestand diese Schlechtigkeit? Was haben diese Männer verbrochen? Und die Schreiben, in denen er seine Taten ankündigte? Was bedeuten sie?«
    »Es sind Zitate aus der Bibel«, sagte Julia Durant. »Ich habe meinen Vater gefragt, der Priester ist . . .«
    »Ich weiß, daß die Zitate aus der Bibel stammen. Nur hilft uns das allein nicht weiter. Die Frage ist, was will der Täter uns mitteilen? Vor allem das letzte Schreiben, in dem es um die Kinder geht, macht auf den ersten Blick keinen Sinn. Es sei denn, dieser Winzlow hat sich an Kindern vergangen oder sie mißbraucht oder mißhandelt. War Winzlow verheiratet?« fragte Schneider.
    »Ja, bis vor zwei Jahren. Ich weiß aber noch nicht, weshalb die Ehe in die Brüche gegangen ist«, sagte Julia Durant. »Ich werde mich jedoch noch heute mit seiner Exfrau in Verbindung setzen.«
    »Gut, im Augenblick kommen wir nicht viel weiter. Sie wollten ein Täterprofil von mir haben, das ich Ihnen aber aufgrund der bisher vorliegenden Fakten, wenn man sie überhaupt so nennen darf, nicht erstellen kann. Lassen Sie mich als Fazit trotzdem folgendes sagen: Der Täter ist unzweifelhaft überdurchschnittlich intelligent, bibelfest, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit vertraut mit der Lebensweise seiner Opfer, was heißt, daß er zumindest das eine oder anderedunkle Geheimnis kennt, und er kennt Kommissarin Durant, womit ich einmal davon ausgehe, daß Sie ihm schon das eine oder andere Mal begegnet sind.« Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: »Und er scheint jemand zu sein, dem möglicherweise großes Leid zugefügt wurde. Und nicht zu vergessen – es scheint mir fast sicher, daß der Täter ebenfalls aus der gehobenen Gesellschaft stammt. Und zuletzt die zwölf Lilien. Steht jede von ihnen für einen Mord? Oder

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