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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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keinen Umständen Verdacht schöpfen.«
    »Sonst was Besonderes? Mitarbeiter von Schnell?« fragte Berger.
    »So weit sind wir noch nicht. Wir arbeiten uns von oben nach unten durch. Aber ich denke, im Lauf der Woche haben wir alles Wesentliche beisammen.«
    »In Ordnung. Bleiben Sie am Ball.« Er drehte sich mit seinem Schreibtischsessel zu Julia Durant und meinte: »Und jetzt noch mal zu Ihnen. Sie werden weiterhin zusammen mit Kollege Hellmer die Mordfälle Matthäus, Neuhaus und Winzlow bearbeiten, Kommissar Kullmer widmet sich den zwei ermordeten Lettinnen. Das ist doch sicher auch in Ihrem Sinn?«
    »Natürlich, ich kann nicht beides auf einmal machen. Trotzdem würde ich gern ständig auf dem laufenden gehalten werden.«
    »Keine Sorge, das werden Sie zwangsläufig. Ich würde sagen, wir machen für heute Schluß. Sie, Kollegin Durant, sollten sich jetzt besser mit Schnell in Verbindung setzen und mir dann morgen früh sagen, was dabei herausgekommen ist. Eines ist klar – irgendwo stinkt es, und wir sollten zusehen, daß wir diesen Gestank aus dem Haus rauskriegen. Ich bedanke mich, das war’s. Sie können gehen. Ach ja, bevor ich’s vergesse, morgen nachmittag um drei ist die Beerdigung von Matthäus. Es wäre gut, wenn Sie beide anwesend wären. Vielleicht stolpern Sie ja über ein paar bekannte Gesichter.«
    »Sicher, morgen um drei.«

Montag, 17.45 Uhr
     
    Julia Durant war in die Gutleutstraße gefahren, wo Schnell sein Büro hatte. Sie fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock, ging links den Gang hinunter bis zum vierten Zimmer, betrat Schnells Büro, dessen Tür offenstand. Schnell war gerade damit beschäftigt, sich einige Notizen zu machen, als er aufblickte und auf die Kommissarin starrte.
    Er ließ den Stift sinken, lehnte sich zurück, deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte er und verschränkte die Hände. »Ich hörte, Sie haben mir einiges zu berichten.«
    »Richtig gehört«, erwiderte sie kühl und setzte sich. »Waren Sie schon einmal bei der Mordkommission?« fragte sie und zündete sich eine Zigarette an.
    »Nein, warum?«
    Sie nahm einen tiefen Zug an ihrer Zigarette, sah Schnell direkt an. »Es ist ein Scheißgefühl, an einer Wohnungstür zu klingeln, und keiner macht auf, obgleich man weiß, daß die Person oder die Personen zu Hause sein müssen. Man wartet und wartet und bekommt keine Antwort. Man klingelt noch einmal und noch einmal, nichts rührt sich. Schließlich geht man zu einem besoffenen Hausmeister, der kaum in der Lage ist, die Tür zu öffnen, man betritt die Wohnung und findet die Bewohner vor – beide aus nächster Nähe erschossen. Die eine in die Stirn, die andere ins Genick.«
    »Ich kann Sie verstehen«, sagte Schnell.
    Julia Durant warf ihm einen kalten Blick zu. »Verstehen? Wenn Sie das nie miterlebt haben, können Sie das nicht verstehen. Die beiden Frauen, Natascha und Tatjana, wollten mir Informationen geben; sie machten es sehr geheimnisvoll an jenem Abend oder besser gesagt Morgen . . . Und was fand ich vor, als ich sie besuchte? Zwei Leichen. Junge, hübsche Frauen, die, wie so viele, die aus Rußland oder Lettland oder Rumänien, Polen, der Ukraine, Weißrußland, Tschechien oder wo immer herkommen, meinen, hier in Deutschland könnten sie sorgenfrei leben, weil irgendeine gottverdammte Drecksau ihnen versprochen hat, in Deutschland hinge das Geld an Bäumen. Die Gutgläubigkeit war es, die die Frauen letztendlich umgebracht hat. Und dieVerschlagenheit anderer . . . Sagen Sie mir, wer außer Ihnen wußte von dem Aufenthaltsort der beiden?«
    Schnell zuckte mit den Schultern, wich aber dem Blick seines Gegenübers aus. »Du meine Güte, wenn ich das wüßte. Im Grunde eine Menge Personen. Allein schon die Streifenbeamten, die regelmäßig nach dem Rechten sehen sollten . . .«
    »Und alle Mitarbeiter aus Ihrer Abteilung?«
    »Natürlich. Aber was soll das? Wollen Sie etwa irgendeinen von uns verdächtigen?«
    »Im Augenblick will ich nur eines – den Mörder von Natascha und Tatjana finden.« Sie legte ihren Kopf zurück, schloß kurz die Augen, nahm einen Zug an ihrer Zigarette. »Die Frauen hatten beide je ein Kind, und diese Kinder sind hier in Deutschland, das weiß ich – und das wissen auch Sie. Aber wer weiß noch davon?«
    Schnell rieb sich mit einer Hand übers Kinn, wich dem Blick von Julia Durant erneut aus. »Wer noch davon weiß?« Er schien sichtlich nervös, mit dem rechten Daumen pulte er die

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