Das achte Opfer
korrupt?! Der ist viel zu alt und zu schwerfällig, um sich auf solche Abenteuer einzulassen.«
»Schnell?«
»Kenne ich kaum. Keine Ahnung. Aber du hast heute morgen gesagt, daß du das Gefühl hast, irgendwer hätte vielleicht bestimmten Leuten schon im Vorfeld von der Razzia berichtet. Wofür meiner Meinung nach spricht, daß in keinem der durchsuchten Häuser außer Nutten irgendwas anderes gefunden wurde. Und wenn das der Fall war, dann kann es nur aus Schnells Abteilung gekommen sein oder, was ich aber nicht annehme, von höherer Stelle.«
»Das hier fällt jetzt nicht mehr unter Schnells Kommando. Mord ist unser Ressort, und somit haben wir die Gelegenheit, mal ein bißchen in seiner Abteilung rumzuschnüffeln. Unauffällig, versteht sich. Am meisten würden mich die Bankkonten all jener interessieren, die von der Razzia wußten.«
»Du glaubst doch nicht, daß ein korrupter Bulle sich Schmiergelder auf sein Girokonto überweisen läßt. Wenn, dann hat er ein Konto in der Schweiz oder in Liechtenstein oder Luxemburg. Vielleicht sogar unter anderem Namen. Du weißt doch, wie das läuft.«
»Aber irgendwas wird so ein Typ doch mit seinem überschüssigen Geld anfangen. Vielleicht fährt einer von ihnen ein seinem Gehalt nicht entsprechendes Auto, oder er lebt in einer Wohnung oder einem Haus, das er sich eigentlich so nicht leisten könnte. Es gibt viele Möglichkeiten, und wir sollten anfangen, alle nacheinander in Erwägung zu ziehen.« Sie machte eine Pause, sprang vom Tisch und stellte sich vor Hellmer. »Aber eines nach dem anderen – erst befragen wir die Hausbewohner, danach fahren wir ins Präsidium, um Bericht zu erstatten, und dann sehen wir weiter.«
Sie verließen die Wohnung, während die Spurensicherung dabei war, Fingerabdrücke und unter Umständen andere Dinge zu sichern, die für die Aufklärung der Morde dienlich sein konnten. Der Fotograf war gerade dabei, seine Ausrüstung einzupacken, die Leichen waren abtransportiert.
Es gab auf jeder Etage drei Wohnungen. Sie klingelten an der ersten, die sich in der Mitte befand. Sie warteten eine Weile, klingelten ein weiteres Mal, es öffnete niemand.
Bei der nächsten Tür sagte Julia Durant: »Hier ist jemand zu Hause. Allerdings handelt es sich um einen alten Mann, von dem ich kaum glaube, daß er irgend etwas mitbekommen hat. Versuchen können wir’s trotzdem.«
Wie schon vermutet, hatte er weder etwas gesehen noch gehört. Er wußte nicht einmal, daß die beiden Frauen am Wochenende eingezogen waren. Innerhalb von einer halben Stunde hatten sie an sämtlichen Türen geklingelt, wurde ihnen dreimal geöffnet, doch keiner hatte einen Schuß gehört oder einen Fremden bemerkt.
»Das ist kein Wunder«, sagte Hellmer. »Bei so vielen Nationalitäten in einem Haus kümmert man sich nicht um den anderen. Laß uns zurück ins Präsidium fahren, hier können wir eh nichts mehr tun.«
Montag, 17.00 Uhr
Julia Durant und Hellmer trafen als letzte der Soko im Büro ein. Auf der Fahrt vom Oeder Weg zum Präsidium hatte es kräftig zu gewittern angefangen, erst waren es nur Blitze und vereinzelte Donner, doch kurz vor dem Platz der Republik ging mit einem Mal ein gewaltiger Wolkenbruch nieder, der innerhalb weniger Augenblicke die Straßen unter Wasser setzte.
»Weiß Schnell schon Bescheid?« fragte die Kommissarin, während sie auf einem Stuhl Platz nahm.
»Über die beiden Frauen? Ja, ich mußte es ihm mitteilen.«
»Und wie hat er es aufgenommen?«
Berger zog die Stirn in Falten. »Was meinen Sie damit, wie er es aufgenommen hat?«
»Hat er eine besondere Reaktion gezeigt?«
»Er hat nur Scheiße gesagt. Er möchte mit Ihnen sprechen.«
»Ich geh nachher rüber zu ihm. Irgendwer hat irgendwem den Aufenthaltsort der Frauen verraten. Und wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, wer diese Drecksau ist. Und dieser Jemand kann im Prinzip nur aus Schnells Abteilung kommen, meiner Meinung nach.«
»Seien Sie vorsichtig mit Verdächtigungen«, ermahnte Berger sie. »Es darf keiner merken, daß wir auch nur den geringsten Verdacht hegen.«
»Ich bin immer vorsichtig.«
»Gut, dann fangen wir mit den verschlüsselten Texten an. Haben Sie etwas davon entschlüsseln können?« fragte Berger.
»Bis jetzt Fehlanzeige«, erwiderte der angesprochene Beamte bedauernd. »Die Texte ergeben keinen Sinn. Zumindest für uns bis jetzt nicht. Aber meine Mitarbeiter geben sich alle Mühe, nur ob und wann wir ein Ergebnis liefern können«, er
Weitere Kostenlose Bücher