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Das achte Opfer

Das achte Opfer

Titel: Das achte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zuckte die Achseln, »das wissen im Augenblick nur die Götter.«
    »Und was hat die Überprüfung von Staatsanwalt Anders und Richter Degen ergeben?«
    Oberkommissar Leitner, ein bulliger, großgewachsener Mann mit eisgrauen, kalten Augen holte seinen Notizblock hervor, blätterte ein paar Seiten auf, sagte: »Anders führt, was wir bis jetzt rauskriegen konnten, ein gemessen an seinem Stand und Einkommen relativ normales Leben. Er fährt einen zwei Jahre alten Opel Omega, wohnt in einem Reihenhaus in Hattersheim, ist verheiratet, fünf Kinder und scheint auch ansonsten unauffällig zu sein. Allerdings sind wir mit seiner Überprüfung noch nicht fertig. Wir wollen zusehen, daß wir noch Einblick in seine Konten bekommen, was jedoch, wie Sie wissen, nicht ganz einfach sein wird. Richter Degen lebt etwas luxuriöser, was aber angesichts seiner Einkommensklasse nicht ungewöhnlich ist. Er ist seit über zwanzig Jahren verheiratet, seine Frau ist allerdings ziemlich krank, sie war in den vergangenen Jahren einige Male in einer psychiatrischen Klinik, weswegen genau, konnten wir nicht herauskriegen; jetzt ist sie zu Hause, scheint aber psychisch noch immer nicht auf der Höhe zu sein. Angeblich leidet sie unter starken Depressionen und ist ständig auf Betreuung und Medikamente angewiesen.«
    »Woher haben Sie diese Informationen?« fragte Berger.
    »Beziehungen. Einer meiner Mitarbeiter kennt die Sekretärin von Degen recht gut, um genau zu sein, die beiden leben seit zwei Jahren zusammen. Es war also nicht schwer, an diese Informationen ranzukommen. Es heißt, der Richter kümmere sich in seiner Freizeit rührend um seine Frau, doch eine Besserung ihrer Krankheit scheint nicht absehbar zu sein. Wie es aussieht, sind sowohl Anders als auch Degen sauber. Auf jeden Fall gibt es bis jetzt keinen Hinweis auf irreguläre Geschäfte.«
    »Und was ist mit Schnell?«
    »Moment, hier hab ich’s – Schnell ist seit zweiunddreißig Jahren verheiratet, hat drei inzwischen erwachsene Kinder, lebt mit seiner Frau in einer Eigentumswohnung in Sachsenhausen, ist Mitglied in einem Tennisklub und, jetzt halten Sie sich fest, er besucht regelmäßig eine Kartenlegerin.« Er hielt inne, beobachtete sichtlich amüsiert die Reaktionen der anderen.
    »Eine Kartenlegerin?« fragte Julia Durant ungläubig.
    »Sehen Sie, genauso erstaunt war ich. Einer meiner Männer hat die Frau vorhin aufgesucht, angeblich wegen eines Termins. Er sagt, sie ist relativ jung, so Anfang bis Mitte Dreißig, dunkelhaarig, südländischer Typ und allem Anschein nach Schnells Geliebte. Vielleicht legt sie ihm die Karten, vielleicht legt er sie aber auch hin und wieder flach.«
    »Wie kommen Sie darauf, daß sie seine Geliebte sein könnte?«
    »Weil sein Bild auf ihrem Arbeitstisch steht. Wenn er nur ihr Klient wäre . . .«
    »Schon gut, ich habe verstanden«, sagte Berger und winkte ab. »Kann er sich die Geliebte leisten?«
    »Schwer zu beurteilen. Sie bewohnt jedenfalls in einer noblen Gegend in Hofheim ein Penthouse, das recht aufwendig ausgestattet ist. Ob sie das allein mit ihrer Wahrsagereifinanziert oder ob er irgendeinen finanziellen Beitrag zu ihrem Lebensstil leistet, kann ich nicht sagen, dazu hätten wir sie fragen müssen; dann wäre allerdings rausgekommen, daß wir Schnells Leben durchleuchten. Und das sollte ja geheim bleiben.«
    »Hat Ihr Mitarbeiter einen Termin bekommen?« fragte Julia Durant.
    »Ja, für morgen vormittag, elf Uhr. Warum?«
    »Ich überlege nur gerade, was wir tun können, um etwas aus ihr und ihrem Verhältnis zu Schnell herauszukriegen.«
    »Und wie soll das funktionieren?« fragte Leitner.
    »Deswegen stelle ich ja die Frage«, erwiderte die Kommissarin.
    »Vielleicht sollte Ihr Mitarbeiter hingehen und beiläufig erwähnen, daß er bei der Polizei ist und weiß, daß auch ein Kollege von ihm . . .«, warf Kullmer ein.
    »Das würde auffallen«, sagte Leitner. »Sie würde es Schnell erzählen, und der bräuchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen, und er wüßte, was läuft. Nein, wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
    »Was ist, wenn Ihr Mitarbeiter auf das Bild von Schnell deuten und einfach fragen würde, ob der Typ auf dem Foto ihr Mann ist? Unter Umständen kommen die beiden dann ins Gespräch. Und wenn es nur darauf hinausläuft, daß sie sagt, es wäre ein Bekannter von ihr oder so.«
    »Das könnte klappen«, sagte Leitner nachdenklich. »Es muß nur sehr geschickt vorgegangen werden. Sie darf unter

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