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Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
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genau in diesem Augenblick entdeckte er sie.
    Maud.
    Sie saß unter den Zuschauern!
    Er unterdrückte einen Fluch.
    Nun hoffte er schon so lange, dass sie zu einem Spiel kam, und dann musste es ausgerechnet dieses sein, bei dem seine Mannschaft verlor. Schmach!
    Seine Verführungsstrategie, die er seit Wochen betrieb und die nun Früchte zu tragen begann, schmolz dahin.
    Nein. Eine Möglichkeit gab es noch. Er machte so etwas nicht gerne, denn er wusste, dass er es bereuen wür-de, aber die Situation war außergewöhnlich und rechtfertigte sein Handeln. Maud war da. Das war verführerisch.
    Als ein Spieler der gegnerischen Mannschaft einen langen Pass auf einen seiner Mitspieler zielte, sprang Nathan.
    Und er sprang hoch. Sehr hoch.
    Höher als irgendjemand in der Sporthalle es für men-schenmöglich gehalten hätte.

    20

    Er fing den Ball. Und gleichzeitig schraubte er seinen Oberkörper herum und warf. Rückwärts. Ohne sein Ziel im Blick zu haben.
    Der Ball flog, beschrieb eine perfekte Kurve und senkte sich in den Korb, der mehr als zwanzig Meter vom Abwurfpunkt entfernt hing. Er hatte nicht das Brett berührt und kaum das Netz gestreift. Genau in diesem Moment beendete der Schiedsrichter mit einem Pfiff die Begegnung.
    Es handelte sich nur um ein Match zweier Oberschu-len. Das Publikum bestand aus Familienmitgliedern und Freunden. Es waren nicht allzu viele, aber dennoch löste der unverhoffte Sieg von Nathans Mannschaft ein Höl-lenspektakel aus. Alle schrien durcheinander und feierten den Jungstar des Lycée Marie-de-France, während er von den Stanislas-Fans ausgebuht wurde.
    Von seinen jubelnden Mitspielern bestürmt, die seinen Namen skandierten, gelang es Nathan, den Kopf in Richtung Zuschauerränge zu drehen. Als er Mauds bewun-dernden Blick erhaschte, legte sich ein breites Lächeln über sein Gesicht. Dann wanderten seine Augen zurück aufs Spielfeld, und er sah in die staunenden und ungläubigen Gesichter seiner Gegner. Er schnappte ein paar Brocken eines Gesprächs zwischen zwei Spielern auf und beobachtete, wie sie mit den Fingern die Flugbahn des Balls nachzeichneten.
    »Scheiße«, fluchte er leise vor sich hin.
    Wieder einmal hatte er Aufmerksamkeit erregt.

    ***

    21

    »Nicht zu fassen!«
    Kochend heißes Duschwasser rann über Arthurs Kopf, aber es schien ihm nichts auszumachen. Er starrte Nathan ehrfürchtig an.
    »Ich begreif’s nicht«, wiederholte er, »so was hab ich noch nie gesehen!«
    »Ein Glückstreffer«, sagte Nathan mäßigend, »mehr nicht.«
    »Hör doch auf, du spielst wie ein Profi. Die haben su-pergute Basketballer im Stanislas. Bevor du kamst, haben sie uns in jedem Spiel plattgemacht, und du, du spazierst zwischen ihnen hindurch, als würden sie Raumanzüge tragen!«
    »Du übertreibst.«
    »Überhaupt nicht! Sag mal, Nat…«
    »Ja?«
    »Bist du sicher, dass du erst seit einem Jahr Basketball spielst?«
    Nathan zögerte. Um ein paar zusätzliche Sekunden Zeit zu gewinnen, fing er an, seine schwarzen Haare zu shampoonieren. Sie waren ziemlich lang und entsprachen nicht gerade der aktuellen Mode seiner Altersgenossen, bei denen eher Kurzhaarfrisur oder Kahlschnitt angesagt war.
    »Na?«, hakte Arthur nach.
    Nathan biss sich auf die Lippen. Er hatte nicht gelo-gen, als er ihnen damals versicherte, bis vor Beginn der Saison noch nie ein Basketballfeld betreten zu haben. Er hatte lediglich unterschlagen, dass er im Schnitt nur eine Woche benötigte, um eine Sportart zu beherrschen, und knapp einen Monat, um es auf Profi-Niveau zu bringen.

    22

    Egal in welcher Sportart!
    Das wusste er, er hatte es dreiundzwanzigmal probiert.
    »Unglaublich. Und du bist erst sechzehn. Ich bin sicher, dass diese Typen in der ersten Reihe nur wegen dir da waren. Sie haben dich die ganze Zeit über beobachtet.«
    »Was für Typen?«
    »Zwei Männer in schwarzen Anzügen, das waren bestimmt Scouts, vielleicht sogar von einem Verein aus den Staaten. Hast du die nicht gesehen?«
    Nathan musste lachen.
    »Nein, aber vielleicht bin ich deshalb so gut. Ich beobachte, was auf dem Spielfeld passiert, und nicht die Leute auf den Rängen.«
    »Es sei denn, die Leute sehen aus wie ein Topmodel und heißen Maud«, bemerkte Arthur grinsend.
    »Ganz genau, Alter!«, rief Nathan und griff sich sein Handtuch. »Übrigens, so schön’s auch war mit dir, ich geh jetzt. Könnte nämlich sein, dass die Maud, von der du sprichst, die glorreiche Idee hatte, am Ausgang auf mich zu warten.«
    Die anderen Spieler der

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