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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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innere Begegnung mit jenen Persönlichkeitsanteilen einlassen, welchedie entsprechenden Gefühle, Gedanken oder Verhaltensweisen verursachen. Dies erfordert ein achtsames Umlenken der Aufmerksamkeit nach Innen. Im Gegensatz zur reinen Achtsamkeitsmeditation wird hier jedoch nicht nur passiv beobachtet, sondern die Wahrnehmung bewusst gelenkt. Zu Beginn holt man sich innerlich die Ausgangssituation oder Gefühlslage her, die man näher erforschen möchte. Da es darum geht, genau jenen Zustand zu untersuchen, der auch im Alltag problematisch ist, vergegenwärtigt man sich die äußeren Umstände ganz genau und so lange, bis das dabei entstehende innere Erleben spürbar wird. Man erlaubt sich dann, es so deutlich wie möglich zu empfinden. Eine spezielle Art der Selbstbefragung vertieft das aktive Hineinspüren und verhindert, dass es beim reinen Nachdenken bleibt. Sie dient nicht primär der Informationsgewinnung, sondern hat vor allem den Zweck, die Achtsamkeit zu vertiefen und ein differenziertes Erforschen im Hier und Jetzt zu erleichtern.
     
    Fragen zur Selbsterforschung
    Ebene des Körpers: Wo im Körper machen sich die Empfindung, das Gefühl oder der Impuls bemerkbar? Wie ist das im Körper genau spürbar? Hat das Gefühl einen Ort im Körper? Wie viel Raum nimmt es ein? Was passiert außerdem noch im Körper? Welche Gefühlsqualität schwingt mit?
     
    Ebene der Gedanken: Wo kommt dieser Gedanke her? Welche Qualität geht damit einher? Was löst der Gedanke aus? Was für ein Gefühl taucht mit diesen Gedanken auf? Was passiert außerdem noch z.B. im Körper, wenn dieser Gedanke auftaucht?
     
    Ebene der Gefühle: Was für eine Art von Gefühl, z.B. Ärger, ist das? Welche Qualitäten hat das Gefühl genau? Welche Gefühle tauchen außerdem noch auf? Wie reagiert der Körper auf dieses Gefühl?
     
    Die folgende Situation veranschaulicht, wie diese Fragen zur Selbsterforschung angewandt werden können:
     
    Stefan L., ein 45-jähriger Gymnasiallehrer, ist einer von drei Vereinsvorständen. Mit dem Vorstandsvorsitzenden Uwe P., mit dem er vor einigen Jahren noch enger befreundet war, gestaltet sich die Zusammenarbeit seit ein paar Monaten immer unbefriedigender. Dieser verfolgt nur mehr die eigenen Interessen, die von Herrn L. werden kaum mehr berücksichtigt. Herr P. neigt dazu, die Vorschläge von Herrn L. in Besprechungen abzublocken.
    Wenn Sachverhalte ausgehandelt oder Maßnahmen besprochen werden, erlebt sich Herr L. als unterlegen. Immer häufiger nimmt er eine heftige Wut wahr, aber er bemüht sich, ruhig zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. Am meisten ärgert ihn, dass er sich nicht durchsetzen kann und er nicht in der Lage ist, Herrn P. darauf anzusprechen.
    Herr L. hat bereits erwogen, aus dem Vorstand zurückzutreten. Die Inhalte der Arbeit haben für ihn jedoch einen hohen Wert und die Tätigkeit an sich macht ihm viel Spaß. Ein Ausstieg wäre für ihn keine Alternative. Deswegen möchte er für sich einen Weg finden, mit der Situation besser zu Recht zu kommen.
    Stefan L. nimmt sich nun Zeit dafür, seine Reaktionen genauer zu untersuchen. Dazu vergegenwärtigt er sich innerlich eine typische Gesprächssituation mit dem Vorsitzenden, in der er sich abgewiesen fühlt. Während er die Szene und die gesprochenen Worte vor seinem inneren Auge ablaufen lässt, spürt er nach, was innerlich auftaucht. Er fokussiert sich auf seine Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen und Bilder und verweilt bei diesen Wahrnehmungen. Entscheidend für den Einstieg ist, dass er sich erlaubt, sich so weit wie möglich emotional in die Situation hineinzuversetzen, so dass er zumindest einen Anflug der vertrauten Wut spüren kann. Dann beginnt er, mit den Vertiefungs-Fragen aktiv weiter zu forschen.
    Herr L. spürt, dass mit der Wut sein Gesicht heiß wird, wie es in seinen Schläfen pocht und er sich wie kurz vor dem Explodierenfühlt. Er nimmt auch wahr, wie stark er sich zurückhält, wie ihn etwas bremst. Es sind diese Empfindungen, für die es gilt, achtsam zu sein, wenn man sich, wie hier Herr L., besser regulieren möchte. Herr L. verweilt nun bei diesem Festhalten und spürt deutlicher als sonst, wie sehr er sich kontrolliert. Diese Kontrolle interessiert ihn, denn er versteht nicht, warum sie so ausgeprägt ist. Er bleibt bei dieser Empfindung und versucht wahrzunehmen, ob es noch weitere Gedanken oder Gefühle gibt, die mit dieser Kontrolle einhergehen. Nach einer Weile tauchen Erinnerungen

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