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Das Achtsamkeits Buch

Das Achtsamkeits Buch

Titel: Das Achtsamkeits Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halko Weiss , Thomas Dietz
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Schwierigkeiten genutzt werden, die im täglichen Leben auftauchen. Spätestens dann sind vertiefende Selbsterkundung, Selbstführung oder sogar therapeutische Unterstützung eine große Hilfe. Abgesehen von dieser Gefahr der Lebensflucht wird sich ein regelmäßiges Training der Achtsamkeit für die meisten Menschen immer positiv auswirken und die Selbstführung verbessern: Wer im Gespräch präsenter, konzentrierter und gelassener ist, kann besser zuhören, besser verstehen, worum es geht, und ist weniger abgelenkt durch seine eigenen Gefühle und Gedanken.
    Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie Prinzipien der Selbstführung und Achtsamkeit für die positive Gestaltung von Beziehungen wirksam angewandt werden können.
     
    Innehalten und Kontakt
    Im Alltag innehalten zu können ist eine der wichtigsten Auswirkungen von Achtsamkeit. Innehalten ist auch einer der bedeutsamsten Schritte in der Selbstführung. Der Moment, in dem man sich und die Situation für Bruchteile von Sekunden wie von außen wahrnimmt, wenn man innerlich kurz ausdem Geschehen heraustritt und beobachtet, was passiert – dieser Moment schafft den Abstand und den Raum, den man braucht, um bewusster zu reagieren. Durch das Innehalten entsteht die Lücke, die für besonnenes Handeln und vorher geplante Verhaltensänderungen nötig ist. Ohne Innehalten laufen viele Muster, trotz guter Vorsätze, weiterhin unkontrolliert ab. Gerade im Kontakt mit Menschen, die starke Reaktionen auslösen und mit denen Streitsituationen häufig zu eskalieren drohen, ist dieser Augenblick von Achtsamkeit der wichtigste Ansatzpunkt. Wenn man aber schon erregt und angespannt ist, fällt es deutlich schwerer, sich innerlich zu stoppen und eine Beobachterposition einzunehmen. Je früher die Gefahr einer Eskalation erkannt wird, desto besser und leichter lässt sie sich verhindern. Gelingt es, die ersten Signale sich anbahnender Impulse wahrzunehmen, zum Beispiel den Impuls, sich zu verteidigen oder anzugreifen, dann lassen sich automatisierte Reaktionen leichter unterbrechen. Da körperliche Veränderungen die ersten Signale sind, lohnt es sich besonders, die für spezifische Reaktionen typischen körperlichen Empfindungen zu kennen. Eine der besten Vorbereitungen für solche Momente wäre, sich das Innehalten anzugewöhnen und es möglichst zu automatisieren. Vielleicht ist es auch wichtig, sich Formulierungen zu überlegen, mit denen man nach außen, jeweils für die entsprechende Situationen passend, dieses kurze Umschalten zu mehr Achtsamkeit begründen könnte. In den meisten Fällen sind Worte wie: »Da muss ich mal kurz nachdenken«, oder »Gib mir einen Augenblick Zeit, das zu verdauen« ohne Nachteil oder Gesichtsverlust möglich.
    Dieses achtsame Innehalten ist auch förderlich für die Fähigkeit, sich in einen Menschen einzufühlen. In spannungsgeladenen Gesprächen, bei Meinungsverschiedenheiten, bei Verhandlungen mit konträren Interessen oder im Streit, ist das Einfühlungsvermögen häufig eingeschränkt. Verständnis zu empfinden oder gar zu vermitteln, auch wenn es wichtigund hilfreich wäre, ist ohne Innehalten selten möglich. Gelingt es jedoch, etwas Abstand zu bekommen zu den eigenen Gefühlen, Sichtweisen und Interessen, ist man eher in der Lage, sich in das Erleben und die Situation des Anderen hineinzuversetzen. Diese kurze Achtsamkeit kann den inneren Raum schaffen, der notwendig ist, um sich für den Anderen zu öffnen und zu versuchen, ihn zu verstehen. Empathische Aussagen können darüber hinaus hilfreich sein, wie z.B.: »Wenn ich mich in Deine Lage hineinversetze, dann …«, oder: »Ich würde gerne versuchen, Sie besser zu verstehen. Lassen Sie mich mal überlegen, wie es mir an Ihrer Stelle ginge …«.
    Eine große Hilfe ist es auch, sich von vornherein achtsam auf Gespräche vorzubereiten, wenn man vermutet, dass sie schwierig werden könnten. Auch bei solchen Vor- und Nachbereitungen von Situationen ist der Blickwinkel weiter und offener als beim üblichen Nachdenken oder Reflektieren. Beim Reflektieren verläuft der innere Dialog zumeist in den automatisierten Bahnen eingeschliffener Denkgewohnheiten. Durch den Abstand des »Inneren Beobachters« bei der achtsamen Erforschung wird der Blickwinkel weiter und differenzierter. Der offene Geisteszustand fördert kreative Einfälle. Und Achtsamkeit hilft, deutlicher zu unterscheiden, ob man wieder einmal in den gewohnten Denk- und Einstellungsmustern über eine Situation nachdenkt

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