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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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vertrauten Geräusch oder einer sich öffnenden Bodenluke – doch das Dorf blieb stumm. Keine Menschenseele ließ sich auf den Straßen blicken.
    Ben hob den Kopf wie ein Tier, das eine Witterung aufgenommen hatte. »Ich fühle etwas …«
    Dr. Gayot horchte auf. »Gefahr?«
    »Nein.« Ben schloss die Augen und stand eine Weile in sich gekehrt auf der Stelle. Dann sagte er: »Angst!« Er hob seine Hände, als versuche er etwas Unsichtbares zu berühren, wobei er sich langsam auf der Stelle drehte. »Dort!«, sagte er schließlich und deutete in Richtung Plantagen. »Es kommt von dort drüben.«
    »Wir haben diesen Straßenzug doch schon abgesucht«, murrte Jiril. »Dort ist niemand.«
    Ben schüttelte nur den Kopf und begann in Richtung der Oasen zu laufen. »Es ist ganz in der Nähe«, rief er, ohne sich nach den anderen umzudrehen. »Ich spüre es ganz deutlich. Wir haben irgendetwas übersehen.«
    »Was spürt er?«, wunderte sich Mira.
    »Klare Gedanken«, antwortete Dr. Gayot mit verschwörerischer Miene.
    »Ach, Quark«, brummte Jiril und winkte ab. »Dort ist nichts.« Trotzdem begann er Ben nachzulaufen, womöglich in der Hoffnung, dabei zu sein und einen gehässigen Kommentar abgeben zu können, falls Benoît sich irrte.
    »Das wird nicht passieren«, versicherte Dr. Gayot, als Mira ihm gegenüber ihre Vermutung äußerte. »Seine Fähigkeiten haben ihn noch nie betrogen.«
    »Jiril ist eifersüchtig auf Bens Gabe«, stellte Mira fest.
    »Das mag wohl so sein«, seufzte der Doktor. Dann schwebte er den beiden Alphas hinterher, dicht gefolgt von Mira. Delius bildete die Nachhut, wobei er hinter der Gruppe herstapfte wie ein Revolverheld in Ritterrüstung.
    Ben führte sie etwa fünfzig Meter aus der Siedlung heraus, bis sie vor vier nebeneinanderliegenden, rechteckigen Metallklappen standen. Sie waren jeweils etwa anderthalb Quadratmeter groß und wirkten äußerst stabil.
    »Was befindet sich unter diesen Abdeckungen?«, fragte Ben flüsternd.
    »Das sind nur Abfallgruben«, sagte Mira ebenso leise.
    Jiril äußerte ein leises Prusten.
    »Halt den Mund, verdammt!«, zischte Ben. Dann schritt er Grubendeckel für Grubendeckel ab, wobei er die rechte Hand darüberhielt, als wolle er feststellen, ob eine von ihnen Wärme abstrahlte. »Hier!«, flüsterte er schließlich, als er an der dritten Grube ankam. »Delius, den Deckel!«
    Während der Roboter sich, ohne zu zögern, bückte, um die schwere Metallabdeckung anzuheben, entsicherte Jiril seine Waffe und postierte sich im toten Winkel. Ben, Mira und der Doktor traten einige Schritte zurück, um einem etwaigen Angreifer – ob Mensch, Tier oder was auch immer – kein unmittelbares Ziel zu bieten.
    Der Metalldeckel schwang mit einem protestierenden Quietschen auf, dann herrschte Stille. Aus der Grube drang ein abstoßender Gestank, untermalt von einem leisen, hektischen Keuchen. Als nach knapp einer Minute immer noch nichts Bedrohliches herausgesprungen kam, traten alle wieder heran und versammelten sich vor dem finsteren Loch.
    Für jeden, der sich dort unten versteckte, musste der Anblick der Gruppe mehr als nur verstörend sein: ein zwei Meter großer Roboter, zwei Alphas und ein dicker, schwebender Mann, dessen Unterleib aussah wie eine Metallspinne. Doch erst als auch noch Mira am Rand der Grube auftauchte und neugierig hinabsah, kam aus der Tiefe ein unterdrückter Angstschrei. Etwas, das nicht genau zu erkennen war, bewegte sich dort unten im Halbdunkel. Dann schoss pfeilschnell ein kleines Objekt heraus und knallte Mira mit voller Wucht gegen die Stirn. Der heftige Aufprall ließ das Mädchen zurücktaumeln, im selben Moment wurde ihr bereits schwarz vor Augen.
    »Mira!«, drang eine ferne Stimme wie durch dicke Watte an ihre Ohren. Dass sie der Länge nach in den heißen Wüstensand fiel, spürte sie nicht mehr.

 
     
     

     
     
    Was wir wissen, ist ein Tropfen.
    Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
     
    Isaak Newton

 
8  Wo sind die Menschen?
     
     
    »Nicht schießen!«, rief Ben, als er die Bewegung neben sich erkannte, und riss Jirils Hand samt der Waffe zu Boden. Der Schuss, der sich einen Sekundenbruchteil später löste, ließ wenige Zentimeter neben dem Grubenrand eine Sandfontäne aufwirbeln.
    »Das war knapp«, bestätigte Dr. Gayot, während Ben nun rasch nach Mira sah. Sie hatte eine blutende Platzwunde an der Stirn, schien jedoch nicht ernsthaft verletzt zu sein. »Delius, Licht!«, wies der Doktor den Roboter an, nachdem Ben das

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