Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
den Straßen. Niemand schien von seiner Waffe Gebrauch machen zu müssen. Dr. Gayot war der Erste, der wieder am Rigger ankam. Überlebende schien er nicht gefunden zu haben und über die Toten schwieg er sich Mira gegenüber aus. Stattdessen tat er so, als müsse er das Luftkissenboot nach Reiseschäden überprüfen.
    Nach einer knappen Stunde kehrte auch Ben sichtlich bewegt zurück. »Acht«, sagte er nur, als er den Rigger erreicht hatte.
    Der Doktor nickte ernst. »Fünf auf meiner Route«, murmelte er.
    Ben machte ein betrübtes Gesicht. »Ich fürchte, es sind noch weitaus mehr«, sagte er fast tonlos. »In einigen Häusern türmen sich verbrannte Dachbalken und verkohltes Inventar so hoch, dass darunter …« Er verstummte und wischte sich mit einer rußverschmierten Hand über die Augen. »Einige scheinen sich noch gewehrt zu haben«, sagte er schließlich leise. »Gegen wen oder was auch immer …«
    Mira, die das leise Gespräch vom Pilotensitz des Riggers mit angehört hatte, sah in den fast wolkenlosen Himmel empor. »Gegen eine Ambodruse?«
    Ben schaute zu ihr hinauf und schüttelte den Kopf. »Unmöglich. In einigen Häusern haben Kämpfe stattgefunden, ohne dass das Dach beschädigt wurde.«
    »Aber wo sind die Menschen geblieben, die überlebt haben?«, wunderte sich Dr. Gayot.
    »Seht euch das mal an!«, erklang die Stimme von Jiril, der mit einem armlangen, schwarz glänzenden Gebilde in der Hand nun ebenfalls von seinem Kontrollmarsch zurückkehrte. »Das stak in einer der aufgebrochenen Eingangstüren. Ist wohl ein Geweih oder so was.«
    Als Mira das Ding, das Jiril beim Näherkommen wie eine Trophäe in die Höhe hielt, genauer betrachtete, lief es ihr eiskalt den Rücken hinunter. »Das ist eine Hälfte einer Sodra-Fangzange!«, stieß sie hervor.
    »Ah, eine Tierfalle«, mutmaßte Jiril und lehnte seinen Fund an den Rumpf des Riggers.
    »Nein, ein riesiges, fleischfressendes Insekt aus der Gattung Macromirmicoleon«, berichtigte ihn Dr. Gayot und begann nach einem raschen Rundblick ein deutliches Stück höher zu schweben. »Man könnte es als einen etwa zwei Meter langen Eingeweidesack mit Fangzangen beschreiben.«
    Jiril wurde bleich und sah sich ebenfalls hektisch um. »Hier krabbeln zwei Meter lange Monsterkäfer herum?«
    »Krabbeln ist das falsche Wort«, erklärte Ben, wobei er den Boden nach verräterischen Spuren absuchte. »Sodras besitzen nämlich keine Beine. Sie robben über den Boden oder wühlen sich unter der Oberfläche durch den Sand.«
    »Dabei bewegen sie sich durch Kontraktionswellen voran wie fette Würmer oder riesige Maden«, fügte der Doktor in wissenschaftlichem Eifer hinzu. »Bemerkenswert ist dabei, dass sie gerne Kolonien bilden. Ich habe jedoch noch nie erlebt, dass sich eine große Sodra-Kolonie auf Wanderschaft begeben hätte.« Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Es sei denn, irgendetwas hätte sie dazu getrieben.«
    »Vielleicht lag bis heute nur noch nie eine menschliche Siedlung auf ihrem Weg«, bemerkte Jiril.
    »Das waren keine Sodras«, entschied Ben und nahm die Fangzange näher in Augenschein. Er roch an der Bruchstelle, verzog kurz das Gesicht und sagte: »Zumindest keine echten.« Dann hielt er die Kieferklaue mit dem abgebrochenen Ende dem Doktor entgegen. »Riechen Sie!«, forderte er ihn auf.
    Dr. Gayot schwebte widerwillig heran und schnupperte an dem Fragment wie an einem alten Käse. »Antioxidationsmittel«, stellte er überrascht fest. »Synthetische Schmierstoffe.«
    »Das Ding stammt von einer Maschine?«, staunte Jiril.
    »Falls du mir erklären kannst, warum eine zwei Meter große Insektenlarve in der Wüste einen Korrosionsschutz benötigt, darfst du gerne einen anderen Vorschlag machen«, brummte Ben und drückte Jiril die Zange in die Hand. »Ein Käfer rostet nicht, egal wie groß er ist.«
    Jiril starrte das Klauenfragment in seinen Händen an. »Zwei Meter große, menschenfressende Insektenroboter«, stöhnte er. »Das ist ja noch abgefahrener!«
    »Hier wurde niemand gefressen«, erklärte Ben. »Sonst hätten wir Blut und Knochen gefunden.«
    »Vielleicht verstecken sich die Bewohner an Orten, an denen wir noch nicht gesucht haben«, überlegte Dr. Gayot. »In den alten Sonnenschutzbunkern etwa.«
    »Ich habe eine Idee.« Jiril lief hinüber zur Marktglocke, ergriff das Klöppelseil und begann laut und lange zu läuten. Als der letzte Glockenschlag verhallt war, lauschten alle gebannt nach einer Stimme, einem

Weitere Kostenlose Bücher