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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Mädchen notdürftig versorgt hatte.
    Delius ließ mehrere Scheinwerfer an seinem Kopf aufleuchten und richtete ihre Strahlen gebündelt hinab in die Tiefe.
    Was Ben, Jiril und der Doktor dort unten schließlich erblickten, ließ sie verwunderte Blicke austauschen. In der hintersten Ecke der offenbar für Ernteabfälle bestimmten Grube kauerte – scheinbar bis zur Hüfte vergraben unter fauligem Gemüse und verrottenden Staudenblättern – ein verängstigtes Bündel Mensch. In seinen zitternden Händen hielt es eine bis zum Anschlag gespannte Steinschleuder.
    »Das ist ein Junge!«, entfuhr es dem Doktor, als er die Gestalt erblickte. Dann, als er genauer hinsah: »Mein Gott, er hat keine Beine mehr!«
    Der Betroffene schien sich indes nicht entscheiden zu können, welche der fremdartigen Gestalten über seinem Versteck er mit seiner Schleuder anvisieren sollte. So richtete er die geladene Zwille abwechselnd auf den bizarren Körper von Dr. Gayot und auf den klobigen, strahlenden Kopf von Delius. Schließlich entschied er sich für den ihn blendenden Roboter und ließ sein Geschoss emporzischen. Es machte laut ›Klong!‹, als der Stein gegen Delius’ Metallschädel krachte. Einer seiner Scheinwerfer erlosch sofort, kurz darauf alle übrigen Lichter an seinem Kopf. Der Roboter sank ein Stück in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.
    »Na, klasse!«, stieß Jiril hervor.
    Offenbar war das Geschoss, das den Roboter außer Gefecht gesetzt hatte, der letzte Stein des Grubenschützen gewesen, weshalb dieser nun hektisch im Kompost wühlte und schließlich einen fauligen Rettich in seine Schleuder lud.
    »Warte!«, rief Dr. Gayot, als der beinlose Junge damit auf ihn zielte. »Wir wollen dir nichts tun!«
    »Blödsinn!«, kam es aus der Grube zurück, gefolgt von einer Kaskade wilder Flüche und Verwünschungen. Einen Augenblick später musste sich der dicke Wissenschaftler doch noch unter dem heranfliegenden Rettich wegducken.
    Bevor der Junge es in seinem Versteck geschafft hatte, seine Waffe erneut mit fauligem Gemüse zu laden, war Ben zu ihm in die Grube hinabgesprungen. Allerdings hatte er nicht mit der Stärke seines Gegners gerechnet. Statt sich die Steinschleuder abnehmen zu lassen, traktierte der Junge Ben derartig mit Faustschlägen, dass dieser das Gefühl hatte, in die Höhle eines tobenden Wüstentrolls gesprungen zu sein. Mit Mühe und Not schaffte Ben es wieder aus der Kompostgrube heraus, begleitet von allerlei ihm nachgeworfenem Gemüse. Jiril war es schließlich, der das Theater beendete, indem er die Metallabdeckung wieder auf die Grube krachen ließ. Um sicherzugehen, dass sie nicht doch noch von innen aufgestoßen wurde, setzte er sich auf den Deckel.
    »Wir sollten einen großen Stein drauflegen und diese halbe Portion da unten so lange in der Sonne schmoren lassen, bis sie friedlich ist«, schlug er vor.
    »Er fürchtet sich, das ist alles«, erklärte der Doktor. »Irgendetwas muss ihn beinahe zu Tode geängstigt haben.« Er sah sich nach Ben um, der neben Mira saß und sich dabei von seiner kurzen, aber heftigen Prügelei erholte. »Wie geht es dem Mädchen?«
    »Sie kommt bald wieder zu sich«, erklärte er. »Aber die Wunde muss genäht werden.« Er nickte in Richtung Delius. »Was ist mit ihm?«
    »Nichts weiter«, winkte Jiril ab. »Der alte Blechschädel ist nur ein wenig empfindlich gegen Erschütterungen.«
    »Wir sollten das Hospital suchen, um Miras Wunde zu versorgen«, entschied Benoît. »Hoffentlich gibt es dort ein Antiseptikum. Ich könnte zudem eine Salbe gegen Prellungen gebrauchen. Der Bengel dort unten hat zugedroschen wie ein tollwütiger Pavian.«
    »Todesangst«, befand Dr. Gayot. »Sie setzt ungeahnte Kräfte frei.«
    »Nein«, widersprach Ben. »Das war nicht allein die Angst, das konnte ich spüren.«
    »Zweifellos«, grinste Jiril.
    »Warte hier, bis Delius wieder … ähm, zu sich kommt«, wies Dr. Gayot Jiril an und überließ ihm die Fernbedienung. »Und versuch unseren hitzköpfigen Freund irgendwie zu beruhigen.«
    »Diese halbe Portion dort unten benötigt ebenfalls medizinische Hilfe, glaube ich«, sagte Jiril, der im Schneidersitz auf dem Grubendeckel hockte, und schlug sich mit einer Handkante leicht gegen den Bauch.
    »Das ist keine akute Verletzung«, widersprach Ben. »Sonst wäre der Bursche kaum so temperamentvoll.«
    »Aber seine Beine«, wunderte sich der Doktor. »Sein gesamter Unterkörper wurde …«
    »Er könnte eine Missbildung sein«,

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