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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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wie alle umliegenden Gebäude durch die Explosion zerstört worden. Kaum ein Stein stand noch auf dem anderen.
    »Könnte sich um ein Kraftstofflager gehandelt haben«, vermutete Dr. Gayot. Und mit einem Seitenblick auf Mira: »Was stand dort für ein Gebäude?«
    »Kein besonderes«, sagte das Mädchen tonlos. »Nur ein Laden. Oben auf dem Dach stand eine dieser Zwillingskanonen.«
    »Eine Haubitze?« Jiril schnalzte mit der Zunge. »Wow!«
    »Von denen gibt es im Dorf mehrere«, erklärte Mira. »Wegen der Ambodrusen. Aber seit ich mich erinnern kann, wurden sie noch nie benutzt.«
    »Falls hier ein Munitionslager in die Luft geflogen ist, dürften die umherfliegenden Geschosse die halbe Siedlung plattgemacht haben«, bemerkte Jiril. »Das würde auch die vielen Brandherde erklären.«
    Miras Augen wurden plötzlich beängstigend groß, namenloser Schrecken verzerrte ihr Gesicht. Ehe Ben, Jiril oder der Doktor es verhindern konnten, war sie von ihrem Sitz aufgesprungen, über die Bordwand des Riggers geklettert und hinab auf die Straße gesprungen.
    »Mira!«, rief Ben ahnungsvoll. »Nicht!«
    Das Mädchen strauchelte nach dem Sprung aus zwei Metern Höhe nur kurz, dann rannte es die Straße entlang, hinein in die beißenden Rauchschwaden, die aus dem Explosionskrater quollen. Einen Augenblick später war Mira hinter der nächsten Straßenecke verschwunden.
    »Donnerwetter«, staunte Jiril. »Die kann rennen wie der Teufel.«
    »Natürlich«, knurrte Ben. »Sie ist schließlich eine Beta.« Er wies Jiril an, den Rigger zu stoppen und erhob sich ebenfalls von seinem Sitz. »Wartet auf der anderen Seite des Dorfplatzes«, ordnete er an. »Aktiviert Delius, wir werden seine Hilfe benötigen. Ich versuche, das Mädchen zu finden.«
    »Wohin will sie?«, rief Dr. Gayot Ben hinterher.
    »Nach Hause!«, schrie Ben, ohne sich umzudrehen.
     
    Als Mira durch den Qualm ihr Haus erkannte, überkamen sie Erleichterung und Angst zugleich. Zwar war es nicht niedergebrannt wie viele andere, doch auch hier schwang die halb aus den Angeln gerissene Eingangstür knarrend im Wüstenwind. Mira kontrollierte sämtliche Räume vom Obergeschoss bis hinab in den Keller. Dabei rief sie nach ihrem Vater, ohne die erhoffte Antwort zu erhalten. Das Haus stand leer. Verstört saß Mira minutenlang auf dem Boden des Zimmers, in dem sie sich vor zwei Tagen noch mit Ben unterhalten hatte, und suchte mit Blicken irgendetwas, das ihr einen Anhaltspunkt zu dem geben konnte, was hier geschehen war. Alles sah ordentlich aus, fast so, als habe ihr Vater das Haus nur kurz verlassen – wenn da nicht die kaputte Eingangstür gewesen wäre.
    In dem Moment, als die Tür vom Wind wieder kurz aufgedrückt wurde, nahm das Mädchen vor dem Haus eine huschende Bewegung wahr.
    »Tessa?«
    Mira sprang auf und rannte nach draußen, doch als sie auf der Straße stand, war von dem Hund keine Schwanzspitze mehr zu sehen. Ein Grollen und Poltern ließ sie erschrocken herumwirbeln. Es war kein Angreifer, der sich auf sie stürzen wollte, sondern die einstürzende Frontmauer eines niedergebrannten Hauses auf der Straßenseite gegenüber.
    Einer alten Gewohnheit folgend schlug sie einen Zickzackkurs durch enge Seitengassen ein, bis sie vor dem Haus von Bausch stand. Auch hier bot sich Mira das gleiche gespenstische Bild: Die Wohnung war leer, die Fronttür stand offen – ganz entgegen Bauschs Angewohnheit, sie Tag und Nacht verriegelt zu halten. Nichts deutete darauf hin, dass er gewaltsam aus seiner Säuferklause verschleppt worden war. Im Gegenteil, er schien freiwillig geöffnet zu haben und nach draußen gegangen zu sein.
    Ein Winseln aus einem angrenzenden Hinterhof erregte Miras Aufmerksamkeit.
    »Tessa?«, rief sie hoffnungsvoll. »Mekaj?« Ein leises Knurren antwortete ihr. Sie suchte den Durchgang in den Hof und fand die beiden Hunde in der hintersten Ecke vor. Beide Tiere kauerten dicht aneinandergeschmiegt, aber wachsam hinter Sträuchern und reagierten beunruhigend verstört auf Miras Annäherungsversuche. Während Tessa durch einen Durchbruch in der Hofmauer sofort die Flucht ergriff, schnappte Mekaj, der noch immer humpelte, nach allem, was sich ihm bis auf Armlänge näherte. Schließlich gab Mira den Versuch auf, sein Vertrauen zurückzugewinnen, und verdrückte sich deprimiert wieder in die Seitengasse. Mit leerem Blick ging sie zurück zu Bauschs Haus und betrat die leere Wohnung. Dort rollte sie sich auf dem großen Sofa zusammen, dessen Wärme und

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