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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Schätzung nach 100 Meter weit hinabblicken und, nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit in der Tiefe gewöhnt hatten, sogar noch weiter. Doch danach herrschte nur noch undurchdringliche Finsternis. Mira stellte sich vor, wie es sein mochte hinabzustürzen, ohne jemals das Ende des Schachts zu erreichen. Einfach nur zu fallen und zu fallen – bis zum Mittelpunkt der Welt …
    »Ist eine derartige Tiefe für eine Terramotus-Anlage normal?«, fragte Ben.
    Der Doktor schüttelte den Kopf. »Keinesfalls.«
    »Delius könnte mit seinen Scheinwerfern hinableuchten«, schlug Jiril vor. »Wenn wir Glück haben, fällt er dabei auch gleich über die Brüstung.« Er sah sich suchend um. »Wo steckt der Blechheini eigentlich?«
    »Er bringt den Rigger außer Sichtweite«, erklärte Dr. Gayot. »Für alle Fälle.«
    »Na ja, auch gut.« Jiril holte Luft und spuckte hinab in den Schacht.
    »Wie tief mag das sein?«, fragte Mira.
    »Schwer zu sagen«, gestand Dr. Gayot. »In etwa drei- bis vierhundert Metern Tiefe liegt Savornins Meer. Der Wasserspiegel dürfte daher eine natürliche Grenze darstellen.«
    »Ein Meer?« Mira ließ sich zurück auf den Boden rutschen. »Hier unter der Wüste?«
    »Nun, es ist kein wirkliches Meer, wie wir es kennen«, erklärte der Doktor, »sondern ein riesiges Grundwasserreservoir.« Er begann mit zweien seiner mechanischen Arme ein Bild aus Linien in den Sand zu zeichnen. »Tief unter der Wüste liegen kilometerdicke Gesteinsschichten, in denen gewaltige Mengen fossilen Grundwassers aus Millionen von Jahren Erdgeschichte eingeschlossen sind«, erklärte er dabei. »Diese Gesteinsschichten nennt man Synklinalen, was übersetzt so viel bedeutet wie ›Gesteinsmulden‹. Du kannst sie dir wie flache, ineinandergestapelte Becken oder Schüsseln vorstellen. Jede einzelne dieser Schüsseln ist eine Gesteinsschicht, die sich im Laufe der Jahrmillionen gebildet und versickerndes Regenwasser aufgenommen hat. Zuletzt wurde das Grundwasserreservoir während der Eiszeit aufgefüllt, als die Klimazonen sich nach Süden verschoben und die Regen spendenden Wolken bis vor 10.000 Jahren über Nordafrika entladen hatten.
    Die einstigen Bewohner der Wüste kannten Savornins Meer schon sehr lange. Besonders an Hängen, wo die Wasser führende Schicht der Erdoberfläche sehr nahe kommt, gruben sie seit Jahrtausenden Brunnen und bauten raffinierte Kanäle, in denen das Wasser zu den Oasen fließen konnte.
    Schon lange vor den Sonnenstürmen hatte man damit begonnen, das Wasser aus der Tiefe heraufzupumpen, um in der Wüste künstliche Oasen zu schaffen, so wie die Plantagen von Iférana. Jede Oase in dieser Wüste wird von Savornins Meer gespeist, jeder Brunnen und jede Wasserpumpe – selbst das Speicherbecken im alten Zeppelinhangar …«
    Mira betrachtete die Sandzeichnung des Doktors, dann fragte sie: »Kann die Fabrik bis in dieses Meer vordringen?«
    »Nein«, sagte der Doktor. »Für ein aquatisches Umfeld wurde sie nicht programmiert.«
    »Es sei denn, die Anlage hat es geschafft, ihre Außenwände druckresistent gegen das Grundwasser abzudichten«, gab Ben zu bedenken. »Dann könnte der Schacht einen Kilometer weit hinabführen, aber auch genauso gut zehn.«
    Während Ben, Mira und Dr. Gayot diskutierten, war Jiril wieder hinauf zum Wrack der Ambodruse gestiegen, wo er sich an einem der kleineren Tentakel zu schaffen machte. Er trennte ein etwa zwei Meter langes Stück von seiner Spitze ab und schleifte es in den Krater.
    »Was hast du vor?«, wunderte sich Mira.
    »Werfen wir das hier in den Schacht«, erklärte Jiril. »Mal sehen, was passiert.«
    Ben versperrte ihm den Weg. »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Da stimme ich ihm zu«, sagte Dr. Gayot.
    »Sie könnten auch gerne hinabschweben und nachsehen, was dort unten vor sich geht«, schlug Jiril vor und ließ den Tentakel fallen. »Dann kommen Sie wieder nach oben geflogen und erzählen uns davon.«
    »Zieh nicht ständig alles ins Lächerliche!«, brauste der Doktor auf. »Was gedenkst du denn zu tun, falls tatsächlich etwas heraufkommt – hier stehen zu bleiben wie auf einem Präsentierteller?« Dr. Gayot deutete hinauf zum Körper der Ambodruse. »Kannst du dir eigentlich vorstellen, was von dort unten heraufkommen müsste, um dieses Wrack dort zu bergen? Die Überreste dieser Maschine wiegen Tonnen.«
    »Da muss ich ihm leider beipflichten«, sagte Ben. »Diese Anlage ist unberechenbar. Sie könnte die Aktion als Provokation werten, was

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