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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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langsam wieder die Düne heraufgeschwebt.
    Als Mira neugierig ihren Kopf hob, um einen Blick in den Krater zu werfen, schauten ihre Ebenbilder entweder auf ihre Fußspitzen oder steil empor in den Himmel. Das Blitzen ihrer Augen hatte aufgehört.
    »Faszinierend«, keuchte Dr. Gayot, nachdem er ebenfalls wieder den Scheitel der Düne erreicht hatte. »Die Anlage scheint im Laufe der Jahre ihr eigenes Sicherheitsprogramm modifiziert zu haben. Diese Replikate erfassen zuerst ein sphärisches Bild ihrer Umgebung, bevor sie beginnen zu agieren. Offenbar wird das, was sie aufzeichnen, an eine Art Kontrollstelle gesendet, die alle Informationen auswertet. Das geht weit über das Securityprogramm hinaus, mit dem die Terramotus-Anlage ursprünglich ausgestattet wurde. Seht nur!«
    Gebannt verfolgten alle, wie die Mira-Maschinen auf einmal in geschäftiges Treiben verfielen. Wie auf ein geheimes Zeichen hin verließen sie gleichzeitig die Plattform und bewegten sich auf die zu Boden gesunkene Ambodruse zu.
    Jiril leckte sich nervös über die Lippen. »Ob sie uns gesehen haben?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Ben. »Jedenfalls verhalten sie sich nicht danach. Hoffentlich ist Delius mit dem Rigger inzwischen außer Sichtweite.«
    Kollektiv machten sich die Mira-Maschinen an der Ambodruse zu schaffen und schleiften ihren Körper von der Düne herab in den Krater. Dann begannen sie den riesigen mechanischen Leib systematisch in Einzelteile zu zerlegen.
    »Arbeitsdrohnen«, deutete Dr. Gayot das Geschehen.
    »Sie schenken unseren Fußspuren keinerlei Beachtung«, erkannte Ben.
    »Fährtenlesen gehört offenbar auch nicht zu ihrer primären Aufgabe«, folgerte Dr. Gayot. »Das ist ein Bergungstrupp. Wahrscheinlich würden diese Replikate nicht einmal Notiz von uns nehmen, wenn wir direkt neben dem Produktionsschlot stünden. Sie erfüllen einzig die Aufgabe, für die sie an die Oberfläche geschickt wurden: Demontage und Sicherstellung.«
    Teils fasziniert, teils bestürzt beobachtete Mira, wie ihre künstlichen Ebenbilder die Ambodruse in tragbare Einzelteile zerlegten und diese zum Lift transportierten, bis sich auf der Plattform ein meterhoher Berg aus Tentakelsegmenten häufte. Als der ihnen zur Verfügung stehende Platz ausgeschöpft war, stiegen die Maschinen ebenfalls dazu und fuhren mit dem voll beladenen Lift wieder in die Tiefe.
    »Bleibt in Deckung!« Dr. Gayot warf einen Blick auf seine Uhr. »Sie werden gleich zurückkommen.«
    Alle blickten erwartungsvoll hinab in den Krater. Eine geraume Weile tat sich gar nichts, dann tauchte die entladene Plattform mit den Drohnen wieder auf.
    »Knapp acht Minuten«, verkündete der Doktor, nachdem der Lift die Oberfläche erreicht hatte.
    Unverzüglich machte sich der Bergungstrupp wieder an die Arbeit. Auf Mira wirkten ihre künstlichen Ebenbilder wie geschäftige Ameisen, die ihre Beute zerlegten und in ihren Bau verfrachteten. Ihre zweite Fuhre bestand aus Segmenten des riesigen Fangarms und der beiden Flügelsäume. Nach ihrem neuerlichen Verschwinden in der Tiefe waren dann nur noch der in sich zusammengesunkene Ballonkörper und ein etwa fünf Meter langer Ansatz des Fangtentakels übrig.
    Kaum waren die Mira-Maschinen wieder in ihre Unterwelt unterwegs, gab Dr. Gayot seine Deckung plötzlich auf. Ehe ihn jemand daran hindern konnte, war er über den Dünenkamm geschwebt und schoss den Abhang hinab.
    »Was haben Sie vor?«, rief Mira ihm verdutzt nach.
    »Eine trojanische List«, antwortete der Doktor, als er den Fuß der Düne erreicht hatte.
    »Kommen Sie zurück!«, beschwor Ben den Wissenschaftler. »Sie sind verletzt, und Ihr Leviator ist beschädigt!«
    Dr. Gayot reagierte nicht. Unbeirrt schwebte er auf den Produktionsschlot zu und warf einen prüfenden Blick hinab in die Tiefe.
    »Wenn ich nicht genau wüsste, dass seine obere Hälfte menschlich ist, würde ich behaupten, er habe seine Ohren ausgeschaltet«, zischte Jiril. »Was meint er denn bitteschön mit ›trojanischer List‹? Für ein Computervirus ist er nun wirklich zu fett …!«
    Mira verdrehte die Augen. »Ich glaube, er will sich nur irgendwo verstecken«, erklärte sie.
    »Zweifellos«, nickte Ben grimmig. »Und zwar in der Ambodruse, als blinder Passagier …« Er stand auf und rief: »Doktor, das Wrack ist voll giftiger Dämpfe! Sie werden an einer Rauchvergiftung sterben, ehe sich der Lift in Bewegung setzt. Man wird Sie entdecken!«
    Dr. Gayot blickte zu ihm herauf. »Ich bin dank des Leviators

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