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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Gesicht verdüsterte sich. »Das eitle Volk von Myllport redet nämlich vor lauter Stolz ohne Worte. Woher kommst du, junge Dame? Du bist ja völlig schmutzig.«
    Mira verstand nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben könnte. Auffordernd sah sie zu Jiril, der inzwischen seine Jackentaschen durchwühlte.
    »Ich habe das Funkgerät verloren«, erklärte er deprimiert, wobei er Grashalme, Dreck und kleine Steine aus den Taschen leerte. »Muss mir während unserer Rutschpartie rausgefallen sein.«
    »Ich … stamme aus Iférana«, erklärte Mira und deutete in die Ferne. »Aus der Beta-Zone.«
    »Beta-Zone«, plapperte der Wächter ihr nach. »Nie davon gehört. Liegt diese Zone weit entfernt?«
    »Zwischen dem Aïr-Gebirge und dem Termit-Massiv«, erklärte Jiril, während er weiter in seinen Taschen kramte.
    Und Mira fügte hinzu: »Es kommen wohl nicht viele Reisende aus dem Süden …«
    »Ebenso wenige wie aus dem Westen, aus dem Norden oder aus dem Osten«, bestätigte der Wächter. »Ihr seid die ersten Besucher seit 294 Weltumläufen.«
    »Dies ist nicht unser erster Aufenthalt in Darabar«, erklärte Jiril schwitzend und reichte ihm die Münze, die er im Zeppelinhangar präsentiert hatte. »Betrachten Sie’s als kleinen Obolus für Ihr … äh, Entgegenkommen.«
    Der Wächter ließ das Geldstück durch seine fleischigen Finger wandern. »Ein alter Daram«, murmelte er. »Die Ausfuhr von antikem Münzgeld ist strikt verboten. Eine mutwillige Missachtung dieser Vorschrift wird vom Sittenrichter mit Kerkerhaft nicht unter zwei Monaten geahndet.«
    »Von Ausfuhr kann keine Rede sein«, widersprach Jiril. »Ich bringe diese Münze lediglich im Auftrag meines Mentors zurück.«
    »Euer Mentor?« Der Wächter sah sich suchend um. »Wo steckt er? Schwarzfahrer werden nicht geduldet!«
    »Er hat leider den Aufsprung nicht geschafft«, erklärte Mira.
    »Oh, prächtig, prächtig! Ich meine: Schade, das ist schade! Aber manchmal unvermeidbar, ja …« Der Wächter reichte Jiril die Münze zurück. »Nun gut, ich will ein Auge zudrücken. Mein Name ist Nybbas. Ich bin der Aufseher von Tor 4, Ebene 1, falls ihr von hier wieder abzuspringen gedenkt. Nach hinten raus ist’s nämlich immer besser, wisst ihr? Dürfte ich erfahren, aus welchem Grund ihr Darabar besucht?«
    »Wir reisen im Auftrag des Biosphären-Protektorats Alpha Carinea, um die von Dr. Ismael Gayot vor sechs Jahren begonnenen Studien fortzusetzen«, antwortete Jiril und verstaute das Geldstück wieder in seiner Tasche. »Mehr darf ich Euch leider nicht verraten.«
    »Hm«, machte der Wächter. »Geheime Studien, soso … Na schön, folgt mir.« Er wandte sich um und stapfte zügig die Stufen wieder hinauf, was Mira ihm angesichts seiner Leibesfülle kaum zugetraut hätte. Sie hatte Mühe, auf der abschüssigen Treppe mit ihm Schritt zu halten. Als sie stolperte und sich mit den Händen auf den Felsstufen abstützte, spürte sie dasselbe unmerkliche Vibrieren des Gesteins, das sie zuvor auf dem Sims wahrgenommen hatte.
    »Gibt es hier eigentlich auch Maschinen?«, fragte sie Jiril, als sie sich wieder aufgerappelt hatte. »Irgendein Apparat, der das Kraftfeld erzeugt oder die Stadt in der Luft hält und antreibt?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand er. »Ich wäre für jede Technik dankbar, die es uns ermöglicht, mit Ben oder dem Doktor Kontakt aufzunehmen. Aber ich fürchte, die Darabari kommunizieren noch mit Trommeln und Rauchzeichen …«
    »Es soll so ein Maschinending geben«, erklärte der Wächter, der ebenfalls stehen geblieben war. »Aber niemand redet darüber.« Seine Stimme senkte sich verschwörerisch, als er fortfuhr: »Es existieren nur Geschichten und Legenden über dieses Ding – denn keiner, der sich hinab in die Katakomben gewagt hat, um es zu suchen, ist je wieder zurückgekehrt. Aber pst …!« Der Wächter blickte sich verstohlen nach allen Seiten um. »Das habt ihr nicht von mir, okay?«
    Hinter den Pforten des Stadttors herrschte weitaus weniger Rummel, als Mira vermutet hatte. Sie hatte geschäftiges Treiben erwartet: ein Gewimmel aus Einwohnern, feilschenden Straßenhändlern, Bettlern und Wachpatrouillen. Zwar gab es entlang der Hauptstraße zahllose Geschäfte, in denen gemahlen und geschlachtet, geschmiedet und gegossen wurde. In zahllosen Läden wurde geziegelt und gemauert, geschustert, gewebt, geböttchert und Bier gebraut. Doch abgesehen von einigen vereinzelt umherhuschenden und zumeist vermummten Gestalten waren

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