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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Schultergelenke.
    »Jiril?«
    Der Alpha stütze sich auf seine Ellbogen. »Ja?«
    »Du bist wirklich die Pest!«
    Jiril starrte das Mädchen aus großen, sandverschmierten Augen an. Dann zog er seinen Jackenärmel über die Hand, beugte sich heran und wischte Mira mit dem Stoff vorsichtig das Gesicht ab.
    »Was soll das denn jetzt?«, fragte sie mit einer Mischung aus Verblüffung und Verärgerung.
    Jiril hielt kurz inne. »Na, willst du etwa mit meinem Stiefelabdruck im Gesicht herumlaufen?«

 
     
     

     
     
    Spiele nicht mit dem Feuer,
    traue nicht dem Wasser,
    glaube nicht dem Wind.
     
    Russisches Sprichwort

 
15  Mauern
     
     
    Mira sah Jiril an, ohne zu blinzeln. »Hörst du das?«, fragte sie.
    Der Alpha hielt mit Putzen inne und lauschte. Vogelgezwitscher und das Rascheln niedriger Bäume und Büsche im Wind waren die lautesten Geräusche.
    »Ich höre gar nichts«, gestand er.
    »Genau das meine ich.« Mira schob Jirils Hand fort, dann stand sie auf und sah sich neugierig hinter dem Tor um, das in die etwa drei Meter hohe Grenzmauer eingelassen war. Dahinter führte eine verwitterte Steintreppe hinauf zu Darabars wuchtiger Stadtmauer. Jiril erhob sich schwerfällig, klopfte sich den Staub aus den ramponierten Kleidern und äugte ebenfalls durch den schmalen Torweg.
    »Niemand zu sehen«, bemerkte er überflüssigerweise. »Sieht irgendwie alles noch so aus wie vor sechs Jahren …«
    »Der Schall und der Staub werden von irgendetwas zurückgehalten«, bemerkte Mira.
    »Ja, ist irgendeine Art Kraftfeld. Würde mich immer noch interessieren, wie diese fliegenden Hinterwäldler das …« Jiril verstummte mitten im Satz und blickte hinauf zum Stadttor.
    Als Mira seinem forschenden Blick folgte, erkannte sie eine beleibte Gestalt, die am Gipfel der Treppe aufgetaucht war und aufmerksam auf sie herabsah.
    »Ist das ein Wächter?«, fragte sie.
    »Eine Torwache«, bestätigte Jiril. »Glaube ich zumindest.«
    Die Gestalt kam langsam die Treppe herunter, ohne die beiden Neuankömmlinge aus den Augen zu lassen. Mira erkannte einen stämmigen Mann, kaum größer als Jiril und mit einer langen, lanzenartigen Waffe gerüstet. Gekleidet war er in eine blaue, von einer Stoffschärpe gehaltene Gandoura – ein weites, luftiges Baumwollgewand mit Trompetenärmeln, das ihn aussehen ließ wie einen riesigen wandelnden Lampenschirm. Dazu trug er schlichte, ausgetretene Ledersandalen. Sein Kopf war kahl rasiert, die Augenbrauen dunkel und buschig. Die Haut des Wächters war ungewöhnlich hell, was Mira vermuten ließ, dass er – allein in Anbetracht seiner Körperfülle – die meiste Zeit untätig im Schatten des Stadttores herumsaß. Ein paar Meter über Mira und Jiril blieb er stehen und musterte die beiden neugierig.
    »Ich grüße euch!«, ergriff er das Wort. »Seid ihr gekommen, um gleich wieder zu gehen, da eure Anwesenheit ein Versehen ist, oder plant ihr länger in Darabar zu verweilen? Solltet ihr unsicher sein, entscheidet ein Münzwurf. Falls ihr umgehend wieder zu gehen gedenkt, bin ich ermächtigt, das Beförderungsgeld für die zurückgelegte Strecke von Aufsprungpunkt A bis Absprungpunkt B einzuziehen. Solltet ihr einen längeren Aufenthalt planen, so ist pro sechzehntel Weltumlauf eine Transportpauschale zu entrichten, zahlbar halbtäglich am Schalter der Finanzkasse.«
    Mira und Jiril tauschten einen ratlosen Blick.
    »Bei einem längeren Aufenthalt ist zudem festzusetzen, ob ihr innerhalb oder außerhalb der Stadtmauern zu nächtigen pflegt«, fuhr der Wächter mit seinem Vortrag fort. »Vom Stadttor bis zum Amtshaus sind es elf Gehminuten. Die ersten zehn Minuten innerhalb der Stadtmauern sind gebührenfrei, für jede weitere angebrochene Stunde berechnen wir einen Stundentarif.«
    »Hä?«, machte Jiril entgeistert. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Der Wächter erwartete offensichtlich eine konstruktivere Antwort. Aufgestützt auf seine Lanze, betrachtete er seine Besucher abwechselnd.
    »Einen Moment noch«, bat Mira, als Jiril begann, seine Taschen abzuklopfen.
    »Ein Moment ist gebührenfrei«, erklärte der Wächter. »Darüber hinaus wird die zurückgelegte Strecke berechnet. Euer Aufenthalt hat sich allerdings bereits auf 108 Momente summiert. Insofern wird eine Kilometerpauschale berechnet.«
    Mira setzte zu einer Antwort an, wusste jedoch nichts Intelligentes zu entgegnen und schwieg daher.
    Der Wächter wirkte irritiert. »Du stammst doch nicht etwa aus Myllport, oder?« Sein

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