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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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erwartet seine Berührung, sein Streicheln an meiner Perle. Dass er sie betastet, mit Fingern und Daumen entdeckt, alles tut, um mich an den Rand des Orgasmus zu bringen, wohl wissend, dass ich ihn nicht aufhalten kann.
    Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Spiele? Maskeraden? Ich kann nur raten. Madame Chapets Gerede zufolge, das die ganze Fahrt über in unserer Kutsche nicht aufgehört hat, fahren wir auf eine Party. Aber was für eine Party ist das, bei der die Gäste nicht wissen dürfen, wo sie hinfahren?
La Madame
findet die Idee mit den verbundenen Augen aufregend. Ich nicht. Die Dunkelheit verbirgt zu viele Geheimnisse.
    Instinktiv presse ich meine Schenkel zusammen, aber die Finger des Duke scheinen die Spur meiner Angst nachzuzeichnen. Eine Hand lässt er unter mein Cape und über meinen Körper gleiten, als ob ich eine lebende Puppe sei und seine wandernden Finger die Schnüre, an denen ich für ihn tanze.
    Spreizt Eure Beine, Mademoiselle
, höre ich ihn im Geiste sagen.
Fasst Euch an. Genau dort. Jetzt tiefer. Öffnet Eure Schamlippen etwas mehr. Oh, welch zartes, feuchtes Fleisch. Ah, das ist er, Euer, wie sagt Ihr? Petit bouton? Euer Kitzler? Jetzt muss ich meine Finger in Euch einführen, damit ich den Duft Eurer Sinnlichkeit einatmen kann.
    Angewidert stoße ich seine Hand weg. Niemals habe ich mich nackter und wehrloser gefühlt. Und das ist erst der Anfang! Wir fahren auf eine schwarze Messe. Daran besteht kein Zweifel. Das endlose Gerede der Madame war kein dummer Tratsch, sondern eine Falle. Und ich bin drauf reingefallen, mit weit geöffneten Augen … und einem riesigen Schlitz in meinen Pluderhosen.
    Ich lehne mich so weit es geht in meinem gepolsterten Sitz zurück. Ich bin nicht in Stimmung für eine Party. Ich will wieder zurück in das Appartement in der Rue Chalgrin, mir ein lauwarmes Bad einlassen – ohne fließendes Wasser ist von einem heißen Bad nicht einmal zu träumen – und meinen vom Tanzen erschöpften Knochen Entspannung gönnen. Aber daraus wird wohl nichts.
    “
Zut alors
, mein Herz rast, Lord Bingham”, sagt Madame Chapet. Sie kann zwar nichts sehen, aber das hindert sie nicht daran, dummes Zeug zu quatschen. “Ich kann es gar nicht glauben, dass ich heute Nacht vor dem Altar von Luxor beten werde, den Wein der Priester trinke, an der Opferung teilnehme …”
    “Hütet Eure Zunge, Madame”, unterbricht der Duke sie ungehalten. “Oder Ihr werdet sie schmerzlich vermissen, bevor die Veranstaltung noch angefangen hat.”
    Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht zu lächeln. Aber ein bitterer Geschmack lässt das Lächeln zu einer Grimasse werden. Ich habe die Lippenpflege vergessen, die ich auftragen musste, aber das war es wert, mir den verdutzten Gesichtsausdruck der Madame vorzustellen. Ich höre, wie die ältere Dame sich räuspert, dann Stille.
    Die Fahrt in der Kutsche ist angenehm. Kein Schütteln und Rütteln und auch keine Schlaglöcher in der Straße. Also bewegen wir uns nicht in Richtung des armen Viertels der Stadt mit seinem Kopfsteinpflaster. Ein angenehmer Geruch von Zimt, Nelken und Sandelholz liegt in der Luft. Er scheint aus der Ecke zu kommen, in der Lord Bingham sitzt. Ich halte die Luft an. Hat er etwa ein Fläschchen mit einem geheimnisvollen Duft geöffnet? Will er uns betäuben?
    Schließlich hält die Kutsche an.
    “Wir sind da”, kündigt Lord Bingham an.
    Ich fürchte mich, aber setze mich nicht zur Wehr, als der Lord mir die Hand reicht und mir aus der Kutsche hilft. Ich habe keine andere Wahl.
    Der Nachtwind begrüßt mich mit einem Kuss auf jede Wange, bevor ich in das Haus eintrete und nach oben in den ersten Stock steige. Dann geht es weitere Stufen nach oben.
    Ein süßer, würziger Geruch kitzelt meine Nase. Räucherstäbchen. Ich höre das Klappern von Madame Chapets hohen Satinpumps vor mir, auch wenn sonst kein Laut aus dem Korsett dringt.
    Lord Bingham hält inne.
    Madame Chapet geht nicht weiter.
    Und ich bleibe auch stehen.
    Mit verbundenen Augen lausche ich der unnatürlichen Stille. Es ist fast so, als ob sich ganz Paris in Dunkelheit aufgelöst hat und ich zwischen dieser und meiner Zeit festhänge.
    Wie seltsam, dass mir dieser Gedanke gerade jetzt kommt. Ich hatte dieses Gefühl schon einmal, als ich die dunkle Allee entlanggelaufen war, um eine Ecke bog und mich in Les Halles wiederfand. Dazumal war ich im Quartier Marais. Bin ich auch jetzt wieder in diesem zauberhaften, faszinierenden Viertel mit seinen schönen

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