Das Aktmodell
Häusern, in dem jede Straße eine eigene Persönlichkeit, ein eigenes Leben zu besitzen scheint?
Versucht dieses Gefühl, das sich am Rande meines Bewusstseins bemerkbar macht, mir zu sagen, dass ich einen Weg zurück in meine eigene Zeit finden kann?
Noch vor wenigen Stunden, als ich mich in der ekstatischen Menge des
Moulin Rouge
befand und mitten auf der Bühne Can-Can tanzte, hätte ich nicht gewagt zu träumen, dass es einen Ausweg aus diesem schrecklichen Albtraum geben würde. Auch wenn mich der Gedanke mehr als schmerzt, dass ich diese Zeit ohne Paul verlassen soll.
Aber inzwischen ist der Gedanke an Flucht überwältigend. Ich zittere von Kopf bis Fuß, und kleine Schweißperlen rinnen unter meiner Augenbinde heraus und über meine Wangen.
“Jetzt dürft Ihr Eure Binde abnehmen,
ma belle.”
Instinktiv will ich die Augenbinde abreißen, damit ich sehen und einfach nur rennen kann, doch ich unterdrücke den Drang und bleibe bewegungslos stehen. Stimmen flüstern in mein Ohr. Erotisches Lachen dringt durch die Finsternis, als ob jemand plötzlich die Lautstärke aufgedreht hätte. Ein leiser Singsang. Monotone männliche Stimmen. Dann ein sanftes Zischen. Ich stehe immer noch bewegungslos. Ich zögere, die Augenbinde abzunehmen. Irgendetwas stimmt hier nicht. Nur in der schwarzen Dunkelheit hinter dem Seidenschal kann ich meine Furcht unter Kontrolle halten und dem widerstehen, was sich in diesem Raum befindet. Kann nur hier Pläne für meine Flucht schmieden.
Ich trete einen Schritt zurück, und starke Arme umfangen mich in einer festen Umarmung, berühren meine Brüste, wie um ihre Festigkeit zu prüfen, dann zwirbeln Finger meine Brustwarzen, sanft, nicht zu fest. Anscheinend soll die süße Frucht keinen Schaden nehmen. Ich winde mich in seinem Griff, halte den Atem an, um ihn dann mit einem Mal auszustoßen, um mich zu befreien, aber es hat keinen Zweck.
“Habt keine Angst, Mademoiselle”, sagt eine sanfte Stimme, die ich nicht kenne. “Der Prinz der Dunkelheit erwartet Euch auf dem Altar von Luxor.”
Der Prinz der Dunkelheit! War das nicht der Name, den der Duke erwähnt hatte?
Wer ist gemein genug, sich diese Rolle zuzutrauen? Und was will er von mir?
Die monotonen Gesänge werden lauter, kommen nun aus jeder Richtung. Bevor ich reagieren kann, werde ich losgelassen, und jemand reißt mir die Augenbinde herunter. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das sanfte pinkfarbene Dämmerlicht, das mich umschmeichelt. Mein Atem wird entspannter, mein Puls schlägt langsamer. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle und ergebe mich der Kraft der Bilder, die mich umgeben.
Männer in roten Roben mit Tierköpfen – Fuchs, Ziege, Hund – umkreisen mich, stampfen mit ihren braunen Sandalen den Rhythmus zu ihren Gesängen, und die geöffneten Roben flattern um ihre Beine.
Sie tragen Rauchfässer, deren betäubender Duft zwar nicht sichtbar ist, aber mich schwindelig werden lässt. Es dreht sich alles in meinem Kopf. Ich schnappe nach Luft, als ich sehe, dass die Männer unter ihren Roben nackt sind. Diese Schlingel. Und ihre Schwänze! Einige sind lang. Andere kurz. Einige dick, einige dünn. Bei manchen legt der Besitzer Hand an, damit sie sich steil nach oben recken. Andere sind auch so schon hart und schwingen herum wie Elefantenrüssel in einem Zirkus. Aber alle von ihnen sind auf der Suche nach einem Kelch, der sie im Moment der ultimativen Ekstase aufnimmt. Eine willige Möse. Pink, feucht und eng.
Die Männer in den roten Roben treten zur Seite, damit ein anderer Mann vortreten kann. Er trägt einen schwarzen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht verdeckt. Auf dem Kopf trägt er zwei Hörner aus schwarzem Samt, und eine lebende grüne Schlange windet sich um seinen Arm.
Ein Zischen, warm und verführerisch, kriecht meine Wirbelsäule entlang. Es ist ein Anblick, den ich nie erwartet hätte, jemals zu sehen: Vor mir steht der Teufel höchstpersönlich!
“Legt Ihren Oberkörper bloß.”
Es ist der Duke.
Bevor ich mich umdrehen, denken, davonrennen,
irgendetwas
tun kann, tritt ein Mann in einer roten Robe mit einer Ziegenmaske auf mich zu und reißt mein Mieder auf. Meine Brüste fallen heraus, und jeder kann meine aufgestellten Brustwarzen sehen.
Ich versuche mich mit meinen Händen zu bedecken, aber er stößt sie weg und fährt mit seinen Fingern die weichen Kurven meines Busens nach, zieht an meinen Nippeln, bewundert ihre dunkle Farbe und aufgerichteten Spitzen. Ich weigere
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