Das Aktmodell
pinkfarbenen Petticoat erwähnt, die im
Moulin Rouge
einen Can-Can tanzt. Na und?
Die Mehrzahl der Gäste ist sowieso völlig betrunken, und morgen werden sie mich vergessen haben.
Auf den Zehenspitzen des einen Fußes stehend, greife ich nach meinem anderen Fuß und hebe ihn so hoch es geht, drehe mich um die eigene Achse, hüpfe einen Schritt nach vorn, dann zurück, verliere beinahe das Gleichgewicht. Meine Stimme ertönt im Gleichklang mit denen der anderen Mädchen. Ich kann den erdigen, schweißigen Geruch der Zuschauer, den Wein in ihrem Atem riechen. Sie kommen so nah an mich heran, dass ich höre, wie sie mir ungezogene Wörter ins Ohr flüstern. Vor allem der Duke.
“Heute Nacht, Mademoiselle, werde ich den Samt Eurer Fotze mit meinen Lippen berühren”, flüstert er. “Dann werde ich Eure Hinterbacken spreizen und die dunkle Höhle Eures Anus mit duftendem Öl einreiben, bevor ich meinen Schwanz in Euch hineinstoße, langsam und immer tiefer, bis Ihr mich ganz aufgenommen habt.”
Nein, nein, nein.
Das kann ich nicht tun, werde ich nicht tun. Ich will hinausrennen, die Straße entlanglaufen und mich in die Pariser Unterwelt zu Prostituierten, Luden und weißen Sklaventreibern stürzen. Alles ist besser als der Duke. Aber wie lange könnte ich in dieser Welt überleben?
Interessiert es mich überhaupt noch?
Das Tempo der Musik beschleunigt sich, und ich tanze immer schneller, werfe meine Beine immer höher in die Luft, der Schweiß rinnt in Strömen über meine Brüste. Aber das ist mir gleichgültig, und ich genieße jeden Augenblick dieses verrückten Tanzes. Ich drehe Pirouetten in der Luft und überschreite eine Grenze meines bisherigen Seins. Ich kann alles machen, was ich mir vorstelle. Es ist, als ob eine wilde Kraft in mir freigesetzt worden ist und mich von ganz allein bewegt, in einem immer schneller werdenden Crescendo.
Die Tänzerinnen springen nacheinander in die Luft und landen im Spagat auf dem Boden. Jetzt bin ich dran, ich laufe nach vorn und umarme das Chaos des Abends mit ausgebreiteten Armen. Den Petticoat in der Hand, mit wogenden Brüsten, leuchten meine Augen kurz auf, bevor mir das Kleid über den Kopf weht und auf diese Weise eine magische Verbindung zwischen mir und dem Publikum herstellt. Mit einem letzten Sprung lande ich mit gespreizten Beinen neben den anderen Tänzerinnen auf dem Boden.
Meine Beine werden taub, und der Holzfußboden fühlt sich an meiner weichen Haut kalt und hart an. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich fürchte, es würde mein Mieder sprengen. Mein Gesicht brennt. Ich schnappe nach Luft. Traue mich nicht, mich zu bewegen.
Meine Pumphosen sind weit aufgerissen.
Aus meiner nassen Muschi tropfen meine Säfte auf den Holzfußboden. Meine Muskeln ziehen sich in einem, dann in einem zweiten Orgasmus zusammen, und die Ekstase überrollt mich. Ich schließe meine Augen.
Ja, ja, ja!
Eine kühle Brise wehte von der Eingangshalle bis in die hintersten Ecken des Gebäudes. Die langen Federn auf den Hüten der Ladys und lose Haarsträhnen flatterten in der nächtlichen Brise, als ein Mann eintrat.
Groß, beeindruckend, wehte ihm sein schwarzer Umhang um die Beine. Seine Augen glitten über die geröteten Gesichter der Damen in ihren taillierten Roben. Rote, schwarze, pinkfarbene und grüne Seide. Auch Samtkleider waren zu sehen. Ein Regenbogen weiblicher Süßigkeiten. Doch er suchte nach einem bestimmten Bonbon, seine Seele sehnte sich danach, von ihrer Quelle der Leidenschaft zu trinken.
Paul lächelte. Überwältigt von den letzten Tagen und Nächten, in denen er auf seinem Feldbett gelegen hatte, vom Fieber unerfüllter Leidenschaft geschüttelt, mit einem hart aufgerichteten Schwanz, der das Laken wie eine Zeltstange anhob. Er konnte sie in Gedanken vor sich sehen, ihr liebliches Gesicht, ihren sinnlichen Körper. Er sah sich hinter ihr stehen und mit einem Arm ihre Brüste umfassen, mit der anderen Hand war er zwischen ihren Schenkeln und öffnete ihre rosigen Lippen. Ihr Moschusduft stieg ihm in die Nase.
Noch nie hatte ihn eine so quälende Sehnsucht überfallen, solche Verzweiflung, die ihn bis in sein Innerstes erschütterte. Er vermisste Autumn so sehr. Und jetzt war er wieder hier in Paris, in ihrer Nähe. Sie musste irgendwo hier sein, inmitten dieser wogenden Menschenmasse.
Da war sie! Endlich hatte er sie entdeckt, eingezwängt neben einer Frau in einer pfauenblauen Robe, in der er Madame Chapet erkannte. Und neben ihr dieser
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