Das Aktmodell
scharf wie das Ende Eures Gehstocks.” Mein Blick wandert nach unten. Er lässt seinen Stock über meine Hinterbacken gleiten. Lustvoll. Provokativ. Mit Sicherheit findet er das visuell äußerst reizvoll. Ich lecke über meine Lippen.
Er lacht. “
Allez
, geht!”, ruft er mir zu und besteht darauf, dass ich zuerst nach oben klettere, ob es mir nun gefällt oder nicht.
Zu meiner Freude ist es leichter, als ich gedacht habe. Ich greife nach den Ringen, die an der Wand befestigt sind. Mein schweres Atmen vermischt sich mit dem des Mannes hinter mir, das Geräusch unserer Füße, die über die Brunnenwand kratzen, ruft ein Echo in dem leeren Wasserloch hervor.
“Ich liebe diesen Geruch von Freiheit”, sagt Paul und holt tief Luft, als wir endlich oben angekommen sind und über den Brunnenrand springen. Er dreht sich zu mir um und betrachtet mich lüstern, was mich aber ganz und gar nicht stört. “Aber lange nicht so sehr wie den Geruch einer Frau.”
“Schaut nicht mich an. Ich glaube kaum, dass ich besonders gut rieche, nachdem ich durch diesen alten Tunnel gekrochen bin”, sage ich und klopfe den Staub von meinem Umhang.
“Überlasst das mir, Mademoiselle.”
Er kommt mir mit seinem frisch rasierten Gesicht so nahe, dass ich den Alkohol in seinem Atem riechen kann. Das macht mich fast schwindlig. Seine Lippen streifen meine Wangen, als er meinen Umhang zur Seite schiebt, meine Schultern küsst und dann mit zarten Küssen nach oben über meinen Hals wandert. Kleine Freudenschauer durchströmen mich. Ich muss meine Nerven beruhigen, die rasenden Gedanken in meinem Kopf bremsen, ein paar Antworten auf Fragen finden.
Gott steh mir bei, wenn er mir noch näher kommt.
“Wohin bringt Ihr mich?”, frage ich. Irgendetwas muss ich jetzt sagen. Seine Aufmerksamkeit wandert nach unten. Er liebkost meine Brüste, nimmt sich die Zeit, meine Brustwarzen in solch köstlichen Kreisen zu reiben, dass ich kaum noch Luft bekomme.
“Dahin, wo Ihr sicher seid, Mademoiselle.”
Sicher? Wenn seine Hände so etwas mit mir anstellen?
“In Euer Studio nach Montmartre?”, frage ich ihn.
“Wie kommt Ihr darauf, dass ich ein Studio auf dem Hügel von Paris habe, Mademoiselle?” Er wirft mir einen Blick zu, der weder freundlich noch feindlich ist. Eher nachdenklich.
Hör nicht auf, an meinen Nippeln zu drehen! Am liebsten würde ich das laut rausschreien. Aber da ich ein Feigling bin, lasse ich es. Stattdessen sage ich mit unsicherer Stimme: “Das hat mir jemand erzählt.”
“Wer?”
Seine Hand gleitet über meine Taille. Er macht sich an den Metallklammern meines Petticoats zu schaffen. Mist! Dieses lächerliche Outfit!
“Ein alter Künstler hat es mir gesagt. Und er hat mir sogar Euer Selbstbildnis gezeigt.” Von der Statue des ägyptischen Gottes Min und der Prophezeiung erzähle ich nichts. Wieso soll ich ihm seine Fantasie verderben?
“Wo habt Ihr diesen Künstler getroffen, Mademoiselle?”
Er tastet immer noch herum. Hat er inzwischen das Interesse an meiner Pflaume verloren? Oder ist er mehr an der Geschichte von seinem Selbstporträt interessiert?
“In einer Kunstgalerie im Quartier Marais”, sage ich. Allerdings verschweige ich ihm, wann ich das Bild gesehen habe. “Im Haus Morand.”
Paul schüttelt den Kopf. Jetzt berührt er mich noch nicht einmal mehr.
Oh, er ist frustriert.
“So eine Galerie kenne ich im Marais nicht.”
Ich runzle die Stirn. Meine Brüste fühlen sich ohne seine Berührung kalt an. Ist diese ganze Sache doch nur ein Traum?
Okay, versuchen wir es noch einmal. Ich sollte an sein Ego appellieren, auch besser bekannt als sein Schwanz.
“Ich
habe
so ein Bild gesehen”, insistiere ich. “Lebensgroß, in jeder Beziehung.” Ich kann nicht widerstehen, meinen Blick nach unten wandern zu lassen, auf die Ausbuchtung zwischen seinen Beinen. Eine Bewegung, die von meinem attraktiven Künstler nicht unbemerkt bleibt.
Er nähert sich mir und flüstert in mein Ohr: “Ach, Ihr meint das Selbstporträt, das ich La Comtesse du Chalons gegeben habe. Oh, da irrt Ihr Euch, denn die Comtesse nahm das Bild mit nach London.”
“Ich irre mich nicht, Monsieur Borquet”, spiele ich das Spiel mit und genieße es. Offensichtlich hatte das Porträt, das ich in dem modernen Künstlerstudio gesehen habe, im Laufe der Jahre seinen Besitzer gewechselt. “Aber die Realität gefällt mir dennoch besser.”
“Wie bitte?” Paul schien etwas verwirrt zu sein.
“Amerikanischer
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