Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
Vom Netzwerk:
schwanken beginnt, als ob die Götter des Donners und der Blitze erzürnt sind. Ich winde mich, trete, stoße und versuche mit allen Mitteln, ihn loszuwerden. Die Kutsche kommt mit einem plötzlichen Ruck zum Stehen, wirbelt uns herum, und der Engländer fällt völlig verstört auf den gegenüberliegenden Sitz.
    “Was zum Teufel …”, murmelt er.
    Das ist deine Chance. Verschwinde von hier. Jetzt!
    Als ich nach der Kutschentür greife, wird sie von dem schwarz gewandeten Kutscher schon für mich geöffnet. Es regnet so heftig, dass ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Vergeblich versucht er für mich einen Regenschirm zu öffnen und sich gegen den kampfeslustigen Wind zur Wehr zu setzen.
    “Wir haben ein Problem, Monsieur”, sagt der Kutscher und beugt seinen Hut nach vorn, sodass das Regenwasser abfließen kann, das sich in der Krempe gesammelt hat. Dabei kämpft er immer noch mit dem Regenschirm.
    “Was für ein Problem?”, fragt der Engländer.
    “Das Rad ist gebrochen, Monsieur. Wir können nicht mehr weiterfahren.”
    Ich hole tief Luft. Wenn ich jetzt keinen Fluchtversuch starte, werde ich diesem englischen Lord niemals entkommen, dessen kalte Finger mit meiner feuchten Muschi spielen oder der mich zwingt, seinen Schwanz trocken zu lutschen.
    Bevor der Engländer nach mir greifen kann, ziehe ich mein Tuch fest um mich, bewege mich in Richtung Tür und springe aus der Kutsche. Der Regen schlägt mir ins Gesicht, der Wind stößt mich herum, und einen Moment lang frage ich mich, ob das die richtige Entscheidung war. Halb nackt durch die Straßen von Paris zu ziehen … da könnte alles Mögliche passieren. Ich könnte mir zum Beispiel eine Lungenentzündung zuziehen, oder noch schlimmer wäre es, wenn die Polizei mich wieder aufgreifen würde.
    Was könnte ich sonst tun? Egal, ich habe das Gefühl, von unsichtbaren Mächten durch diese verdrehte Welt und zurück zu Paul geführt zu werden.
    Ich sehe, wie der Kutscher den zerbrochenen Regenschirm genervt auf den Boden wirft, und dann befiehlt ihm der Engländer, mir nachzueilen. Vergeblich versucht der Kutscher ihm zu erklären, dass das unmöglich sei. Der Duke kommt aus dem Wagen, lässt zornig die Peitsche knallen und schimpft ohne Ende. Alle möglichen Verfluchungen ausstoßend, verfolgt er mich. Als seine Kleider aber dann tropfnass werden, gibt er die Verfolgung auf und zieht sich lieber wieder in die trockene Kutsche zurück.
    Offensichtlich ist er ein verwöhnter Engländer, der trockene Kleider einer nassen Frau vorzieht!
    Ich rapple mich auf, aber graue Wassertropfen rinnen von meinen Wimpern und versperren mir die Sicht. Das Rauschen des Regens dröhnt in meinen Ohren. Das Tuch halte ich eng um meinen Körper geschlungen, streiche mein nasses rotes Haar aus dem Gesicht und stolpere in eine kleine Seitengasse, ohne mich dabei umzudrehen. Nur so schnell wie möglich weg von dem Engländer.
    Da höre ich hinter mir plötzlich einen lauten Schrei.
    “
Faites attention
, Mademoiselle. Passt auf!”
    Ich drehe mich gerade noch rechtzeitig um, um einen führerlosen Wagen auf mich zurollen zu sehen. Laufend, schnaubend, für nichts und niemanden aufzuhalten, stampfen die großen braunen Arbeitspferde so direkt auf mich zu, dass ich ihren mit Regen vermischten Gestank riechen kann.
    Ich schreie, aber kann mich nicht vom Fleck bewegen. Das weiße Laken weht flatternd um meinen Körper, und das Echo meiner Stimme ist in seiner Lautstärke mit nichts zu vergleichen, was ich jemals zuvor gehört habe.
    “Lebt sie noch?”
    “Ja, Madame, aber sie hat einige blaue Flecke und blutet.”
    “Blut kann ich nicht ertragen. Dann falle ich in Ohnmacht … ich falle in Ohnmacht”, echot die schrille weibliche Stimme immer wieder in meinem Gehirn.
    Ich stöhne und bewege leicht meinen Kopf.
    “Ah,
mon dieu
, sie kommt jetzt zu sich”, sagt die gleiche Stimme.
    “Ich werde sie in mein Atelier zurücktragen, Madame. Da ist ein Arzt in der Nähe.”
    “Nein, nein, nein, sie muss mit mir kommen, Monsieur. Legt sie in meine Kutsche.”
    “Sie benötigt einen Arzt, Madame Chapet. Jetzt sofort.”
    “Sie wird einen Arzt bekommen, Monsieur Borquet. Mein lieber Freund, Monsieur Lautrec, ist bereits mit seinem Freund, Docteur Bourges, unterwegs zum Haus in der Rue des Moulins.”
    “Ich muss darauf bestehen, Madame. Euer Doktor kommt vielleicht zu spät.”
    “Könnt
Ihr
einen Doktor bezahlen, Monsieur Borquet?”
    Ich höre keine Antwort, nur einen lauten

Weitere Kostenlose Bücher