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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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weh, Monsieur.”
    Er ignoriert mein Flehen. “Woher kommt er? Wie alt ist er? Hat er noch Familie?”
    “Ich habe keine Ahnung, Monsieur.” Ich beiße auf meine Unterlippe und versuche, nicht laut aufzuschreien. Schließlich lässt er mich angewidert los.
    “Ihr habt ihm also erlaubt, Euch zu vögeln, aber Ihr wisst nichts von ihm? Ah, Ihr seid genauso wie die anderen Straßenhuren.”
    “Ich bin keine Hure”, spucke ich die Worte auf Englisch aus. Diese Scharade habe ich so satt. “Ich bin eine amerikanische Touristin, die sich in einer kompromittierenden Situation befindet.”
    Seine Augen weiten sich. “Eine Amerikanerin?” Dann beginnt er laut zu lachen. “Na ja, das macht nichts. Keiner ist in dieser feinen Gesellschaft das, was er vorgibt zu sein, Mademoiselle. Niemand. Die schönen Kleider, die eleganten Manieren, die eitlen Phrasen, alles nur Fassade.” Er lehnt sich näher zu mir herüber, und ich kann das frische Regenwasser riechen, das sich mit dem Geruch von Holz vermischt hat und von seinem feinen seidenen Jackett aufsteigt. “Ich hatte gleich das Gefühl, dass mit Euch etwas nicht stimmt.”
    “Stört es Euch denn, dass ich Amerikanerin bin, Lord Bingham?”, frage ich und hoffe, ihn weiterhin zu verwirren. “Monsieur Borquet findet meinen kolonialen Humor amüsant.”
    “Vergesst ihn. Ihr gehört jetzt mir.”
    “Ich gehöre keinem Mann.”
    “Ihr Amerikaner und Eure verdammte Unabhängigkeit. Das hilft Euch hier nicht weiter. Ich seid mit Britischen Pfund gekauft und bezahlt worden.”
    “Ich werde es niemals zulassen, dass Ihr mich berührt. Niemals. Ich werde gegen Euch kämpfen.”
    “Ihr werdet tun, was ich Euch sage, oder ich …”
    “Was werdet Ihr tun? Mich mit einer Gerte schlagen, bis mein Hintern mit roten Streifen bedeckt ist? Mich vergewaltigen, bis ich um Gnade winsele? Ich glaube kaum, dass ihr ihn überhaupt noch hochbekommt. Ist seid noch nicht mal halb der Mann, der Paul Borquet ist …”
    Da habe ich wohl etwas Falsches gesagt, wie ich schmerzlich erfahren muss. Er gibt mir eine schallende Ohrfeige, und mein Gesicht sticht, als ob ich von einem Brenneisen versengt worden wäre. Erschrocken lege ich eine Hand auf meine Wange, aber ich schreie nicht. Auf keinen Fall darf er sehen, wie sehr ich mich fürchte. Davor, mit ihm allein zu sein, mit nichts als diesem Laken zwischen uns.
    Ich bin immer noch mit meiner Ohrfeige beschäftigt, als Lord Bingham gegen das Dach der Kutsche klopft und sich eine kleine Tür öffnet. Der Kopf des Fahrers beugt sich zu uns runter. “Kutscher, 64 Rue Chalgrin”, sagt Lord Bingham auf Französisch und dreht sich dann zu mir um. “Trotz Eurer vulgären Vorführung, Mademoiselle, habe ich meine Meinung nicht geändert und werde Euch in mein Appartement auf der rechten Seite der Seine bringen, wo ich Euch in Pelz wickeln kann und Ihr darunter nur Euren nackten Körper tragt. Dann werde ich Eure intimsten Stellen erkunden, während mein Butler mir Moët-Champagner und Austern serviert, die ich von den Lippen Eurer Lustgrotte schlürfen werde.”
    “Ich werde nicht mit Euch schlafen!”, schreie ich und hüpfe demonstrativ auf und ab, bis mein Kopf an die gepolsterte Decke der Kutsche stößt. Der Schmerz weckt mich auf und gibt mir neuen Mut. Ich muss aus dieser Kutsche raus. Ich sehe, dass der Regen grau und schwer auf die Pflastersteine fällt, wie Glasscherben. Alles ist besser als die gepolsterte Zelle, die ich mit diesem Verrückten teile.
    Niemand, der einigermaßen seine fünf Sinne beieinander hat, würde gerne allein ohne Kleider mitten in Paris ausgesetzt werden. Noch dazu bei diesem schrecklichen Regenwetter. Aber ich bin schon seit dem Moment nicht mehr klar im Kopf, als ich vor dem Porträt von Paul Borquet nackt Modell gestanden habe.
    “Ich nehme mir, was ich will, Mademoiselle”, sagt Lord Bingham. “Und ich will Euch!”
    “Nein!”, rufe ich laut, aber meine Stimme wird von seinen Küssen erstickt. Seine Zunge schiebt sich mit Gewalt zwischen meine Lippen, und er erforscht meinen Mund mit einer Leidenschaft, die ich ihm nicht zugetraut hätte. Das bringt mich ziemlich aus dem Gleichgewicht, und ich fühle mich von seinem Kuss abgestoßen. Seine Lippen pressen sich mir entgegen und zwingen meinen Kopf nach hinten. Ich bin bemüht, mich aus der Umklammerung zu befreien. Immer wieder versucht er meine Brüste zu entblößen, greift nach meinem Laken, verfängt sich darin, als unsere Kutsche bedenklich zu

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