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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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»Aua!«, und die sich soeben
noch anmutig bewegenden Körperteile erstarrten. Dann tauchte ein
schmerzverzerrtes Gesicht hinter dem Schreibtisch auf und anschließend der Rest
des »Engels von Heesen«. Dieser hielt eine blaue Plastikwanne in den Händen, die
er erst einmal auf den Schreibtisch stellte, um sich den Hinterkopf zu
befühlen. »Ist das eine Art, sich so anzuschleichen, Herr Kommissar?« Der Engel
blickte ihn vorwurfsvoll an.
    »Aber nein. Ich wollte
einfach nicht mit der Tür ins Haus fallen und eine dezentere Erscheinung
abgeben als das letzte Mal.« Dabei zupfte er bedeutungsvoll an seiner Leihjacke
und wartete auf eine stilistische Anerkennung, die aber nicht kam.
    »Na ja, wenn Sie schon mal
hier sind, dann können Sie mir ja gleich beim Ausräumen helfen. Eine
schreckliche Geschichte. In was ist Herr Graetzke da bloß hineingeraten?« Ihre
Miene wurde ernst.
    »Das wissen wir leider noch
nicht«, erklärte Lagerfeld wichtig. »Aber wir werden es natürlich herausfinden,
darauf können Sie sich verlassen. Ich muss Sie übrigens bitten, die
persönlichen Sachen von Hubertus Graetzke zuerst einmal mir zu überlassen. Sie
müssen auf der Dienststelle noch untersucht werden.«
    »Ach du lieber Himmel, ja
natürlich. Daran hatte ich ja gar nicht gedacht.« Impulsiv trat sie einen
Schritt von der blauen Kiste zurück.
    »Dann nehme ich sie später
mit, okay?«, versicherte sich Lagerfeld.
    »Ja, natürlich. Möchten Sie
einen Kaffee?«, fragte sie. Ihr war jetzt nach einer Pause.
    »Gern«, erwiderte der
Kommissar, während er die letzten Sachen von Graetzke einräumte, und lächelte
sie möglichst unverschämt an.
    Sie räusperte sich verlegen.
»Ich lass den Kaffee in mein Büro bringen und, ähm, warte dann mal dort«, sagte
sie und verließ dann den Raum.
    Lagerfeld grinste in sich
hinein und warf alles achtlos in die Kiste. Seine Gedanken waren mehr bei Frau
von Heesen als beim alten Graetzke. Ach, war das schön, diesmal in der
Offensive zu sein.
    Als er fertig war, ließ er
die Kiste auf dem Schreibtisch stehen und eilte zum Engelsbüro. Die
Namensgeberin saß gerade mit ungläubigem Gesichtsausdruck am Schreibtisch und
telefonierte. Als sie ihn erblickte, hörte er gerade noch ein erstauntes »Ist
nicht wahr?«, dann legte sie auf. Sie grinste schon wieder so komisch wie beim
letzten Mal. Sehr verdächtig, fand Lagerfeld. Provisorisch klopfte er noch
einmal gegen den Türrahmen und grinste zurück.
    »Herein«, sagte sie lachend,
lehnte sich in ihrem Bürostuhl nach hinten und schlug endlich wieder die Beine
übereinander.
    *
    Honeypenny legte den Telefonhörer auf die Gabel und rief
triumphierend zu Haderlein hinüber: »Ich weiß jetzt, was das Wort ›Kurwa‹
bedeutet, das die Frau Rast sich gemerkt hat, als sie dem einen Killertypen in
den Finger gebissen hat.«
    Haderlein hob den Kopf. Er war so in Gedanken versunken, dass er sie
fast überhört hätte. Aber anscheinend war Honeypennys Ärger verraucht, sie
hörte sich auf jeden Fall gar nicht mehr giftig an.
    »Hervorragend – und?«, wollte Haderlein gespannt wissen.
    »Das Wort ist Russisch und bedeutet ›Hure‹.« Sie bedachte ihren Hauptkommissar
mit einem bedeutungsvollen, weiblichen Blick. Haderlein tat so, als würde er
ihn nicht bemerken.
    »Russisch also«, überlegte er laut. Er dachte kurz nach und ging
dann eilends zu seinem Chef ins Büro.
    »Sie haben mir doch freie Hand für die Sonderkommission gelassen?«,
fiel er mit der Tür ins Haus, ohne sich auf die üblichen Begrüßungsformalitäten
einzulassen.
    Fidibus schaute erschrocken von einem Bericht auf, den er gerade
kontrollierte. »Ja, ja, mein lieber Haderlein, jetzt setzen Sie sich doch erst
einmal. Nicht das Kind mit dem Hammer ausschütten, mein Lieber. Wen brauchen
Sie denn?«
    »Jemanden, der sich mit Russen auskennt. Am besten Mafiaszene,
Auftragsmörder, Drogenhandel, einfach alles, was infrage kommt.« Der
Hauptkommissar schaute seinen Chef abwartend an.
    In diesem Moment wich sämtliche Schusseligkeit von Robert Suckfüll.
Er hatte eine konkrete Aufgabenstellung, ein Problem, er war in seinem Element.
So eine Situation hatte nichts mit der hinderlichen Alltagswirklichkeit zu tun,
die meistens dann auftrat, wenn man vergessen hatte, Alkohol zu trinken. Er
brauchte nur kurz zu überlegen.
    »Da habe ich den absolut richtigen Mann für Sie, Haderlein. Ich muss
allerdings erst die Kollegen in Nürnberg anrufen, ob sie ihn freigeben. Sonst noch
was auf dem

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