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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Herzen?«
    Haderlein nickte. »Wir werden mit ziemlicher Sicherheit gegen eine
Person ermitteln müssen, die durch Immunität geschützt ist.«
    »Wie bitte?«, fragte er ungläubig und lehnte sich über den
Schreibtisch. Dann straffte er wieder seinen Rücken und rollte seine feuchte
Zigarre im Mund hin und her. Wenn Haderlein mit solch einem Ansinnen an ihn
herantrat, war die Ermittlung sicher nicht grundlos, dessen war er sich sicher.
Trotzdem galt es, vorsichtig zu sein.
    »Gegen wen?«, wollte er wissen.
    »Den bayerischen Umweltminister Kolonat Schleycher.«
    Fidibus zeigte keine äußerliche Regung. Er legte nur seine Zigarre
weg und faltete die Hände vor sich auf der Glasplatte des Schreibtischs.
»Haderlein, drei Dinge«, äußerte sich Fidibus in selten konzentrierter Weise.
»Ich muss Ihnen ja wohl erstens nicht sagen, dass das bitte mit absoluter
Diskretion zu erfolgen hat, weil wir zweitens hier schon genug Ärger mit der
Presse haben. Also seien Sie bitte so gut und nehmen das drittens selbst in die
Hand. Überlassen Sie diese delikate Geschichte nicht etwa Herrn Schmitt. Eine
Immunitätsaufhebung ist eine äußerst heikle Sache. Da braucht der Staatsanwalt
schon etwas mehr als Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Haderlein. Haben wir uns
verstanden?«
    Haderlein nickte. Er hatte bekommen, was er wollte.
    *
    Lagerfeld schlürfte gerade den Milchschaum von seinem Kaffee. Ute
von Heesen blickte belustigt hinter ihrem Cappuccino hervor und sagte dann
völlig unvermittelt: »Fünfunddreißig.«
    »Wie bitte?« Der Kommissar stellte seine Tasse zurück auf den
Schreibtisch und blickte sie hilflos an.
    »Fünfunddreißig«, wiederholte sie mit ernsthafter Miene. »Sie
wollten doch das letzte Mal wissen, wie alt ich bin.«
    Es war mal wieder so weit: Lagerfelds Haupt änderte sich in Richtung
des roten Spektralfarbenbereichs. »Ähem, ach so, ja …«, stotterte er.
    »Ich finde es übrigens gut, dass Sie Ihren Modeberater gewechselt
haben«, lobte sie schnell, um die für ihn unerquickliche Situation zu beenden.
    Na endlich. Er strahlte über das ganze Gesicht. Es war ihr also doch
aufgefallen. Ha! Jetzt war die Gelegenheit, um mit dem zweiten Schritt seines
ausgeklügelten Plans fortzufahren.
    »Nun, liebe Ute, ich darf doch Ute sagen«, faselte er in
durchsichtiger Pseudocharmantheit, »nun, ich habe am Samstag dienstfrei, und da
habe ich gedacht, wenn Sie … äh, du … äh … also noch an dem gemeinsamen Bier
interessiert wärst, könnten wir doch am Samstagabend … weil, es ist doch
nämlich Sandkerwa in Bamberg …« Irgendwie wurde Lagefeld schon wieder heiß, und
er vermisste schmerzlich seine Sonnenbrille.
    Ute von Heesen platzte fast bei seinem bemitleidenswerten Anblick.
Trotzdem schaffte sie es noch, relativ formal zu wirken, und beschloss, ihn
erst mal etwas hinzuhalten.
    »Sie meinen diese übervölkerte Massensauna in der Altstadt?«, fragte
sie, ohne auf seine Duzerei einzugehen.
    Lagerfeld zupfte mit einem Zeigefinger heftig an seinem Hemdkragen
herum. Der war doch vorhin noch signifikant weiter gewesen.
    »Nun … äh … du, Sie … ich meine, wir könnten ja auch woanders hingehen
und müssen nicht, also nicht unbedingt …«
    Sie konnte einfach nicht mehr. Lauthals fing sie zu lachen an, und
im gleichen Moment setzte sich ihr Bürostuhl kreisförmig in Bewegung. In
Sturzbächen liefen ihr die Tränen das Gesicht hinunter.
    Lagerfeld wusste nicht genau, ob er bleiben oder die Flucht
ergreifen sollte. Seine Gesichtsfarbe hatte sich für ein leichtes Purpur
entschieden, und die Körpertemperatur war auf Dampfbadniveau gestiegen. Dabei
hatte es doch so gut angefangen …
    Mit letzter Kraft zog Ute von Heesen ein Kleenex aus der Schachtel
auf ihrem Schreibtisch hervor, tupfte sich das nasse Gesicht ab, musste aber
sofort wieder das Lachen anfangen, als sie in das verstörte Gesicht von
Lagerfeld blickte. Ein neutraler Beobachter hätte den Eindruck gewinnen können,
dass das junge Kommissarengehirn gerade damit beschäftigt war, Radiowellen zu
empfangen und die Sender zu sortieren. Anscheinend eine anstrengende Aufgabe.
    »Okay, okay, okay«, keuchte Ute von Heesen vollkommen außer Atem.
»Ich mach dir jetzt einen Vorschlag, Bernd. Du holst mich am Samstag um acht
vor dem Bahnhof ab und bringst mich nach der Veranstaltung auch wieder hierher
zurück. Ich habe keine Lust, danach noch Auto zu fahren. Sandkerwa ist
vollkommen okay, ich liebe das Getümmel. Falls was dazwischenkommt, ruf

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