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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Buch.
Irgendwo da oben wird es wohl sein, wenn ich mich nicht völlig irre.« Der
Professor lächelte zufrieden.
    »Das übernehme ich«, meldete
sich Lagerfeld sofort. Am Rande des Epitaphs konnte er sich festhalten und zog
sich hoch. Oben angelangt, begann er das Skelett zu untersuchen, war aber
erfolglos.
    »Beeilen Sie sich!«, rief
ihm Dr. Newman zu. »Es ist gleich dunkel.«
    In der Tat war in der Kirche
fast nichts mehr zu sehen. Lagerfeld fingerte an dem Relief entlang, bis er
oberhalb des Skeletts auf eine Mitra aus Alabaster stieß. Er griff von oben
hinein, doch umsonst. Dann fasste er nach hinten in einen schmalen Spalt
zwischen Mütze und Epitaph und erstarrte.
    »Hier ist etwas!«, rief er
aufgeregt und griff zu. Mit der freien Hand zog er ein kleines Bündel hinter
der Mitra hervor, das in Papier eingewickelt und mit einer Schnur zugeknotet
war. Alle starrten ungläubig das kleine Paket an. Das Tagebuch von Clemens war
gefunden. Wegen dieses kleinen Bündels Papier hatten also so viele Menschen
sterben müssen. Fast ehrfürchtig steckte es Lagerfeld in seine Jackentasche und
kletterte wieder zurück.
    »So, und jetzt nichts wie
raus hier«, sprach Newman aus, was alle dachten.
    Nach einigen Schritten hielt
Haderlein inne und bedeutete den anderen wortlos, stehen zu bleiben.
    Aus dem Dunkel des
Eingangsbereiches war ein Mann ins letzte Dämmerlicht getreten, das noch durch
die Kirchenfenster nach innen fiel. Der Mann in der hellen Leinenkleidung und
mit dem strohblonden, kurzen Haar hielt eine Waffe in der Hand, mit der er
ruhig auf sie zielte. »Ende gut, alles gut, nicht wahr?«, sagte er mit leicht
schief gelegtem Kopf.
    »Nikolai«, erkannte ihn
Haderlein. »Nikolai Dassajew.«
    Er war keineswegs verblüfft,
dass man seine Identität herausgefunden hatte. Nach dem Debakel im Nürnberger
Löwensaal hatte er damit gerechnet. Doch jetzt war es ihm egal. Sein Auftrag
stand kurz vor dem Ende. Er ging noch drei Schritte auf die Gruppe zu, die wie
erstarrt in der Mitte des Hauptgangs stand. Nur wenige Meter von ihm entfernt.
    »Das Buch«, sagte Nikolai
und streckte fordernd die Hand aus.
    »Was für ein Buch?«,
versuchte sich Lagerfeld hilflos in Ablenkung.
    »Rede keinen Mist und gib es
ihm«, wies ihn Haderlein zurecht. »Bloß keine Heldentaten, bitte.«
    Aus den kalten Augen des
Profikillers sprach Ungeduld, und Haderlein wollte nicht noch ein weiteres
Leben riskieren. Also zog Lagerfeld das Buch aus seiner Jacke und machte einen
Schritt auf Nikolai zu.
    »Halt«, hallte es durch das
Kirchenschiff. »Dr. Newman soll es mir bringen.«
    Alle blickten den Biologen
an. Wer nun aber befürchtete, dass diesem jetzt endgültig die Nerven streiken
und ihn in eine gnädige Ohnmacht entlassen würden, der wurde eines Besseren
belehrt. Newman hatte es richtiggehend satt, sich vor Angst in die Hosen zu
scheißen, und er hatte es auch satt, schon wieder davonzulaufen. Außerdem hatte
er noch den Rest der Biere intus, die er nicht erbrochen hatte, was ihm zu
einer entspannteren Einstellung verhalf.
    »Na klar, wer denn sonst?«,
sagte er zynisch und nahm Lagerfeld entschlossen das Buch aus der Hand.
Selbstbewusst ging er auf Nikolai zu, bis dessen kühler Pistolenlauf seine
Stirn berührte. Der Killer nahm ihm das Buch ab und verbarg es sofort in der
Innentasche seines Leinensakkos. Dann funkelten seine Augen hasserfüllt in die
seines anscheinend furchtlosen Gegenübers.
    »Das war schon eine coole
Nummer, die Sie da im Löwensaal abgezogen haben«, sagte er zu Newman. »Deshalb
werde ich das mal sportlich sehen und Sie nicht erschießen.«
    Newman, der mit seinem Leben
eigentlich schon abgeschlossen hatte, blickte erstaunt auf.
    »Doch dafür musst du mir
schon einen Gefallen tun, lieber Doktor. Ihr da, da rüber!«, kommandierte er
die anderen in den großen Beichtstuhl auf der rechten Seite.
    »Handschellen«, forderte er
Newman auf und deutete auf die Kommissare in der engen Kammer. Der Doktor nahm
Lagerfeld und Haderlein die Handschellen ab und schloss dann den Beichtstuhl
auf Nikolais Anweisung hin, der wiederum die Handschellen so an der Tür
befestigte, dass Haderlein, Lagerfeld und der Professor nicht an das Schloss
herankamen und eingesperrt waren. Sicherheitshalber rüttelte Nikolai noch
einmal an der Tür, aber das eichene Gestühl hielt.
    »Das war’s dann«, sagte er
zu Max Newman und schlug ihm den Knauf seiner Waffe so kurz und heftig auf den
Kopf, dass er niederging. Er lächelte den

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