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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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im Metropolitan Museum in New York
steht. Dorthin geht er auch in den nächsten Wochen zurück, aber dafür kriegen
wir von den Amerikanern dieses Museum hier für dreihunderttausend Euro
renoviert. So werden Geschäfte gemacht.«
    Nikolai schaute ihn verständnislos an, während er einen weiteren
Schluck von seinem Bier nahm. Der Mann seufzte nachsichtig und fuhr fort.
»Herzog Max von Bayern, der Vater der berühmten österreichischen Kaiserin
Sissi, brachte 1837 dieses Artefakt von seiner Reise nach Ägypten mit nach
Bayern. Genauso wie diese mumifizierte Königstochter, an der Sie vorhin
vorbeigelaufen sind, oder dieses Ungetüm hier.« Damit deutete der Mann auf ein
etwa vier Meter langes Nilkrokodil, das auf der gegenüberliegenden Seite des
Schreibtischs an der Wand stand.
    Nikolai betrachtete das Tier und schüttelte ungläubig den Kopf. »Und
was machen diese ganzen Sachen hier in dieser gottverlassenen Gegend?«, fragte
er in geringschätzigem Ton.
    »Seien Sie bloß vorsichtig mit derartigen Verunglimpfungen!«,
erwiderte sein Gegenüber verärgert. »Gott hat diese Gegend alles andere als
verlassen. Einige der wertvollsten Sakralbauten Bayerns wie Vierzehnheiligen
oder der Bamberger Dom stehen hier in dieser ›gottverlassenen Gegend‹, wie Sie
sich auszudrücken beliebten.«
    Nikolai schaute den Mann verwundert an. Dass sein Geldgeber als
Kirchenmann agierte, war ihm schon vorher klar gewesen, doch die moralische
Schizophrenie, sich über angebliche Gotteslästerungen zu erregen, aber
gleichzeitig Mordaufträge zu erteilen, war dann doch zumindest belustigend. Nun
ja, in seinem Geschäft gab es Spinner aller Art. Da war er als ausführendes
Organ im Mordgewerbe psychisch jedenfalls noch einigermaßen im grünen Bereich,
was man von seinem Arbeitgeber nicht zweifelsfrei behaupten konnte. Er erhob
sich, trank mit einem letzten, langen Zug sein Bier aus und stellte den Krug
zurück auf den Schreibtisch.
    »Mein Auftrag ist beendet«, sagte er. »Ich werde nun gehen.«
    Auch der Mann erhob sich und legte plötzlich wieder eine außerordentlich
verbindliche Art an den Tag. »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Abreise«, sagte
er und lächelte Nikolai wissend an.
    Der griff sich seinen Geldkoffer, um zu gehen, spürte aber
plötzlich, wie sein Puls nach oben ging und eine unerklärliche Hitze in ihm hochstieg.
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und musste sich mit beiden Händen auf
dem Schreibtisch abstützen, um nicht umzukippen. Direkt vor ihm stand der leere
Bierkrug, und er begriff. Er sah noch, wie der Mann höhnisch seine Mundwinkel
verzog, dann verschwamm Nikolai der Blick, sein Herz raste, und er griff
instinktiv zu seiner Waffe.
    *
    Driesel hielt sich nicht lange mit Parkplatzsuche auf und stoppte
seinen BMW direkt vor dem großen
Torbogen der Klostereinfahrt. Als sie ausstiegen, forderte einer der
wachhabenden Bereitschaftspolizisten sie sofort auf, die Zufahrt zu räumen,
doch Haderlein konnte ihn schnell mithilfe des Dienstausweises über seinen
Status aufklären und befragte ihn auch gleich zum Verbleib von Nikolai.
    Überraschenderweise sagte dem Polizisten das Phantombild überhaupt
nichts. Seinen Angaben nach waren an diesem Abend viele Menschen unterwegs
gewesen, doch ohne Ausweiskontrolle wurde hier niemand durchgelassen.
    »Gibt es sonst noch Eingänge?«, fragte Lagerfeld.
    Der Beamte schüttelte den Kopf. »Nein, nicht mehr. Entweder sind sie
zugemauert oder verschlossen. Höchstens noch den dort links unten. Das ist der
Zugang zur Petrefaktensammlung, aber die hat zu, weil da gerade renoviert wird.
Wer ins Kloster will, muss entweder hier durch oder mit Sturmleitern über die
Außenmauer klettern.«
    Haderlein überlegte fieberhaft.
    »Es bleiben ihm zwei Möglichkeiten: Er hat sich in irgendeiner
Verkleidung und mit gefälschtem Ausweis durchgeschlichen, oder er hat einen
anderen Weg gefunden, hier reinzukommen«, vermutete Driesel.
    »Ja, oder jemand hat ihm aufgemacht«, ergänzte Haderlein. Es wurde
Zeit, zu handeln, bevor Nikolai ihnen erneut entwischen konnte. »Hannes, Bernd.
Ihr beiden seht zu, dass ihr den Land Rover von diesem Kerl findet. Ich werde Banz
absperren lassen, damit niemand mehr hier rauskommt.«
    Ungläubig strich sich Driesel durch seinen Bart. »Du willst die
ganze Belegschaft einsperren lassen? Aber die komplette Staatsregierung ist
hier versammelt, einschließlich bayerischem Ministerpräsidenten«, sagte er
verblüfft.
    Haderlein nickte grimmig.

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