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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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flog seine umgebaute Walther
P22 gegen die Wand und blieb außerhalb seiner Reichweite liegen. Die Umrisse
des Angreifers verschwammen zu einer unförmigen Masse, und das höhnische
Gelächter des Manns hallte in seinem Kopf wider und wider. Nikolai wusste, dass
er bei diesem Auftrag nun endgültig einen Fehler zu viel gemacht hatte. Mit
einem röchelnden Schrei, der sich aus seiner Kehle quälte, stürzte er sich mit
letzter Kraft auf sein nur noch schemenhaftes Gegenüber. Als er dessen Kleidung
zu fassen bekam, gruben sich die Finger seiner rechten Hand in das Fleisch
eines Unterarmes. Dann rutschte er, das präparierte Nilkrokodil mit sich
reißend, hilflos zu Boden. Er konnte noch den kokelnden Geruch von Feuer wahrnehmen
und wie aus einer anderen Welt einen Hund bellen hören, dann wurde sein Geist
für immer von einer undurchlässigen Dunkelheit umhüllt.
    Nachdem das Spezialkommando mit einem großen Brecheisen die
Eingangstür zur Petrefaktensammlung aufgestemmt hatte, drang einer nach dem
anderen der schwer bewaffneten Männer in das kleine Museum ein. Als sie den
aufgegrabenen Innenhof gesichert hatten, blieb nur noch ein Raum übrig, aus dem
Flammen schlugen. Doch als sie hineinstürmten, gab es nichts weiter als einen
brennenden Schreibtisch zu bekämpfen. Im Zimmer konnten sie keinerlei Personen
mehr finden. Zumindest keine lebenden.
    Als Haderlein und Lagerfeld vor der angesengten Leiche Nikolais
standen, kniete sich der Hauptkommissar nieder, befühlte dessen Schlagader und
schaute in seine geweiteten Pupillen.
    »Der Mann hat bis vor wenigen Sekunden noch gelebt«, stellte er
fest, dann ließ er den Arm sanft auf den Boden gleiten und blickte sich um. Auf
den schwarzen Brettern des Schreibtischs lag ein angeschwärzter Sandsteinquader
mit ägyptischen Schriftzeichen, aber kein Buch. Als Haderlein versuchte, den
Stein zu sichern, krachte der verkohlte Schreibtisch in sich zusammen, der
mindestens zwei Zentner schwere Stein polterte zu Boden und kam direkt neben
dem Kopf von Nikolais Leiche zum Liegen. Der Quader ist bestimmt irre wertvoll,
dachte Haderlein, aber irgendwie nicht gerade mein aktuelles Hauptproblem.
    Frustriert umrundete er den Schreibtisch und ging in eine kleine
Kammer voller Rauch, in der ihm ein Schwerbewaffneter der Sondereinheit ein
offenes Fenster zeigte, das in den Innenhof der Klosteranlage führte. Der
herbeigerufene Hundeführer schüttelte, ohne eine Frage abzuwarten, den Kopf. In
einem verbrannten Zimmer war es für das Tier unmöglich, die Witterung eines
unbekannten Flüchtigen aufzunehmen.
    Als Haderlein wieder zu Fidibus, Staatsanwalt und Innenminister
stieß, erstattete er Bericht. Der Minister blickte ihn herausfordernd an und
fragte ihn streng, was er denn nun zu tun gedenke. Schließlich müsse er den Ministerpräsidenten
informieren.
    Haderlein hielt seinem Blick stand. »Herr Innenminister, in diesem
Kloster befindet sich der Initiator einer beispiellosen Mordserie. Das Gebäude
und seine derzeitigen Bewohner stehen von jetzt an unter Quarantäne, bis wir den
Auftraggeber gefunden haben, würde ich sagen.«
    Der Innenminister schaute ihn ungläubig an. Dann wanderte sein Blick
hilfesuchend zum Bamberger Polizeichef Suckfüll, der nur mit den Schultern
zuckte und sagte: »Ich habe vollstes Vertrauen zu meinem dienstältesten
Beamten, Herr Innenminister. Auf Kloster Banz hat jemand schwere Schuld auf
sich geladen, und ich werde jede Maßnahme unterstützen, die dazu dient, diese
Person zu finden. Tut mir leid.«
    Der Innenminister war außer sich. »Aber das hier ist die bayerische
Staatsregierung. Das gesamte Kabinett ist hier versammelt, inklusive
bayerischem Ministerpräsidenten. Es gibt Termine und Verpflichtungen. An den
zukünftigen Aufstand in den Medien gar nicht zu denken. Wie stellen Sie sich
das vor, Herr Haderlein?«
    Innenminister Erlmayer war wütend und aufgebracht. Diese kleinen
Strafverfolger hatten ja keine Ahnung, was das in der Presse für einen Wirbel
auslösen würde. Die gesamte Führung der CSU in Sippenhaft? Völlig undenkbar. Nach dem Debakel des Rauchverbots in Bayern
konnte sich die Partei keine weiteren Stimmenverluste mehr leisten. Was war
denn ein flüchtiger Serienmörder im Vergleich zu einer verhunzten
Politikerkarriere? Nichts! Er beschloss, erst einmal eine Krisensitzung mit
Justizministerin Falter abzuhalten, bevor er die Pferde scheu machen und den
Ministerpräsidenten belästigen würde. Vor Wut dampfend drehte sich Erlmayer

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