Das Alabastergrab
für die Abgeordneten
gehalten. Sie konnte ich dort leider nicht entdecken.« Griebel schmunzelte.
»Äh, nein«, erwiderte Haderlein geistesabwesend. »Sagen Sie, Herr
Bischof, Sie haben nicht zufällig den Umweltminister gesehen?«
»Den Umweltminister? Nun, den finden Sie immer im dichtesten Gewühl
bei seinen Schäfchen.« Er deutete diskret in die Raummitte, wo Haderlein
Umweltminister Schleycher sogleich mit einem Glas Sekt in der feiernden Menge
stehen sah. Offensichtlich hatte der ihn schon lange vorher entdeckt, denn er
erwartete ihn mit eisigem Blick.
Haderlein verabschiedete sich dankend bei Griebel und ging auf
Schleycher zu. Als sie sich gegenüberstanden, schauten sie sich so intensiv in
die Augen wie Profiboxer kurz vor dem entscheidenden Kampf.
»Ach, der Herr Kommissar Haderlein«, bemerkte der Umweltminister
kühl. »Haben Sie noch Fragen, oder wollen Sie mir nur diesen festlichen Abend
versauen?«
»Nun, ich werde Ihnen diesen Abend ganz sicher verderben«, lächelte
Haderlein selbstbewusst und ließ seinen Blick nicht von Schleycher. »Es hängt
allerdings ganz von Ihnen ab, wie sehr und inwieweit die Öffentlichkeit davon
Wind bekommt, Herr Umweltminister.«
Schleycher nippte kurz an seinem Glas, dann fragte er ungeduldig:
»Also, was wollen Sie, Haderlein?«
»Ganz einfach. Ich hätte gern ein Haar von Ihnen«, tat der
Hauptkommissar seinen Wunsch kund.
Dem Umweltminister fiel fast das Sektglas aus der Hand. War dieser
Dorfcolumbo jetzt vollkommen durchgedreht? Für wie blöd hielt der ihn
eigentlich?
»Sie wollen was? Was zum Kuckuck wollen Sie denn mit einem Haar von
mir anstellen, Herr Kommissar?«, fragte er spöttisch.
Ein wirklich abgebrühter Schauspieler, dachte Haderlein. Aber
schließlich war der Mann Politiker, da gehörte die Fähigkeit wahrscheinlich zur
Grundausstattung. Doch Haderlein war schon zu lange im Geschäft, um sich von so
etwas beeindrucken zu lassen.
»Herr Umweltminister, wir wollen nur einen kleinen DNA -Test durchführen, um Ihre Unschuld
endgültig beweisen zu können, wenn Sie damit einverstanden sind?«
Kolonat Schleycher wartete mit einer Antwort. Dann fragte er mit
unterdrücktem Zorn: »Und wenn ich mich weigere, Herr Kommissar, was wollen Sie
dann machen? Mich verhaften lassen? Hier auf Kloster Banz? Ohne irgendwelche
Beweise und im Beisein des Ministerpräsidenten?« Er lächelte den Kriminaler
geringschätzig an. Haderlein verspürte nicht üble Lust, ihm eine
reinzuschlagen.
Er musste sich jetzt entscheiden, ob er klein beigeben oder bluffen
wollte. Er war stocksauer, und die Zeit rann ihm davon, also entschied er sich
fürs Bluffen. Und ein bisschen Munition zum Verschießen hatte er ja.
Haderlein zückte sein Handy und wählte eine Nummer. Kurz darauf
begann es in der Anzugjacke vom Umweltminister zu summen. Irritiert zog dieser
sein geheimes Telefon heraus und blickte entgeistert auf die Nummer des
Anrufers.
»Woher wissen Sie das?«, fragte er. Er war plötzlich blass geworden.
»Nun, die Nummer habe ich auf dem Handy unseres leider viel zu früh
verstorbenen Anglerfreundes Edwin Rast gefunden«, sagte Haderlein mit großer
Genugtuung. »Das ist ein sogenannter Beweis, Herr Umweltminister.« Er nickte in
Richtung Edelmann, der etwas missmutig in einer Ecke stand und an einem Saft
schlürfte. »Sehen Sie dort drüben den Mann im dunkelblauen Anzug? Das ist der
leitende Staatsanwalt. Wenn Sie nicht freiwillig zu diesem Test bereit sind,
Herr Schleycher, werde ich Sie mit großem Getöse verhaften. Und ich habe das
Recht, Sie selbst dann vierundzwanzig Stunden lang festzuhalten, wenn die
Beweise nicht reichen. Seien Sie also versichert, Herr Umweltminister, ich kann
verdammt großes Getöse machen. Einen Krach, den Sie, politisch betrachtet,
nicht überleben werden, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Nun war es an
Haderlein, das arroganteste Lächeln zu lächeln, das er aufzubieten hatte.
Dieser kleine Drecksack von Kommissar! Was bildete der sich
eigentlich ein? Bei der nächsten Gelegenheit würde es ein Echo geben, das
dieser Schmierenkomödiant nicht vergessen würde. Aber jetzt würde er erst mal
nachgeben müssen. Sollte Haderlein doch seinen kleinen Platz an der Sonne
genießen, später würde er noch sein blaues Wunder erleben.
»Das werden Sie bitter bereuen, das verspreche ich Ihnen hoch und
heilig«, sagte Kolonat Schleycher mit einem Unterton, der die Hölle zufrieren
lassen konnte. Dann stellte er seinen Sekt ab. »Ein Haar
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