Das Alexandria-Komplott
verstecken.«
»Ganz recht«, bemerkte Ammar, und ein kaltes, wissendes Lächeln umspielte seine Lippen. »Aber ich kann sie unsichtbar machen.«
Jones saß über den Schreibtisch in seiner Kabine gebeugt und machte sich Notizen für den Empfang am Morgen, als Parker an die Tür klopfte und eintrat. Er wirkte müde, seine Uniform war schweißdurchtränkt.
Jones drehte sich um. »Ladevorgang beendet?«
»Ja, Gott sei Dank.«
»Wie wär's mit einem Gutenachtschluck?«
»Ein Glas von Ihrem guten schottischen Malzwhisky?«
Jones stand auf und nahm eine Flasche aus der Kommode. Er goß zwei Gläser ein und reichte eines davon Parker.
»Wenigstens bleibt Ihnen die Übernahme der Ankerwache am frühen Morgen erspart.«
»Die hätte ich lieber übernommen, als die Fracht an Bord zu hieven«, erwiderte Parker erschöpft. »Wie sieht's bei Ihnen aus?«
»Seit eben habe ich dienstfrei.«
»Ich hätte Sie nicht gestört, wenn ich nicht das Licht durch Ihr Bullauge gesehen hätte.«
»Routinearbeit. Ich vergewissere mich nur, daß morgen alles reibungslos über die Bühne geht.«
»Finney ist nicht zu sprechen, und ich hatte das Gefühl, mich mit jemandem unterhalten zu müssen.«
Jetzt erst bemerkte Jones Parkers verwirrten Gesichtsausdruck. »Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?«
Parker kippte den Scotch mit einem Zug runter und starrte das leere Glas an.
»Wir haben soeben die irrsinnigste Ladung übernommen, die je ein Kreuzfahrtschiff an Bord genommen hat.«
»Was haben Sie denn geladen?« erkundigte sich Jones. Seine Neugierde war geweckt.
Parker saß wie versteinert da und schüttelte langsam den Kopf. »Malutensilien. Luftkompressoren, Pinsel, Roller und fünfzig Fässer, von denen ich glaube, daß sie Farbe enthalten.«
Jones konnte der Versuchung nicht widerstehen und fragte: »Was für Farbe war es?«
Parker schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Die Fässer waren in spanischer Sprache beschriftet.«
»Daran ist nichts Seltsames. Die Gesellschaft wird sie zur Hand haben wollen, wenn die Lady Flamborough zum Überholen in die Werft geht.«
»Das war nur die eine Hälfte. Wir haben riesige Plastikrollen übernommen.«
»Plastik?«
»Und große Fiberglasplatten«, fuhr Parker fort. »Das Zeug paßte kaum durch die Ladeluken. Ich habe gut drei Stunden mit dem Versuch zugebracht, die Fracht zu verstauen.«
Jones starrte sein Glas an. »Was, glauben Sie, hat die Gesellschaft damit wohl vor?«
Parker sah mit gerunzelter Stirn zu Jones auf. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
35
D ie ägyptischen und mexikanischen Agenten der beiden Sicherheitsdienste kamen kurz nach Sonnenaufgang an Bord und machten sich sofort an die Arbeit, das Schiff nach versteckten Sprengladungen zu durchsuchen. Außerdem wurden die Personalpapiere der Mannschaft auf mögliche Attentäter hin überprüft.
Abgesehen von ein paar Indern und Pakistanis bestand die Besatzung aus Briten, die den Regierungen von Ägypten und Mexiko gegenüber keinerlei Ressentiments hatten.
Die Mitglieder von Ammars Terroristenkommando sprachen alle fließend Englisch und zeigten sich außerordentlich kooperativ. Auf Verlangen zeigten sie ihre gefälschten britischen Pässe und die Ausweise der Sicherheitsabteilung der Versicherung vor und boten an, bei der Überprüfung des Schiffs behilflich zu sein.
Präsident De Lorenzo kam am späten Vormittag an Bord. Er war ein kleinwüchsiger Mann, Anfang Sechzig, körperlich robust, mit windzerzaustem Haar, traurigen dunklen Augen und dem leidenden Blick eines intellektuellen, der zuviel über seine Sorgen grübelt.
Er wurde von Ammar, der Captain Collins in ganz hervorragender Weise darstellte, willkommen geheißen. Das Schiffsorchester spielte die Nationalhymne, dann wurden der mexikanische Staatschef und seine Begleiter zu ihren Suiten auf der Steuerbordseite der Lady Flamborough begleitet.
Nachmittags legte eine Yacht, die einem reichen ägyptischen Exportkaufmann gehörte, an, und Präsident Hasan kletterte an Bord. Der ägyptische Staatschef war das genaue Gegenteil seines mexikanischen Kollegen. Er war jünger, hatte gerade seinen vierundfünfzigsten Geburtstag gefeiert und hatte schütteres schwarzes Haar. Obwohl schlank und hochgewachsen, bewegte er sich mit den zögernden Bewegungen eines Kranken. Seine sandfarbenen Augen wirkten wäßrig und schienen durch einen Vorhang des Mißtrauens zu starren.
Die Empfangszeremonie wurde erneut in Szene gesetzt, und Präsident Hasan wurde,
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