Das Alexandria-Komplott
Arme gespreizt, als erwarte er, durchsucht zu werden.
»Ist nicht nötig, Sie zu filzen, Mahfouz. Wenn Sie eine Waffe bei sich tragen, wird die Maschine sie entdecken.«
Der Metalldetektor reagierte nicht.
Die Eingangstür: Ammar freute sich diebisch, als der Wachposten der ägyptischen Armee ihn die Stufen zur Vordertür hinauf geleitete. Diesmal mußte er sich nicht durch eine Seitentür hineinschleichen. Er wünschte sich nur, er könnte den Ausdruck auf Yazids Gesicht sehen, wenn sie zusammentrafen.
Er wurde in einen Raum geführt, den er dem Echo nach, das die Stiefel des Soldaten auf dem gefliesten Boden erzeugten, für die große Empfangshalle hielt. Man geleitete ihn zu einer steinernen Bank, und er setzte sich.
»Warten Sie hier.«
Ammar hörte, wie der Wachposten sich leise mit jemandem unterhielt, bevor er zum Tor zurückkehrte. Dann vernahm er Schritte, die näher kamen, gefolgt von einer verhaßten Stimme.
»Sind Sie Mustapha Mahfouz?«
Ammar erkannte die Stimme augenblicklich. »Ja«, erwiderte er leichthin. »Kenne ich Sie?«
»Wir haben uns noch nicht getroffen. Ich bin Chaled Fawzy, der Führer von Achmeds Revolutionsrat.«
»Von Ihnen habe ich nur Gutes gehört.« Dieses arrogante Arschloch, dachte Ammar. »Es ist mir wirklich eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
»Kommen Sie«, sagte Fawzy und faßte Ammar am Arm. »Ich werde Sie zu Achmed bringen. Er dachte, Sie wären noch mit einem seiner Aufträge in Damaskus beschäftigt. Ich glaube nicht, daß er über Ihre Verletzungen informiert ist …«
»Das Ergebnis eines Attentatsversuchs vor drei Tagen«, log Ammar geschickt. »Erst heute morgen habe ich das Krankenhaus verlassen und bin sofort hierhergeflogen, um Achmed zu unterrichten.«
»Achmed wird von Ihrer Loyalität entzückt sein. Mit Bedauern wird er von Ihrer Verletzung hören. Unglücklicherweise kommt Ihr Besuch sehr ungelegen.«
»Ich kann nicht mit ihm zusammentreffen?«
»Er befindet sich beim Gebet«, erklärte Fawzy kurz angebunden.
Trotz seiner Leiden hätte Ammar lachen können. Langsam wurde ihm bewußt, daß sich außerdem noch jemand im Raum aufhielt. »Es ist sehr wichtig, daß er mich empfängt.«
»Sie können ganz offen mit mir reden, Mustapha Mahfouz.« Der Name wurde mit triefendem Sarkasmus ausgesprochen. »Ich werde ihm Ihre Botschaft übermitteln.«
»Sagen Sie Achmed, sie betreffe seinen Verbündeten.«
»Wen?« wollte Fawzy wissen. »Welchen Verbündeten?«
»Topiltzin.«
Eine unermeßlich lange Zeit schien der Name im Raum zu hängen. Die Stille wurde immer gespannter. Dann wurde sie von einer neuen Stimme durchschnitten.
»Sie hätten auf der Insel bleiben und sterben sollen, Suleiman«, sagte Achmed Yazid in drohendem Tonfall.
Ammar blieb gelassen. Für diesen Augenblick hatte er all sein Können und sein letztes bißchen Kraft mobilisiert. Er würde nicht auf den Tod warten. Er würde einen Schritt nach vorn treten und ihn umarmen. Für ihn gab es kein Leben in Finsternis und Schatten – sein Ziel war die Rache.
»Ich konnte nicht sterben, ohne ein letztes Mal in Ihrer gnadenspendenden Gegenwart zu verweilen.«
»Sparen Sie sich Ihre Lügen und entfernen Sie diese dummen Verbände. Sie lassen nach. Für einen Mann Ihres Kalibers war die Imitation von Mahfouz viertklassig.«
Ammar schwieg. Langsam wickelte er die Bandagen los, bis die Enden sich lösten, dann warf er sie auf den Boden.
Yazid schnappte hörbar nach Luft, als er die schrecklichen Verunstaltungen in Ammars Gesicht sah. Fawzy fand eher ein sadistisches Vergnügen daran. Mit der perversen Befriedigung eines Mannes, der an menschlichen Verunstaltungen Gefallen findet, starrte er Ammar an.
»Die Bezahlung für meine Dienste«, krächzte Ammar langsam.
»Wie kommt es, daß Sie noch leben?« fragte Yazid mit unsicherer Stimme.
»Mein treuer Freund Ibn hat mich zwei Tage lang vor den Männern der amerikanischen Special Forces versteckt, bis er uns ein Floß aus Treibholz bauen konnte. Nachdem wir von der Strömung fortgetrieben und zehn Stunden gepaddelt waren, wurden wir durch Allahs Gnade von einem chilenischen Fischerboot an Bord genommen, das uns in der Nähe eines kleinen Flugplatzes bei Puerto Williams an Land setzte. Dort haben wir ein Flugzeug gestohlen und sind nach Buenos Aires geflogen, wo wir einen Jet charterten, der uns nach Ägypten brachte.«
»Sie sind wahrhaftig nicht leicht umzubringen«, murmelte Yazid.
»Sie wissen natürlich, daß Sie durch Ihr Herkommen
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