Das Alexandria-Komplott
Ihr Todesurteil unterschrieben haben«, warf Fawzy voller Vorfreude ein.
»Ich habe kaum etwas anderes erwartet.«
»Suleiman Aziz Ammar«, sagte Yazid mit einer Spur Traurigkeit. »Der größte Attentäter seiner Zeit, gefürchtet und respektiert von CIA und KGB. Der Initiator der erfolgreichsten Attentate, die jemals ausgeführt wurden. Hätte man sich je vorgestellt, daß er als armseliger, jammernder Bettler in den Straßen enden würde?«
»Was sagen Sie da, Achmed?« fragte Fawzy überrascht.
»Dieser Mann ist doch bereits tot.« Yazids Abscheu verwandelte sich langsam in satte Befriedigung. »Unsere Finanzexperten werden dafür sorgen, daß seine Reichtümer und seine Investitionen auf meinen Namen überschrieben werden. Dann wird er auf die Straße entlassen – mit Wachen, die vierundzwanzig Stunden am Tag dafür sorgen, daß er in den Elendsvierteln bleibt. Er wird den Rest seiner Tage mit Betteln verbringen und um sein tägliches Brot flehen. Das ist weit schlimmer als ein schneller Tod.«
»Sie werden mich töten, wenn Sie gehört haben, weswegen ich zu Ihnen gekommen bin«, erklärte Ammar in leichtem Plauderton.
»Ich höre«, gab Yazid ungeduldig zurück.
»Ich habe einen vollständigen, dreißig Seiten langen Bericht über die gesamte Lady Flamborough- Affäre diktiert. Alle Namen, Unterredungen, Zeiten und Daten wurden genau aufgezeichnet. Alles, einschließlich meiner Beobachtungen von der mexikanischen Beteiligung an der Operation und meiner Beurteilung der Verbindung, die zwischen Ihnen und Topiltzin besteht. In diesem Augenblick werden die Kopien den Geheimdiensten von sechs Ländern und den entsprechenden Medien zur Kenntnis gebracht. Im Hinblick auf die Tatsache, daß Sie erledigt sind, können Sie mit mir verfahren, wie –«
Er brach abrupt ab und keuchte, als sein ganzer Kopf in einem wahnsinnigen Schmerzanfall zu explodieren schien. Fawzy schlug mit vor Wut gebleckten Zähnen auf Ammar ein. Hinter dem Treffer steckte nicht die Wucht eines geplanten Schlages. Fawzys gedankenlose, explosive Handlung war Ausdruck eines vollständigen Verlustes jeder Selbstkontrolle. Der Schlag riß die Seite von Ammars verletztem Kiefer auf.
Ein Mann in guter körperlicher Verfassung hätte den Treffer wegstecken können, aber Ammar schwankte am Rande der Bewußtlosigkeit. Die feinen Nähte um seine Augen und am Kiefer rissen.
Er stolperte zurück und wehrte blind Fawzys wilde Faustschläge mit Händen und Armen ab, kämpfte darum, den Schmerz aus dem Bewußtsein zu verdrängen. Sein Gesicht war totenblaß und blutüberströmt.
»Stop!« schrie Yazid Fawzy an. »Erkennen Sie nicht, daß dieser Mann sterben will? Vielleicht lügt er und hofft, daß wir ihn gleich hier umbringen.«
Ammar schaffte es, sich zu konzentrieren, um die Richtungen, aus denen Yazids Stimme und die scharfen Atemzüge des wütenden Fawzy drangen, zu bestimmen.
Seine linke Hand ausgestreckt, bewegte er sich langsam vorwärts, bis er sicher war, daß er Yazids rechten Arm berührte. Dann umklammerte er ihn, und seine freie Hand fuhr mit blitzschneller Bewegung zu seinem Nacken hoch.
Das Karbonmesser war in der leichten Vertiefung rechts von Ammars oberem Teil der Wirbelsäule mit weißem Operationspflaster festgeklebt. Es war für Agenten entwickelt worden, und man kam damit ohne weiteres durch die Metalldetektoren.
Ammar zog die dünne, dreifach geschliffene, achtzehn Zentimeter lange Klinge von seinem Rücken; sein Ellenbogen schoß zurück, und dann rammte er das Messer knapp unter dem Rippenbogen in Yazids Brust.
Der ungeheuer starke Stoß ließ die Kultfigur der moslemischen Revolution zurücktaumeln. Vor Schock und Schrecken traten Paul Capesterres Augen aus den Höhlen. Der einzige Laut, den er von sich gab, war ein heiseres Röcheln.
»Gute Reise, du Ratte«, krächzte Ammar mit blutendem Mund.
Dann war das Messer wieder frei, und Ammars Arm fuhr im Bogen herum, auf die Stelle zu, von der er wußte, daß dort Fawzy stand. Das Messer war nicht als Hiebwaffe konstruiert, aber seine Hand traf Fawzys Gesicht, und er fühlte, wie die Klinge in die Wange des Mannes schnitt.
Ammar wußte, daß Fawzy Rechtshänder war und in einem Halfter unter der linken Achsel stets eine Waffe, eine alte Neun-Millimeter-Luger, bei sich trug. Er taumelte gegen Fawzy, versuchte sich an dem arroganten Fanatiker festzuhalten, während das Messer wieder nach oben fuhr.
Er konnte nichts sehen, deshalb kam seine Bewegung etwas zu
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