Das Alexandria-Komplott
Besatzung dahingehend in Kenntnis gesetzt, daß man die Drift von Eisbergen und den Meeresgrund erforschen wollte. Der Erste Offizier brachte den Bericht von der erfolgreichen Entdeckung persönlich von Grönland nach Washington, so daß keinerlei Chance bestand, diese Kommunikationskette zu durchbrechen.«
»Okay, was unternehmen wir jetzt?« erkundigte sich Brogan. »Ganz sicher würden die Sowjets auf keinen Fall ein zweites Unternehmen im Handstreichverfahren wie bei der Glomar Explorer hinnehmen. Und immer noch patrouilliert eines ihrer Schiffe das Gebiet vor der Ostküste, in dem sie 1986 dieses Raketenunterseeboot verloren haben.«
»Uns schwebt eine Bergung unter Wasser vor«, erklärte Shaw.
»Wann?«
»Wenn wir jetzt mit den Vorbereitungen der Operation beginnen, die existierenden Tauchboote und das bereits vorhandene Gerät ändern und umrüsten, dann sollten wir in zehn Monaten mit der Bergung beginnen können.«
»Also ignorieren wir bis dahin das U-Boot – oder tun wenigstens so?«
»Genau das«, stimmte Shaw zu. »In der Zwischenzeit hat sich nämlich ein zweiter Glücksfall ereignet, der die Sowjets völlig durcheinanderbringen wird. Die Navy braucht jedoch die Unterstützung Ihrer Agency, um ihn ausnutzen zu können.«
»Ich höre.«
»Während der Rettungsarbeiten und der anschließenden Untersuchung des Absturzes stolperten die Leute der NUMA, die uns bei der Suche halfen, über ein römisches Wrack, das offenbar aus der Antike stammt und unter dem Eis begraben liegt.«
Brogan warf Shaw einen skeptischen Blick zu. »In Grönland?«
Shaw nickte. »Nach Meinung der Experten ist es echt.«
»Was kann denn der CIA tun, um der Navy bei diesem alten Wrack zu helfen?«
»Er könnte Desinformationen verbreiten. Wir würden es gern sehen, wenn die Russen dächten, daß die Polar Explorer die ganze Zeit über auf der Suche nach diesem römischen Schiff war.«
Brogan bemerkte ein Blinklicht auf seiner Gegensprechanlage. »Ein guter Gedanke. Während die Navy sich darauf vorbereitet, das neueste russische Schiff zu bergen, streuen wir Brotkrümel auf den falschen Pfad.«
»So ungefähr.«
»Wie wollen Sie die Sache mit dem römischen Wrack angehen?«
»Wir starten ein archäologisches Projekt als Deckmantel, während wir dort eine Basis für die Bergung des U-Boots einrichten. Die Polar Explorer wird dort weiterhin stationiert bleiben, damit die Mannschaft bei der Ausgrabung helfen kann.«
»Liegt das U-Boot in der Nähe?«
»Nicht einmal zehn Meilen entfernt.«
»Haben Sie eine Ahnung, in welchem Zustand sich das Boot befindet?«
»Einige Schäden am Rumpf; es ist wohl auf Grund gelaufen, weil der Meeresboden dort steil ansteigt. Ansonsten ist es intakt.«
»Und das römische Schiff?«
»Unsere Männer an Ort und Stelle behaupten, die Leichen der Schiffsbesatzung wären ausgezeichnet erhalten.«
Brogan erhob sich hinter seinem Schreibtisch und begleitete Shaw zur Tür. »Unglaublich«, stellte er fasziniert fest. Dann grinste er verschlagen. »Ich frage mich, ob dort nicht ebenfalls irgendwelche antiken Staatsgeheimnisse gefunden werden?«
Shaw lachte. »Besser wäre ein Schatz.«
Keiner der beiden Männer hätte auch nur einen Cent darauf gesetzt, daß ihr vergnügter Wortwechsel ihnen innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden noch manches Kopfzerbrechen bereiten würde.
20
U nter Anweisung der Archäologen bahnte sich die Mannschaft der Polar Explorer ihren Weg nach unten zu dem vom Eis eingeschlossenen Schiff. Die Männer legten eine Schicht nach der anderen frei, bis schließlich das Oberdeck vom Bug bis zum Heck vom Eis befreit war.
Alle Menschen im Fjord wurden von der Neugierde zur Ausgrabungsstelle getrieben. Nur Pitt und Lily fehlten. Sie waren an Bord des Eisbrechers geblieben, um sich die Wachstafeln genau anzusehen.
Die Gruppe der Seeleute und Archäologen, der sich die Männer der Flugsicherung zugesellt hatten, stand in ergriffenem Schweigen am Rande der Fundstelle. Gebannt starrten die Menschen nach unten, auf das teilweise freigelegte Schiff, als handele es sich um das versteckte Grab eines Königs aus uralten Zeiten.
Hoskins und Graham vermaßen den Rumpf und kamen auf eine Länge von knapp zwanzig Metern und eine Breite von sieben Metern. Der Mast war in zwei Metern Höhe abgebrochen und verschwunden. Die Überreste der Hanftaue der Takelage ringelten sich über das Oberdeck und die Seiten des Schiffes, als habe ein riesiger Vogel sie zusammengerollt und
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