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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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fallen lassen. Ein paar zerfetzte Stücke Leinwand waren die einzigen Überbleibsel vom einstmals quadratischen Großsegel.
    Die Decksplanken wurden auf ihre Tragfähigkeit geprüft, und man erkannte, daß sie noch genauso stabil waren wie an jenem Tag, an dem das Schiff von einer längst vergessenen Werft am Rande des Mittelmeeres vom Stapel gelaufen war. Die Artefakte, die auf Deck verstreut herumlagen, wurden fotografiert, zusammengepackt, vorsichtig nach oben gezogen und zur Polar Explorer gebracht, wo sie gesäubert und katalogisiert wurden. Dann wurde jedes Objekt in der Tiefkühlkammer des Schiffes untergebracht, um es für die Dauer der Reise in ein Land, das damals, als das alte Handelsschiff seine letzte Fahrt antrat, noch gar nicht bekannt war, vor dem Zerfall zu bewahren.
    Gronquist, Hoskins und Graham rührten weder die eingedrückte Deckskajüte an, noch betraten sie die Kombüse. Langsam, beinahe sanft hoben die drei das eine Ende der Frachtluke hoch und stemmten sie halb auf.
    Gronquist legte sich auf den Bauch und schob Kopf und Schultern durch die Öffnung, bis er über die Decksbalken sehen konnte.
    »Sind sie da?« erkundigte sich Graham aufgeregt. »So, wie Pitt sie beschrieben hat?«
    Gronquist starrte auf die gespenstischen weißen Gesichter hinab, die gefrorenen, maskengleichen Mienen. Er hatte das Gefühl, daß ihre Augen blinzeln und sie zum Leben erwachen würden, wenn er das Eis fortkratzte und sie anstieß.
    Er zögerte mit seiner Antwort. Das helle Licht ermöglichte ihm einen klaren Blick auf den gesamten Laderaum, und er bemerkte ganz vorne zum Bug hin zwei Gestalten, die sich eng zusammengekuschelt hatten und die Pitt nicht gesehen hatte.
    »Sie sitzen genauso da, wie Pitt es beschrieben hat«, erklärte er unbewegt, »aber da ist noch ein Hund und ein Mädchen.«
    Pitt stand im Windschatten des Deckkrans und sah zu, wie Giordino mit dem NUMA-Helikopter über dem Heck der Polar Explorer niederging. Fünfzehn Sekunden später setzten die Landekufen genau innerhalb des Markierungsringes auf, das schrille Kreischen der Turbine erstarb, und die Rotorblätter kamen langsam zum Stehen.
    Die rechte Cockpittür schwang auf, und ein großgewachsener Mann, in grünem Rollkragenpullover unter einem Sportjackett aus braunem Cord, sprang aufs Deck. Er sah sich einen Moment um, als wollte er sich über die Richtung klarwerden, die er einschlagen mußte, dann sah er Pitt, der ihm grüßend zuwinkte. Schnell kam er herüber. Die Schulter hatte er eingezogen und die Hände, zum Schutz vor der Kälte, tief in die Hosentaschen vergraben.
    Pitt trat einen Schritt auf ihn zu und geleitete den Besucher schnell durch eine Luke ins warme Schiffsinnere.
    »Dr. Redfern?«
    »Sie sind Dirk Pitt?«
    »Ja, ich bin Pitt.«
    »Ich habe von Ihren Heldentaten gelesen.«
    »Vielen Dank, daß Sie so kurzfristig kommen konnten.«
    »Sind Sie verrückt?« blaffte Redfern, die Augen voller Begeisterung. »Natürlich bin ich Ihrer Einladung sofort gefolgt. Auf der ganzen Welt gibt es keinen Archäologen, der nicht seine rechte Hand geben würde, um bei diesem Fund dabeizusein. Wann kann ich einen Blick darauf werfen?«
    »In zehn Minuten wird es dunkel sein. Ich glaube, am praktischsten wäre es, wenn Dr. Gronquist, der Archäologe, der die Ausgrabung beaufsichtigt, Sie zunächst einmal mit den näheren Umständen vertraut macht. Er wird Ihnen ebenfalls die Funde zeigen, die er vom Hauptdeck geborgen hat. Sobald es morgen früh hell ist, werden Sie das Schiff betreten und die Leitung des Projekts übernehmen.«
    »Klingt gut.«
    »Haben Sie Gepäck dabei?« fragte Pitt.
    »Nicht viel. Nur eine Aktentasche und einen kleinen Kleidersack.«
    »Al Giordino –«
    »Der Hubschrauberpilot?«
    »Ja, Al wird sich darum kümmern, daß Ihre Sachen in Ihrem Quartier verstaut werden. Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden, dann sorge ich dafür, daß Sie etwas Warmes in den Magen bekommen und sich auf ein interessantes Puzzle stürzen können.«
    »Nach Ihnen.«
    Dr. Mel Redfern überragte Pitt und mußte sich tief bücken, als sie durch die Luke kamen. Sein blondes Haar war schütter, und seine graublauen Augen verbargen sich hinter einer Designerbrille. Für einen Mann von vierzig war er gut in Form. Er hatte einen kleinen, aber sichtbaren Bauchansatz.
    In seiner Collegezeit war Redfern Basketballstar gewesen und hatte auf eine weiterführende Karriere in der Profiliga verzichtet, um seinen Doktor in Anthropologie zu machen.

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