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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Redfern blieb stehen, als sei es ihm endlich gelungen, ein Problem geistig in die richtige Perspektive zu rücken. Er kam wieder zum Tisch zurück und überflog die Seiten noch einmal. Im Raum knisterte eine ungeheure, gespannte Erwartung.
    Einige weitere Minuten verstrichen, bevor Redfern die Seiten schließlich mit zitternden Händen auf den Tisch zurücklegte. Dann starrte er abwesend ins Leere. In seinen Augen lag ein seltsamer Glanz.
    Redfern war bis ins Mark erschüttert.
    »Sie sehen aus, als hätten Sie gerade den Heiligen Gral entdeckt«, bemerkte Pitt.
    »Was ist?« fragte Lily. »Was haben Sie herausgefunden?«
    Redferns Antwort war kaum zu verstehen. Sein Kopf war gesenkt.
    Er sagte: »Es ist möglich – es besteht die entfernte Möglichkeit, daß Ihre zufällige Entdeckung die Tür zu den größten Kunst- und Literaturschätzen aufstoßen könnte, die die Welt je gekannt hat.«

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    N un, da Sie unserer ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein können«, bemerkte Pitt trocken, »würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie Ihre Entdeckung mit uns teilten?«
    Redfern schüttelte den Kopf, als wolle er die Gedanken abstreifen. »Die Geschichte – oder Sage, das wäre eine bessere Bezeichnung – ist unfaßbar. Ich kann sie immer noch nicht in ihrer vollen Tragweite begreifen.«
    »Geben die Tafeln Auskunft darüber, weshalb ein griechisch-römisches Schiff sich so weit aus den heimatlichen Gewässern hinauswagte?« erkundigte sich Lily.
    »Kein griechisch-römisches, sondern ein byzantinisches«, korrigierte Redfern sie. »Als die Serapis im Altertum die Meere befuhr, war der Sitz des Imperiums durch Konstantin den Großen von Rom an den Bosporus verlagert worden – dorthin, wo einstmals die griechische Stadt Byzanz stand.«
    »Das spätere Konstantinopel«, ergänzte Pitt.
    »Danach Istanbul.« Redfern wandte sich an Lily. »Tut mir leid, daß ich Ihnen keine direkte Antwort gebe. Doch, ja, die Tafeln enthüllen, wie und weshalb das Schiff hierherkam. Zu einer vollständigen Erklärung müssen wir bis ins Jahr 323 vor Christus zurückgehen – das Jahr, in dem Alexander der Große in Babylon starb. Sein Reich wurde unter seinen Generälen aufgeteilt. Einer von ihnen, Ptolemäus, riß sich Ägypten unter den Nagel und wurde König. Ein gerissener Bursche, dieser Ptolemäus. Ihm ist es auch gelungen, Alexanders Leichnam in die Hände zu bekommen. Er hat ihn in einen Sarg aus Gold und Kristall gebettet. Später baute er ein prunkvolles Mausoleum und errichtete um dieses Mausoleum herum eine prächtige Stadt, die Athen übertraf, im Angedenken an seinen früheren König gab Ptolemäus dieser Stadt den Namen Alexandria.«
    »Was hat das alles mit der Serapis zu tun?« fragte Lily.
    »Bitte, gedulden Sie sich noch einen Augenblick«, bat Redfern höflich. »Buchstäblich aus dem Nichts gründete Ptolemäus ein bedeutendes Museum und eine Bibliothek. Ungeheure Schätze wurden zusammengetragen. Seine Nachfolger, Kleopatra und alle späteren, setzten sein Werk fort, sammelten Manuskripte und Kunstobjekte, bis schließlich das Museum und besonders die Bibliothek zum umfassendsten Zentrum von Kunst, Wissenschaft und Literatur wurden, das je existiert hat. Diese umfangreiche Sammlung an Wissen überdauerte die Jahrhunderte bis zum Jahre 391 nach Christus, in diesem Jahr entschieden Kaiser Theodosius und der Patriarch von Alexandria, Thiophilos – ein religiöser Eiferer –, daß alles, was keinen Bezug zu den neu entwickelten christlichen Prinzipien besaß, als heidnischer Tand anzusehen sei. Sie befahlen die Zerstörung der Bibliothek. Statuen, fabelhafte Kunstwerke aus Marmor, Bronze, Gold und Ebenholz; unschätzbare Gemälde und Wandteppiche; zahllose Bücher, die auf Tierhaut oder Papyrusrollen niedergeschrieben waren; sogar Alexanders Leichnam – all das wurde in den Staub getreten oder verbrannt.«
    »Um welche Größenordnungen geht es dabei?« fragte Pitt.
    »Allein die Bücher zählten nach Hunderttausenden.«
    Traurig schüttelte Lily den Kopf. »Was für ein schrecklicher Verlust.«
    »Nur biblische und kirchliche Schriftstücke blieben übrig«, fuhr Redfern fort. »Die gesamte Bibliothek und das Museum wurden schließlich um das Jahr 646 nach Christus dem Erdboden gleichgemacht, als arabische und islamische Armeen Ägypten überfluteten.«
    »Die frühen Meisterwerke, zu deren Sammlung man Jahrhunderte benötigte, waren damit für alle Zeiten verloren«, faßte Pitt zusammen.
    »Verloren«,

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