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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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die Bibel zu lesen? Ich lese kaum noch darin.«
    »Du hast die Bibel gelesen?«
    »Ja, sicher. Meine Tante hat mir eine geschenkt, als ich klein war. Ich habe sie noch immer. Hin und wieder schmökere ich noch in ihr. Sind ein paar gute Geschichten drin.«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung – wie Jesus Leute heilt oder mit Kindern rumhängt. Als Kind fand ich es immer toll, dass er mal genauso ein Baby war wie ich.«
    »Glaubst du diesen Kram, Madeline?«
    »Für gewöhnlich funktioniert es, wenn ich bete. Als Kind habe ich immer das Spielzeug bekommen, für das ich gebetet habe.«
    »Aber es hat nie bei etwas wirklich Großem funktioniert, oder?«
    »Doch, auch damals, als meine Eltern sich scheiden lassen wollten.«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
    »Ich habe jeden Tag gebetet, dass sie es nicht tun. Zu der Zeit lebten wir in Boston. Da erhielt meine Mutter einen Anruf von einer alten Freundin, mit der sie seit dem College keinen Kontakt mehr gehabt hatte, und die riet ihr, einen bestimmten Psychiater aufzusuchen. Zuerst wollten meine Eltern nicht hingegen, aber ich habe Gott gesagt, das sei total unfair, und eine Scheidung würde mein Leben ruinieren. Schließlich sind sie doch hingegangen und zusammengeblieben.«
    »Wow«, stieß Justin hervor.
    »Meine Mom redet oft davon, dass dieser Psychiater ihre Ehe gerettet habe.« Madeline lachte. »Sie hat keine Ahnung, wie sich das wirklich zugetragen hat.«
    »Glaubst du an Engel?«, fragte Justin, doch in diesem Augenblick betrat Helene unverhofft das Zimmer.
    »So, ratet mal, was ich für Neuigkeiten habe!«, rief sie. »Madeline, du bleibst die nächsten Tage hier, bis deine Eltern wieder in der Stadt sind.«
    »Echt?«, entfuhr es Justin. Das schien zu gut, um wahr zu sein.
    »Ganz echt«, bestätigte Helene. »So werden wir alle besser schlafen. Du kannst das Gästezimmer neben dem von Oma haben.«
    Kaum war Helene hinausgegangen, sahen die Teenager einander an und riefen: »Ist das zu fassen?«

35
    Erbie begrüßte Robert am Aufzug. In einer Hand trug er eine Flasche besten Wodkas, in der anderen eine Flasche Wein.
    »Ms. Cummings pudert sich nur rasch die Nase. Sie kommt gleich«, sagte Erbie. »Möchten Sie inzwischen einen Drink? Wie ich sehe, haben Sie selbst etwas mitgebracht.«
    »Zeigen Sie mir doch bitte die Bar, dann bediene ich mich selbst, wenn es recht ist.«
    Sie führte Robert zur rosa Marmorbar neben dem Wohnzimmer. Während er sich umsah, versuchte er, sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, in einem richtigen Heim zu leben statt in einer – bis auf das Schlafzimmer – fast völlig verwahrlosten Bude.
    In den antiken, verglasten Schränken mit weißem Furnier standen Baccarat -Kristallgläser – keine Marmeladentiegel. Robert schenkte den Wodka in einen silbernen Martinishaker, den er auf der Bar fand. Aus der Eismaschine ergriff er ein paar Würfel, die er in zwei schlichte Martinigläser fallen ließ, dann ergänzte er das Ganze um Oliven, die Erbie ihm aus einem kleinen Kühlschrank brachte.
    Als Helene erschien, hatte Robert seinen Drink halb genossen. Ihren hatte er zwischenzeitlich kühl gestellt.
    »Ich will nicht anmaßend erscheinen, aber ich dachte, du möchtest vielleicht gern einen Martini mit mir trinken.«
    »Perfekt«, sagte sie, als sie mit den Gläsern anstießen.
    Nachdem sie daran genippt hatte, stellte sie es zurück auf die Bar. »Mein Sohn hat eine Freundin hier, die mit uns zu Abend isst. Sie gehen in dieselbe Schule. Soweit ich weiß, wurden dieses Jahr schon zwei Kinder nach der Schule überfallen und ausgeraubt. Beide Male abseits des Schulgeländes. Der Direktor meint, das hätte nichts mit der Schule zu tun, und Justin erzählt mir nichts. Vielleicht kannst du etwas herausfinden.«
    »Ich will es gerne versuchen«, erwiderte Robert, als Helene ihn ins Esszimmer führte und die Kinder zu Tisch rief.
    Der lange, rechteckige Esstisch war mit vier weißen Tellern mit blauem Provençal-Mustern gedeckt. Das Tischtuch war weiß, und eine blau und weiß bedruckte Tischdecke darauf hing mit einem dicken, weißen Saum bis zum Boden hinab. Der Blauton wirkte herrlich.
    »Was für ein schönes Esszimmer«, sagte Robert. »Wie nennst du diese Farbe? Veilchenblau?«
    »Ich nenne sie ›Fra-Angelico-Blau‹«, antwortete Helene.
    »Oh.« Robert war überzeugt gewesen, dass es sich um Veilchenblau handelte.
    Zu viert verteilten sie sich großzügig an dem Tisch, der für bis zu zwölf Personen Platz bot. Helene und

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