Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Sendung. Was können Sie uns sagen? Ist es ein echtes Wunder?«
Pater David wirkte wie benommen, als ihm die Kameralampen in die Augen leuchteten.
»Pater David, ist es ein Wunder?«, wiederholte Susan.
»Miss, ich bin gerade erst eingetroffen. Ich konnte noch nicht all die Tests durchführen, die notwendig sind, um ein Wunder zu bestätigen. Der Vatikan geht bei solchen Angelegenheiten sehr streng vor, und meine Untersuchungen werden einige Zeit in Anspruch nehmen. Danke.«
»Nein, Pater, warten Sie. Können Sie uns sagen, was dort drin gerade vor sich geht?«
»Im Augenblick nimmt die Heilige Hazel Nahrung zu sich. Sie hat eine ganze Weile nichts gegessen und braucht Ruhe, deshalb werde ich alle ersuchen, für die Nacht nach Hause zu gehen. Morgen früh ist jeder wieder herzlich willkommen.«
Helene meldete sich in Susans Ohr. »Frag ihn, ob die Statue weint. Analysiert er die Flüssigkeit? Was genau wird er tun, um zu bestimmen, ob es wirklich ein Wunder ist? Welche Kriterien werden angelegt, und wann wird er eine Antwort haben?«
Susan brüllte einige der Fragen, aber Pater David kehrte in das Backsteinhaus zurück.
52
»Du bist ein Idiot!«, sagte Madeline zu Justin, während er auf dem Bett saß und Battle Ultimo spielte.
»Was? Wieso?«, fragte Justin.
»Du hast zu den Jungs gesagt, du hättest nur gegen Spider verloren, weil du betrunken warst? Jetzt will er noch einmal gegen dich spielen.«
Justin seufzte enttäuscht, als auf dem Bildschirm VERLOREN blinkte.
»Ist doch keine große Sache. Ich kann ihn schlagen.« Er legte das Spiel beiseite und wechselte in einen Fernsehkanal.
»Du warst nicht betrunken, Justin, und du hast deiner Mutter versprochen, nicht gegen diesen Typen zu spielen!«
»Dann lasse ich es eben. Kein Grund zur Aufregung. Was will er schon tun, mich dazu zwingen?«
»Da hast du wohl Recht«, räumte sie ein und ließ einen Rucksack voller Hausarbeiten aufs Bett fallen. Sie selbst setzte sich auf die Kante. Justin ergriff ihre Hand, zog sie dicht zu sich und küsste ihren Hals.
»Justin«, stieß sie zwischen Kichern hervor, »uns wird noch jemand sehen.«
»Aber nein. Oma schläft wie üblich.«
Madeline streifte sich die Schuhe von den Füßen und schmiegte sich neben Justin aufs Bett.
Natasha versuchte, sich zwischen sie zu drängen, doch sie hörten nicht auf, sich zu küssen.
Immer wieder pressten sie die Lippen aufeinander, mal sanft, dann leidenschaftlich, aber stets so, wie es junge Menschen tun, die zum ersten Mal das Vergnügen an etwas entdecken, das sie vor nicht allzu langer Zeit noch für abstoßend gehalten hatten.
»Wie geht es deiner Großmutter?«, fragte Madeline, als sie sich von ihm löste um Luft zu schnappen.
»Es ist wirklich kaum zu glauben. Ich habe diesen Arzt heute kennen gelernt. Er hat mir gezeigt, wie dieses Nanozeug funktioniert. Dieser Kerl ist nicht bloß ein Arzt, er ist ein Heiler.«
In jenem Moment ging Justins Großmutter an seinem Zimmer vorbei. Sie trug einen wunderschönen Morgenmantel, hatte das Haar hochgesteckt und ein wenig Make-up aufgetragen.
»Hi, Mrs. Cummings«, grüßte Madeline sie. »Sie sehen toll aus.«
Natasha schmiegte sich enger an Justin, grub sich unter die Decke und kauerte sich neben sein Bein. Claire murmelte eine Erwiderung, blieb jedoch nicht stehen, um zu plaudern.
»Oma, komm doch mal her«, rief Justin. »Wir machen nichts, was du nicht sehen dürftest.«
»Später vielleicht«, gab sie zurück, ohne auf dem Weg in die Küche innezuhalten.
»Deine Großmutter sieht irgendwie anders aus.«
»Ja, ein wenig. Sie verhält sich auch anders. Irgendwie merkwürdig. Aber ich denke, uns würde es auch verändern, wenn wir erst erfahren hätten, dass wir sterben müssen, und dann doch weiterleben.« Er zog sie an sich. »Genug geredet«, meinte er.
»Hast du diesen Lärm letzte Nacht gehört?«
»Welchen Lärm?«
»Vor meinem Fenster. Er hat mich geweckt. Ich hatte ein wenig Angst, deshalb habe ich nicht hinausgeschaut. Es klang wie zerbrechendes Glas.«
Er versuchte, sie abermals zu küssen.
»Warte, Justin.« Madeline schob ihn zurück. »Schau mal, da im Fernsehen. Das ist dieser Mordfall. Dreh lauter.«
»Wir haben exklusiv erfahren, dass im Fall der Enthauptung eines prominenten Arztes im Ruhestand, Archibald Claiborne, der in seiner Wohnung in der Park Avenue brutal ermordet wurde, ein Verdächtiger unter Arrest steht. Unseren Quellen zufolge wurde in einer Mülltonne in Queens ein schwarzes
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