Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
den kaputten Wasserhahn überprüft hat, und Claiborne wird ihn hineingelassen haben. Ich bin gerade dabei, einen Durchsuchungsbefehl für Seafores Wohnung zu erwirken. Ich hoffe auf ein Geständnis vor den Fünf-Uhr-Nachrichten.«
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Helene lachte und unterhielt sich mit dem Schatzsucher, als zur Erkennungsmelodie ihrer Sendung der Abspann lief. Hinter dem Lächeln jedoch war sie besorgt.
Waren die aktuellen Themen stark genug, um die Quoten zu halten? Hatte sie ihre Gäste gut genug zur Geltung gebracht? Wurden die Diskussionen als provokativ empfunden?
Für die Konkurrenz waren dies zugkräftige Abende, und es war wichtig, dass sie keinen Vorsprung bei den Quoten erzielten.
Das Beziehungssegment war beim Publikum besser angekommen, als sie erwartet hatte. Die Leute waren vor wohl überlegten Fragen förmlich übergequollen und schienen die Autorin aufrichtig zu mögen.
Während des Teils mit dem Schatzsucher hatte im Studio regelrechte Erregung eingesetzt. Er und sein Assistent hatten einen Samtbeutel herumgereicht, der einige kleine, aus dem versunkenen Wrack einer spanischen Galeone geborgene Gegenstände enthielt. Nacheinander hatten die Leute die Hände in den Beutel gesteckt und auf ein von Algen überwuchertes Schmuckstück oder eine Goldmünze gehofft. Eine Frau hatte einen Silberring mit winzigen Saphirsplittern herausgezogen.
Nun bedeckte Helene bei auf sie gerichteter Kamera dramatisch mit der linken Hand die Augen und griff mit der Rechten selbst in den Beutel.
Der Regisseur blendete aus, und Helene erhob sich von ihrem Stuhl. Sie steckte das von ihr gewählte Bergungsgut in die Jackentasche und reichte dem Schatzsucher die Hand.
»Ein großartiger Auftritt«, sagte sie. »Vielen Dank fürs Kommen.«
Während der Schatzsucher die mitgebrachten Schaustücke in einer Reihe schlichter, schwarzer Koffer verstaute, ging Helene zum letzten Mal an diesem Tag zum Publikum, um Hände zu schütteln und Autogramme zu unterschreiben.
»Vielen Dank Ihnen allen, dass Sie heute hier waren«, sagte sie lächelnd. »Ich hoffe, die Sendung hat Ihnen gefallen.«
»Oh, mir auf jeden Fall«, meldete sich eine ältere Frau zu Wort.
»Ja, war lustig«, pflichtete ihr eine andere Frau bei.
Helene wandte sich an ein lächelndes Mädchen im Teenageralter. »Und wie hat es dir gefallen?«
»Es war echt cool, hier zu sein.«
»Du bist jederzeit herzlich willkommen«, erwiderte Helene. Aufmerksam musterte sie den Teenager. »Komm doch bald wieder und bring deine Freundinnen mit.«
Kyle näherte sich gerade aus dem Regieraum.
»Kyle, gib doch dieser jungen Dame deine Karte, damit sie Eintrittskarten bekommt, falls sie mit einigen Freunden wiederkommen möchte.« Helene drehte sich zu dem Mädchen. »Und schick uns eine E-Mail. Ich möchte zu gerne wissen, was für Themen dich sonst noch in der Sendung interessieren würden.«
»Sicher«, gab das Mädchen zurück. »Das wäre großartig.«
Kyle reichte ihr seine Karte. Als er Helene zurück in ihre Garderobe begleitete, sagte er: »Kannst du noch etwas bleiben? Unter Umständen habe ich ein paar gute Nachrichten.«
»Was ist denn los?«
»Ich habe gerade von einer meiner Quellen in Rom erfahren, dass der Vatikan seinen leitenden Wunderprüfer entsandt hat, um sich die Heilige Hazel anzusehen.«
»Bist du sicher?«
»Ich habe gerade eine der Redakteurinnen losgeschickt, um es zu bestätigen. Wir sollten in Kürze Bescheid wissen. Wenn es stimmt, will ich damit als Auftakt der Sendung heute Abend live ins Programm. Das hätten wir dann exklusiv. Ich lasse die Sendung mit einem Zwei-, Vier- und Fünf-Minuten-Loch am Anfang schneiden. Wir sehen einfach, wie es sich entwickelt und bringen den Rest nach deinem Auftritt.« Er reichte ihr einen Stapel Unterlagen und Fotos – Recherchen über die weinende Madonna-Statue.
»O Mann, ich würde heute Abend nur zu gern noch einen Glückstreffer landen«, sagte sie. »Wie willst du es abziehen?«
»Du eröffnest die Sendung mit der Ankündigung, dass wir brandaktuelle Neuigkeiten über die weinende Madonna haben. Wir bringen eine kurze Live-Einblendung, dann etwas Videomaterial von der Statue. Anschließend befragst du Susan, die live vor Ort ist.«
»Du willst Susan als Live-Reporterin einsetzen? Glaubst du nicht, dass sie nervös werden könnte?«
»Sie sagt, sie kommt damit zurecht. Immerhin war sie früher Reporterin in Flint, Michigan. Ich denke, sie kriegt das hin. Niemand erwartet, dass sie perfekt
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