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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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das Vogelkreischen fast jedes zweite Wort übertönte: »Aber das Allerschlimmste war, dass mir die ganze Zeit über bewusst war, dass ich selbst überhaupt nichts dagegen unternommen habe! Verstehst du das, Bryan? Ich selbst habe nichts unternommen!«
    Für den Bruchteil einer Sekunde zeichnete sich in James’ Gesicht etwas ab, das Bryan in die Tiefen der Vergangenheitsog, wo ein hohlwangiger Junge mit lebhaften Augen und Sommersprossen verzweifelt versuchte, ihn mit höhnischen Bemerkungen dazu zu bewegen, etwas zu machen, während der Ballon über ihm zu zerreißen drohte. »Vertrau mir«, hatte James damals gesagt, bevor es passierte. »Es wird schon gutgehen.« Genau diesen Ausdruck sah er jetzt wieder in James’ Gesicht. Ein Flehen, gepaart mit Selbstverachtung. »Aber das konntest du doch nicht, James«, antwortete er flüsternd. »Du warst doch krank.«
    »Einen Scheiß war ich!«, brach es unerwartet heftig aus James hervor. Seine Gesichtszüge waren aufs Äußerste gespannt. Aus seinen Augen sprach die nackte Verzweiflung. »Am Anfang vielleicht, ja! Und am Schluss wurde ich es vielleicht. Aber erst nach vielen Jahren! Nach elend vielen Höllenjahren! Ruhe fand ich in all den endlosen Jahren nur durch die Tabletten. Eine entsetzliche Ruhe. Ich war James. Ich war Gerhart. Ich war Erich. Aber krank war ich nicht.«
    Er packte fester zu und erstickte damit Bryans Antwort im Keim. »Die meiste Zeit jedenfalls nicht«, schloss er.
    Sie standen einander gegenüber und sahen sich in die Augen. Wut, Unsicherheit und Trauer sprachen aus James’ Blick.
    Bryan spürte, wie James’ Hände immer stärker um seine Oberarme fassten. James rang nach Worten. Erst im dritten Anlauf gelang es ihm, zu sprechen: »Und jetzt fragst du mich, ob ich mich an den Ballon erinnern kann! Und so wird es weitergehen   – du wirst mich immer wieder fragen, ob ich mich an dieses oder jenes erinnern kann! An Dinge, die dir und anderen ein Begriff sind, an die sich aber nur ein unbedeutender, kleiner, lächerlicher Teil von mir dunkel erinnern kann! Als wollte man mich damit zwingen, all jene Jahre hinter mir zu lassen, in denen ich dasaß und wartete!«
    »Warum glaubst du das? Warum sollten wir das wollen?« Eindringlich sah Bryan seinen Freund an, hob ganz langsam die Hände und umfasste James’ Unterarme.
    James kniff die Augen zusammen. Nach einer Weile zog er die Augenbrauen hoch und seine Gesichtszüge wurden wieder ruhiger. Er lachte kurz auf. »Letzten Endes wird es immer etwas geben, woran man sich Stück für Stück wieder erinnert.« James drückte die Oberarme dicht an seinen Körper. Bryan konzentrierte sich darauf, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. »In den letzten Tagen waren die Hundepatrouillen wieder da. An die hatte ich viele Jahre nicht mehr gedacht. Ich sehe sie vor mir, wie sie nach uns schnappen, Bryan. Sie kommen immer näher. Und dann sehe ich die beiden Züge, wie sie in der Senke aneinander vorbeifahren. Einer Richtung Westen, einer Richtung Osten. Unsere Rettung, das dachten wir damals.« Bryan nickte und versuchte, sich James zu entwinden.
    »Und dann denke ich, dass wir vielleicht besser nicht aufgesprungen wären.«
    »Das darfst du nicht denken, James. Wozu soll das gut sein?«
    James lehnte sich immer weiter an Bryan, bis sein Kinn fast auf dessen Schulter ruhte. Die Klippe hinter ihnen verschwand mehr und mehr im Nebel. Die Wellen unter ihnen donnerten von Osten heran. Bryan hörte sie rufen.
    Ein Strandvogel kreischte von dort unten herauf. Im selben Moment löste James seinen Griff um Bryans Oberarme und sein ganzer Körper begann zu beben. Während sich ein Lachanfall Bahn brach, nutzte Bryan die Gelegenheit, sich etwas von der Klippe zu entfernen. James wirkte, als sei er ganz weit weg, und sein Lachen verstummte genauso plötzlich, wie es begonnen hatte.
    Während Bryan sich weiter von der Klippe entfernte, spürte er, dass der Sog der Tiefe plötzlich keine Macht mehr über ihn hatte.
    James ließ die Schultern hängen. Er war ganz ruhig.
    »James. Es war gut, dass wir auf den Zug aufgesprungen sind. Etwas anderes darfst du dir nicht einreden.« Bryan legte den Kopf auf die Seite und versuchte, James’ Blick einzufangen. »Und es war gut, dass wir uns den Zug nach Westen ausgesucht hatten und nicht den anderen«, fügte er sanft hinzu. James sah hinauf in den Himmel, der Wind zerzauste ihm das schütter werdende Haar. Er blähte die Nasenflügel und holte tief Luft. Dann schloss er die

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