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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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als wolle sie darauf eine Antwort haben.
    »Ja, ein bisschen.«
    »Vielleicht sind wir doch zu früh gekommen.«
    »Vielleicht. Ich will sehen, ob ich ihn dazu bewegen kann, nach dem Essen einen Spaziergang mit mir zu machen. Eventuell kommt so irgendwie ein Gespräch zustande.«
    Laureen stellte ihre Tasse ab. »Du spinnst wohl!«
    »Wieso?«
    »Das erlaube ich dir nicht! Du gehst nicht mit James raus zu den Klippen!«
    »Aber warum denn nicht, Laureen?«
    »Bryan   – bei allem Respekt vor James, er ist unberechenbar!« Den letzten Satz betonte sie ganz seltsam.
    Als Petra die Treppe herunterkam, sah sie Laureen sofort irritiert an.
    »Entschuldigung«, sagte Petra kurz und wollte sich wieder entfernen.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe Laureen nur gerade erzählt, dass ich nach dem Essen gerne eine Runde mit James spazieren gehen würde.«
    Petra sah Laureen in die Augen, dann richtete sie den Blick hinaus in den Hof.
    »Hasst er mich noch immer?« Bryan war sich nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte.
    »Ich weiß es nicht, Bryan.« Petra runzelte die Stirn. »Er spricht nie von dir.«
    »Aber möglich wäre es?«
    »Alles ist möglich, wenn es um James geht.« Sie drehte sich um und reichte Bryan, was sie geholt hatte. »Sieh dir das an.«
    Das Papier war vergilbt und zerknittert. Der Bindfaden dünn und alt. Es handelte sich um eine Zeitung. »Unterhaltungs-Beilage« stand da in alten Lettern. Bryan schlug die erste Seite auf. Dort lag ein kleiner Stapel Zeichnungen. Er sah sie sich an. Legte sie behutsam nebeneinander auf den Küchentisch, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Oberfläche trocken war. Besah sich das Papier und die Signaturen. Blickte mehrfach zu Petra.
    »Kann ich gut verstehen, dass Kröner die versteckt hatte«, sagte er schließlich. »Habt ihr sie mal schätzen lassen?«
    »James sagt, die kann man nicht so ohne Weiteres schätzen lassen.« Petra legte die Hand auf eine der Zeichnungen und wandte sich dann wieder den Essensvorbereitungen zu.
    Laureen starrte unverwandt auf die kleinste der Zeichnungen. Sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich jetzt nicht.«
    Petra nickte wortlos.
    »Ja, du hast ganz richtig gelesen. Leonardo da Vinci. Und da und da. Und diese hier trägt die Signatur Bernardino Luinis.« Laureen hielt inne und sah Petra mit festem Blick an. »AberPetra: Wenn die wirklich echt sind, könnt ihr sie doch nicht einfach hier behalten!«, brach es aus ihr hervor.
    »Das habe ich nicht zu entscheiden«, entgegnete Petra nur.
    James sprach auch während des Essens kein Wort. Laureen unternahm einen Versuch, mit ihm zu reden, dann hielt sie sich zurück und beobachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen. James aß gierig. Wenn er nicht gerade auf seinen Teller starrte, richtete er den Blick stur auf die Schüsseln und nahm sich ohne Rücksicht auf die anderen nach.
    »Bryan hat vorgeschlagen, dass ihr beiden nach dem Essen einen Spaziergang macht, James«, sagte Petra, als sie den Nachtisch aßen. Entsetzt sah Laureen sie an. Bryan legte den Löffel ab und blickte zu James, der innehielt, aber nicht aufschaute.
    »Was meinst du, James? Hast du Lust?«, fragte Bryan. Das Gesicht, das James ihm zuwandte, war teilnahmslos.
    »Ich möchte das nicht, Bryan.« Laureen nahm ihn beiseite und senkte ihre Stimme, als Petra James’ Jacke holte. »Bitte geh nicht.«
    »Nun hör schon auf, Laureen!«
    »Du weißt, was ich davon halte. Muss das sein? Sollen wir nicht wenigstens mitgehen? Er hat den ganzen Tag kein Wort gesagt. Er ist so   – seltsam!« Sie betonte jedes einzelne Wort.
    »Er ist nicht einen Schritt vor der Tür gewesen, seit sie vorige Woche zu einer Behandlung in London waren, hat Petra gesagt.«
    »Ich bin trotzdem dagegen, Bryan. Bitte lass es. Mir zuliebe!« Flehend sah sie ihn an. »Hast du denn nicht den Blick bemerkt, mit dem er dich angesehen hat?«
     
    Der Wind hatte sich gelegt. Eine sanfte Meeresbrise umschmeichelte sie. Die Erde war immer noch gefroren, sodass es schwierig war, dort, wo die Vegetation am kargsten war, sicheren Schrittes zu gehen.
    Schweigend und mit fast einem Meter Abstand zwischen sich gingen sie nebeneinander her. Bryan sah immer wieder zu James und versuchte, ihn mit einem Lächeln zu erreichen.
    »Petra hat mir die Zeichnungen gezeigt, James«, sagte er leise.
    Kreischend stob ein Vogelschwarm auf und lenkte Bryans Blick aufs Meer. Bryan probierte mehrere Formulierungen im Geiste aus, bevor er endlich eine

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